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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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es eben möglich ist.“ Ihre Augen hingen wieder an der Narbe. „Und übrigens, hast du ihm einen Namen gegeben oder bleibt er eine Nummer?“
    Barra lachte. „Zwo-vierundachtzig ist immer noch Zwo-vierundachtzig in meinem Bericht. Aber für mich ist er Wolf.“
    „Wolf? Ist das nicht ein Tier?“
    „Ja, aber auch ein Name, obwohl kein sehr gebräuchlicher, aber ich kenne ihn.“ Ihr Tonfall verriet sie. Zee sah sie an.
    „Hast du jemand gekannt, der Wolf hieß?“
    Barra nickte, die Augen auf des Mannes Fersen gerichtet. „Vor langer Zeit und weit von hier.“ Sie lächelte dünn. „Bei ihm klang der Name komisch. Seine Mutter hatte gehofft, daß er ein starker Mann würde.“ Barra schüttelte den Kopf. „Mein Gott, hat die sich geirrt! Aber ich mochte ihn gern.“ Sie blickte auf den Mann von hinter den Bergen. „Also habe ich ihn Wolf genannt. Auf ihn paßt der Name.“
    „Ja“, stimmte Zee zu. „Ich nehme an, er paßt, obwohl ich noch nie einen Wolf gesehen habe.“
    Die Karawane wand sich durch die Straßen der Siedlung bis zum Stadtrand. Die Häuser wurden kleiner und spärlicher, kleine Gärten und Farmen tauchten auf, und hier und da erschien ein Gesicht an einem der Fenster und sah ihnen nach. Bald hatten sie die Stadt ganz hinter sich gelassen und waren im offenen Land. Sie marschierten nach Westen und langsam, kaum merklich, hob sich der Boden schon ein wenig. Hinter ihnen begann in der Ferne eine Glocke zu läuten. Der Regen wurde dünner, und der Himmel hellte sich auf.
    Die Pfadfinder der Vorhut nahmen es noch nicht so genau. Jetzt war noch keine Wachsamkeit nötig. Später würde es anders sein, da mußten sie scharf aufpassen und sich dem langsameren Tempo der Wagen anpassen.
    Dann würden auch die Sicherungsgruppen an den Flanken ausschwärmen, um die Wagen vor Angreifern zu schützen, die der Vorhut entgangen waren, und die Nachhut würde zurückfallen, um einen Angriff von hinten zu verhindern. Aber am gefährdetsten war dieVorhut, und die Soldaten dort waren sorgfältig ausgesucht. Hinter dem Paß würde jeder auf seinem Posten sein.
    Die Wagen krochen über die Landstraße auf die Vorgebirge zu. Gelegentlich sah ihnen ein Farmer nach. Nach und nach hatte es sich aufgeklärt, es wurde wärmer, die Regenmäntel verschwanden, und die Waffen wurden auf Feuchtigkeit untersucht. Schwerter klirrten an jeder Hüfte, Bogen und Köcher hingen auf jedem Rücken, ausgenommen denen der Offiziere. Jeder Soldat trug in einer Brusttasche ein Fläschchen mit Gift für die Pfeile für den Fall einer Gefahr. Der Waffenwagen war mit Pfeilen, Bogen und Speeren mit metallenen Spitzen beladen.
    Die Offiziere und Soldaten der Kronkolonie West-Somerset zogen nach Westen und nahmen zum erstenmal die Bergkette in Angriff, die ihnen bis jetzt den Weg ins Innere des Landes versperrt hatte. Zum erstenmal kam ihnen zu Bewußtsein, daß es überhaupt ein Inneres gab.
    Das langsame Denken entsprach dem langsamen Aufstieg ihrer Ahnen aus der Barbarei. Vor nicht zu vielen hundert Jahren waren die Inseln nur mit vereinzelten Stämmen in kleinen Dörfern bevölkert, die sich gegen wandernde Horden kriegerischer Frauen wehren mußten, die die Insel durchstreiften. Langsam hatte sich das Land aus dieser Düsternis emporgearbeitet, sich zusammengeschlossen und wegen der Überzahl der Frauen die erste Königin auf den Thron gesetzt. Danach beschleunigte sich der Fortschritt.
    Infolge der matriarchalischen Regierungsform wurden Institutionen gegründet, Organisationen aufgezogen und die ersten, schwachen Versuche zu Entdeckungsreisen auf dem Meer gemacht. Der Kanal wurde überquert und auf der anderen Seite ein riesiger Kontinent entdeckt. Hundert Jahre später überquerte man den großen, geheimnisvollen Ozean und entdeckte ein anderes Land, ein fruchtbares Land zwischen Bergen und Meer. Die Kronkolonie West-Somerset wurde gegründet und die Eingeborenen zum Export von Nahrungsmitteln und Metallen eingesetzt. Die Inseln, als Zentrum der bekannten Welt, wurden immer reicher, und die ganze bekannte Welt war das unbestrittene Reich der Königin.
    Aber noch hatte man keine Zeit gehabt, die Frage nach dem Gestern zu stellen. Man fand Ruinen von Städten und Völkern, und manches Stück wurde zu Hause in Museen ausgestellt; die Schulen lehrten Archäologie und ähnliche Wissenschaften nur sehr oberflächlich, und die Studenten, wie Soldat Perri, wandten sich bald nach Absolvierung der Kurse anderen Berufen zu, da die

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