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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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wissenschaftlichen Gebiete keine genügende Lebensgrundlage boten. Auch fehlte den Studenten Neugier und der Wunsch nach Wissen. Man wußte zwar, daß man aus einem dunklen, mörderischen Zeitalter hervorgegangen war, aber es gab keinen Grund zu forschen, warum es dunkel und mörderisch gewesen und was die Ursache davon war.
    Nichts wies darauf hin, daß es vor der Dunkelheit schon etwas gegeben hatte. Gelegentlich rätselte ein Student an Funden herum und stellte Theorien auf, aber die Frage, woher die Ruinen und Überreste stammten, wer sie verursacht hatte, war lediglich ein Thema für ziellose Diskussionen.
    Captain Zee führte ihre Truppen in die unbekannte Wildnis, weil sie, wie viele Kommandanten vor ihr, neues Land für die Krone entdecken wollte, neuen Reichtum und Rohstoffe für die Inseln, und vielleicht das eine oder andere neue Museumsstück, aber ihre Truppe besaß zwei Dinge, die ihr vor den anderen einen Vorteil verschafften. Eine unter ihnen war eine frühere Archäologin und marschierte jetzt an der linken Flanke, weil man von Archäologie nicht leben konnte. Und die Truppe hatte einen Führer, einen Eingeborenen des unbekannten Landes. Im allgemeinen wurde dieser zweite Vorteil zwar nicht anerkannt, aber vier der marschierenden Frauen glaubten, daß er sich ihr persönlich vielleicht nützlich erweisen konnte.
    „Barra …“, brach Zee das lange, nachdenkliche Schweigen. „Es ist doch eigenartig. Ist dir etwas aufgefallen?“
    „Mir ist eine ganze Menge aufgefallen“, antwortete die Ärztin. Sie hatte die kalte Pfeife im Mund. „Lauter angenehme Dinge sind mir aufgefallen, und ich freue mich darauf. Woran denkst du?“
    „Zwo-vier – ich meine Wolf. Wir benutzen ihn als Führer, ohne ihn vorher gefragt zu haben. Du und ich haben bestimmt, daß er uns führen wird – und hier sind wir also. Barra, wir haben ihm weder gesagt, wohin wir wollen, noch was wir suchen. Und doch geht er da vor uns, folgt unseren Wünschen, ohne gebeten worden zu sein.“
    Barra nahm die Pfeife aus dem Mund und lachte. „Zee, du hast meinen Bericht immer noch nicht gelesen!“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Hättest du ihn gelesen, würdest du wissen, daß ich einige Theorien hineingeschrieben habe. Und eine davon war, daß er eine unheimliche Fähigkeit besitzt, das Richtige zu tun, ohne daß es ihm gesagt werden muß. Ich habe ihn gründlich untersucht. Ich habe mehr als zwei Stunden gebraucht, um ihn von Kopf bis Fuß zu inspizieren.
    Langsam bemerkte ich etwas, und ich erfand kleine Tests für ihn. Angenommen, ich wollte seine Füße ansehen; ich erinnere mich, daß ich wissen wollte, ob er eingewachsene Nägel hatte. Also, dachte ich, sehen wir uns mal die Füße an. Und bevor ich danach greifen konnte, streckte er sie mir unter die Nase. Oder ich dachte an seine Ohren. Glaub mir, Zee, er richtete sich sofort auf und hielt mir den Kopf hin. Und so weiter.“
    „Er erriet also deine Gedanken?“
    Barra zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. Er wußte, ich wollte ihm nichts Böses tun. Als die Streife ihn brachte, zeigte ich auf meinen Operationstisch, und er legte sich darauf. Und da blieb er, bis ich fertig war.“ Sie suchte in ihren Taschen nach Tabak.
    „Aber es ist doch unmöglich, daß er deine Gedanken liest. Das ist zu phantastisch; es ist …“
    „Ja, nicht wahr?“
    Der Captain blickte auf den Hinterkopf des Mannes. „Eine unglaubliche Sache … wie schwarze Magie …“ Plötzlich und ohne Warnung zog sie den Dolch, sprang auf den bloßen Rücken zu und schwang den Dolch, um ihn in sein Rückgrat zu stoßen.
    Barra riß die Hände hoch, um sie zurückzuhalten, wollte schreien, brachte aber keinen Ton heraus. Die Klinge blitzte um einen Zoll an der braunen Haut vorbei.
    Wolf ging weiter, ohne sich umzudrehen oder sonstwie erkennen zu lassen, daß er die Nähe des Messers gespürt hatte.
    Einige der Soldaten hatten den Vorfall gesehen und waren mit erhobenen Speeren herbeigekommen. Zee winkte ihnen, sich wieder zurückzuziehen. Sie steckte den Dolch in die Scheide und wartete, bis die Ärztin sie eingeholt hatte.
    „Zee, was im Namen der Königin …“
    Zee lächelte kalt. „Da hast du deine Theorien, Doktor. Er hat meine Gedanken nicht lesen können; er wußte nichts von meiner Gegenwart!“
    Barra stopfte mit zitternden Händen ihre Pfeife. Dann steckte sie sie an. „Du hast doch gar nicht beabsichtigt, ihn zu töten, nicht? Du wolltest ihn nicht einmal berühren.“
    „Natürlich

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