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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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Begegnung mit den Fremden riskieren können.
    Vorsichtig kroch ich zurück. Ich mußte äußerst vorsichtig sein, denn die Spitzen der Farne durften sich auf keinen Fall bewegen. Am Hang hatte ich es dafür leichter und konnte mich beeilen. Meine größte Angst war, daß sich ein Stein lösen, ins Tal hinabpoltern und mich so verraten könnte.
    Schweißgebadet turnte ich nach unten und erreichte das Seeufer verhältnismäßig schnell. Ich hatte Angst um Eve und das Kind. Sicherlich hatten die Fremden Expeditionen ausgeschickt. Wenn nun einer dieser Suchtrupps zufällig auf das Floß gestoßen war?
    Schon aus der Ferne hörte ich das Baby wimmern. Für mich war dieses klägliche, schwache Geschrei des Neugeborenen eine außerordentliche Beruhigung, denn nun wußte ich, daß die beiden noch auf dem Floß waren. Ich hastete über den schwankenden Steg und blickte in die Hütte.
    Eve lag noch immer auf ihren Matten, das Kind an ihrer Brust. Ein wunderbares Gefühl durchströmte mich. Wir waren gerettet. Eve konnte das Kind ernähren und somit seine Zukunft sichern. Sie hatte die Augen geöffnet und blickte merkwürdig starr zum Dach der Hütte hinauf.
    Dann erkannte ich aber, daß diese weit und starr geöffneten Augen nichts mehr sahen. Eve war tot.
    Fassungslos brach ich auf die Knie und blickte auf meine Schicksalsgefährtin, die noch im Tode ihr Kind umarmt hielt. Sie war gestorben, während sie versuchte, ihr Kind zu nähren.
    Tränen rannen mir über die Wangen und tropften auf meine Brust. Ich war verzweifelt. Ich verfluchte mein Schicksal und die Welt, in der solche Dinge möglich waren. Eve war in meiner Abwesenheit gestorben. Vielleicht hatte sie nach mir gerufen? Vielleicht hätte ich ihr helfen können? Plötzlich wußte ich, wie sehr ich sie geliebt hatte. Das harte Leben der letzten Wochen hatte diese persönliche Bindung etwas in den Hintergrund treten lassen, aber ihr Tod ließ mich erst erkennen, was sie für mich gewesen war.

 
16.
     
    Ich war wie betäubt. Unaufhörlich kreisten die Gedanken um die gleichen Dinge. Nun war alles aus. Eve, die Ernährerin des Kindes, war nicht mehr am Leben. Ihr Tod mußte unweigerlich auch das Ende des Kindes zur Folge haben. Ich würde noch einige Zeit leben, ein verdorrender Ast des Lebens, der keine Frucht mehr tragen konnte. Eves Tod hatte alle meine Hoffnungen und Pläne zunichte gemacht.
    Allmählich erwachte ich aus der Betäubung des Schmerzes und stand schwerfällig auf. Mein Blick glitt über die Dinge, die uns in den letzten Wochen das Leben erleichtert hatten. Ich starrte auf das Floß, auf das dichte Blätterdach der Hütte, auf die Steinwerkzeuge und die roh geformten Töpfe. Diese Dinge hatten uns noch vor wenigen Tagen das Gefühl relativer Sicherheit gegeben. Nun waren sie bedeutungslos geworden, letzte Zeugen eines sinnlosen Bemühens.
    Das Kind wimmerte. Ich nahm es hoch und spürte die Wärme des kleinen Körpers. Wie lange konnte dieses kleine Leben ohne Nahrung brennen? In wenigen Stunden würde es ebenfalls sterben. Und ich? Würde ein Selbstmord nicht meine Leiden verkürzen? Noch vor wenigen Stunden hätte ich verzweifelt um mein Leben gekämpft, aber nun war ich bereit, es wegzuwerfen.
    Das Leben muß einen Sinn haben, einen Sinn, der das Leben zu einer Aufgabe macht. Ich aber hatte keine Aufgabe mehr – oder etwa doch …?
    Mein eigenes Leben war mir plötzlich unwichtig geworden, aber ich hatte ein Kind in den Armen, ein Lebewesen, für das ich verantwortlich war. In mir erwachten Instinkte, von denen ich vorher nie eine Ahnung gehabt hatte.
    Langsam ging ich über den schmalen Steg ans Ufer. Eve ließ ich liegen. Ich rührte sie nicht einmal an, denn ich wollte den Tod nicht spüren.
    Meine Augen waren nun wieder trocken. Ich hatte einfach keine Tränen mehr. Ich drehte mich auch nicht um, als ich mit dem Kind in den Armen über den weißen Sandstrand schritt. Ich wußte, daß ich das Floß nie wieder betreten würde.
    Ich dachte kaum noch. Meine Handlungen waren lediglich Reflexe. Vielleicht gab es noch eine Hoffnung für das Kind? Der an sich schon nicht einfache Aufstieg wurde durch das Kind noch schwieriger. Bei diesem Aufstieg brauchte ich aber nicht vorsichtig zu sein, denn ich wollte mich den Fremden zeigen. Nun begann ich sogar schon zu fürchten, daß sie inzwischen wieder gestartet waren und den Planeten verlassen hatten. Eine ungewisse Hoffnung keimte in mir auf. Ich wußte nicht, was uns erwartete. Vielleicht ein schneller

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