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TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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beruhen auf bestimmten Notwendigkeiten. Wir waren allein in der Kapsel, das stimmt. Die Leute, die uns in die Kapsel setzten, hatten einen Mann und eine Frau gewählt, weil diese Zusammensetzung der Mannschaft am erfolgversprechendsten erschien. Die Kapsel hatte nur Raum für zwei Personen. Aus diesem Grunde durften wir während der Reise auch keine Kinder bekommen.“
    „Aber warum hat man eine Frau und einen Mann auf die Reise geschickt?“ fragte Eve verständnislos. „Die Verantwortlichen mußten doch wissen, daß das zu Spannungen führen mußte. Waren diese Menschen grausam oder wahnsinnig?“
    „Absolut nicht, Eve. Sie wußten sehr genau, was sie taten. Sie wählten uns, weil wir jung waren. Sie wußten, daß es zu Spannungen kommen würde. Sie wußten aber auch, daß wir uns niemals gegenseitig umbringen würden.“
    „Haben diese Männer euch gehaßt? Wollten sie euch bestrafen?“
    „Sie haben uns kaum gekannt, Eve. Für diese Männer waren wir nur Nummern. Werte, die sie von unseren Personalakten ablasen. Wir waren eben beide am besten geeignet, eine solche Expedition zu überstehen. In jenen Tagen waren Hunderte von Tonnen Treibstoff nötig, um ein einziges Kilo in den Raum zu schleudern. Da ein Mensch allein kaum den Anstrengungen gewachsen gewesen wäre, mußten zwei Menschen geschickt werden. Die zwischen uns auftretenden Spannungen, der zeitweilige Haß, die Liebe, all das war genau einkalkuliert.“
    Eve schüttelte sich. Ihre Hände zerknüllten das Papier, auf dem sie sich Notizen zu machen pflegte.
    „Ihr wart also nur Opfer“, sagte sie tonlos. „Ich habe euch immer bewundert, aber nun sehe ich die Sache von einem anderen Standpunkt. Eigentlich freue ich mich nicht auf ein Leben auf dieser Erde.“
    Ich antwortete nicht und legte mich auf mein Bett. Das Raumschiff raste durch den Raum, auf meine Heimat zu, dem System entgegen, dem auch Eve wenigstens physisch entstammte. Ahnungen von den in der Zukunft liegenden Komplikationen tauchten in mir auf und machten mich unruhig.
    „Vater …“
    „Was ist, Eve?“
    „Ich bin aber doch zur Welt gekommen. Warum habt ihr euch trotz aller Gefahren entschlossen, doch ein Kind zu haben?“
    Mir blieb keine andere Wahl, als ihr die Wahrheit zu sagen, denn Ausflüchte hätte sie sofort erkannt.
    „Wir nahmen an, daß wir sterben mußten, Eve. Wir brauchten keine Rücksicht mehr zu nehmen.“
    Ich erwartete einen Kommentar dazu, doch Eve sagte nichts. Was mußte sie nach diesem Geständnis von mir halten? Schlafen konnte ich nicht in dieser Nacht. Die Erinnerungen zogen an mir vorüber. Eve tat mir leid. Die Wahrheit war brutal und schockierend, aber ich konnte sie ihr nicht verheimlichen. Ich verabscheute mich, aber im Grunde wußte ich ganz genau, daß ich weder schlecht noch besonders gut war. Ich war ein Mensch und lebte wie ein Mensch. Eve sah alles von einer anderen, höheren Warte. Ich konnte nur hoffen, daß sie auch Verständnis für mich aufbrachte.

 
27.
     
    Nach einem Monat ständiger Beschleunigung war die Blauverschiebung der vor uns liegenden Sterne mit bloßem Auge wahrnehmbar. Noch befanden wir uns am Anfang der Geschwindigkeits-Exponentialkurve, nach der sich auch die bald eintretende Zeitverschiebung errechnen ließ. Schwere Panzer wurden vor die Fenster geschoben, denn bei so hohen Geschwindigkeiten waren auch die Sinnesorgane der Karaner überfordert. Die Mannschaft wurde merkwürdig nervös. Vielleicht war es das Ungewöhnliche der Expedition, vielleicht das ewige künstliche Licht, jedenfalls wurden die Karaner merklich unruhiger.
    Nach drei Monaten war die Stimmung schon außerordentlich schlecht. Die Karaner gaben sich kaum noch Mühe, ihre Feindseligkeit zu verbergen. Den besten Beweis für die allgemeine Stimmung an Bord lieferte das Verhalten des Kapitäns, als ich ihn aufsuchte, um mich über die Position und die Geschwindigkeit des Raumschiffes zu informieren. Auf Grund des Doppler-Effektes, der Rotverschiebung der hinter uns liegenden Gestirne, ließen sich diese Daten errechnen. Mein Besuch hatte einen ernsten Grund, denn meine eigenen Berechnungen deckten sich nicht mit den Ergebnissen der Navigatoren. Wahrscheinlich lag das daran, daß mir seit einiger Zeit die Benutzung der Beobachtungsgeräte verwehrt wurde. Die Navigatoren waren so mißtrauisch geworden, daß sie mir kaum noch Auskünfte gaben und sich weigerten, mit mir zu diskutieren.
    Der Kapitän war nicht sehr aufgeschlossen. Immerhin hatte er uns bis kurz

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