Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 69: Im Kosmos verschollen

TS 69: Im Kosmos verschollen

Titel: TS 69: Im Kosmos verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
Vom Netzwerk:
des Kosmos interessiert sein und sich mit ihrem System begnügen. Für uns beide kann das allerdings ein Unglück sein. Die Mannschaft kann meutern und nach Kara zurückkehren. Wenn das geschieht, werden sie kaum noch Rücksicht auf uns nehmen.“
    Eve schüttelte den Kopf. „Sie werden nicht umkehren. Sie haben zwar keine Erfahrungen, aber sie werden sich auch an lange Reisen gewöhnen. Wirklich gefährlich wird es erst werden, wenn wir auf dem Neptun landen und Verbindung mit unseren Leuten aufnehmen. Dieser Augenblick wird die Nerven der Karaner am stärksten belasten.“
    Das war auch meine größte Sorge. „Du kennst die Karaner besser als ich“, sagte ich zu Eve. „Werden sie es ertragen können, den Lauf der Dinge abzuwarten? Es wird für sie und auch für die Menschen eine Bewährungsprobe sein. Werden beide Seiten ihre Befürchtungen zurückstellen können? Beide Rassen werden die andere als monströs und abstoßend betrachten. Werden beide Seiten ihre natürlichen Gefühle beherrschen können?“
    „Auf jeden Fall können wir den Karanern keine Vorwürfe machen“, antwortete Eve. „Sie verdächtigen uns und fürchten sich vor der Menschheit, aber das ist doch ganz natürlich.“
    „Vielleicht wird es auch bei der einen Begegnung bleiben“, sagte ich hoffnungsvoll. „Immerhin sind die Karaner und auch die Menschen zivilisierte Wesen. Sie werden sich begrüßen, bestaunen, bestimmte interessante Dinge austauschen und dann wieder verabschieden.“
    Eve teilte diese Meinung nicht. „Du lebst in einer eng begrenzten Gedankenwelt“, sagte sie nüchtern. „Du denkst so, wie du es gelernt hast. Wahrscheinlich ist dir noch nicht aufgegangen, was die Kultur der Karaner uns zu geben hat. Für dich ist ein Mensch nur eine Art Maschine, ein Bündel aus Haut, Knochen, Muskeln und Sehnen. Für dich ist ein Mensch eine kompakte Schöpfung, ein Wesen, das mit der Welt fertig werden muß.
    Mir genügt das nicht. Selbst die Wissenschaftler auf der Erde haben erkannt, daß ein Mensch praktisch eine Kolonie vieler lebender Zellen ist. Diese Zellen und auch die in unserem Blut schwimmenden Korpuskeln sind freie Individuen, die wir nicht kontrollieren können. Ich gebe zu. daß die Zelle eine elektrochemische Verbindung mit dem Gehirn hat und daß die Aktionen des Körpers durch Hormone gesteuert werden, aber das erklärt noch nicht alles. Deine rein materialistische und mechanistische Deutung des Lebens ist unbefriedigend. Du vergleichst den Menschen mit einer Maschine, aber der wesentliche Unterschied zwischen Mensch und Maschine besteht darin, daß die Maschinenteile der Abnutzung unterworfen sind, der menschliche Organismus sich aber ständig erneuert. Demnach ist also nicht das Material, sondern die Form der Anordnung wichtig. Die Moleküle und Atome eines Körpers sind einem ständigen Wechsel unterworfen. Der Mensch ist also kein festgefügtes Stück Materie, sondern lediglich eine zeitweilige Konstruktion, ein bestimmtes Muster von Molekülen und Atomen, das sich einer ganz bestimmten Manier in den vier Dimensionen der Raumzeit bewegt. Das Problem ist demnach folgendes: weder du, der du den Menschen physisch siehst, noch die Karaner, die alle Wesen als Bewegungen in der Zeit sehen, keiner von euch kann die volle Wahrheit erkennen.“
    „Du meinst also, daß die verschiedene Deutung der Welt zwangsläufig zu Konflikten führen muß, Eve?“
    Eve zuckte mit den Schultern. „Wie soll ich das wissen? Wir haben eben verschiedene Ansichten und Wünsche. Lebende Wesen leben in einer Welt von Ereignissen. Die Wahrheit, die Erkenntnis, ist nur ein Mittel, um die verschiedenen Ereignisse den eigenen Wünschen entsprechend zu verbinden. Wir sind also von Natur aus nicht befähigt, die absolute Wahrheit zu erkennen. Unsere Wahrheit ist anders als die der Karaner, weil wir verschiedene Wünsche und verschiedene Konstitutionen haben. Ein Zusammenklang solcher Gegensätze ist demnach völlig unmöglich. Karaner und Menschen können einfach nicht auf der gleichen Ebene leben. Eine ganz natürliche Feindschaft ist nach meiner Meinung gar nicht abzuwenden.“
    Eve verwunderte mich immer mehr. Ihre Fähigkeit, die Fakten miteinander zu kombinieren und zu den einzig möglichen Schlüssen zu kommen, war für ein Mädchen diesen Alters geradezu verblüffend.
    In diesem Augenblick hörte ich ein Geräusch. Ich stand sofort auf und öffnete die Tür. Ich hatte mich nicht getäuscht. Vor der Tür stand ein bewaffneter Posten, der

Weitere Kostenlose Bücher