TS 71: Flitterwochen in der Hölle
Armee anfeuern könnte, ist bereits gefallen – nur hat es ausgerechnet das Gegenteil bewirkt. Sagen Sie dem General, er soll warten, vielleicht habe ich in ein paar Tagen wieder Zeit für ihn. Wer steht als nächster auf der Liste?“
„Professor Gresham aus Harvard.“
„Sein Fachgebiet?“
„Philosophie und Metaphysik.“
Der Präsident seufzte. „Schicken Sie ihn herein“, sagte er mit müder Stimme.
„Sie wollen also tatsächlich behaupten, Herr Professor, daß Sie keine Meinung haben? Sie haben keinerlei Vermutung, ob X Gott ist oder der Teufel; ob es sich um einen Supermann aus einer anderen Galaxis handelt. oder um einen irdischen Wissenschaftler; ob es ein Marsianer ist, oder …?“
„Wozu wäre eine Vermutung gut, Herr Präsident? Ich bin fest davon überzeugt, daß wir nie herausfinden werden, von wem der Befehl kam, und wir werden nie erfahren, wer oder was X ist. Schließlich ist es ein wesentlicher Bestandteil seines Plans, daß wir es nie wissen werden.“
„Warum?“
„Es ist offensichtlich, daß X wünscht, wir sollten seinen Befehl nicht befolgen. Wer hat jemals schon von Menschen gehört, die einen Befehl ausführten, es sei denn, sie wußten – oder bildeten es sich ein, es zu wissen – von wem er stammte? Wenn jemand herausbringen würde, wer diesen Befehl gegeben hat, dann könnte er sich für Gehorsam oder Ungehorsam entscheiden. Solange er es aber nicht weiß, ist es psychologisch für ihn beinahe unmöglich, zu gehorchen …“
Der Präsident nickte langsam. „Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Die Menschen gehorchen Befehlen – auch, wenn sie angeblich von Gott kommen – nur dann, wenn sie mit dem übereinstimmen, was sie zu begreifen fähig sind. Aber wie können sie einen Befehl ausführen und doch Menschen bleiben, wenn sie nicht sicher sind, von wem er stammt?“
Er lachte. „Nicht einmal die Kommunisten sind sich klar darüber, ob wir Kapitalisten es getan haben, oder nicht. Und solange sie es nicht genau wissen …“
„Waren wir es eigentlich?“
„Das frage ich mich manchmal selbst. Ich weiß zwar genau, daß wir es nicht waren, aber so unwahrscheinlich wäre es ja nun auch wieder nicht.“ Er machte eine kurze Pause und zündete seine Pfeife an. „Jedenfalls glaube ich nicht, daß es einen Krieg geben wird. Keiner könnte es sich leisten, einen anzufangen.“
Es gab keinen Krieg.
Die erste Zeitmaschine
(FIRST TIME MACHINE)
„Meine Herren, die erste Zeitmaschine“, sagte Dr. Grainger feierlich.
Seine drei Freunde starrten sie an.
Sie bestand aus einem quadratischen Kasten von etwa zwanzig Zentimetern Seitenlänge, mit einigen Skalen und einem Schalter.
„Man braucht sie nur in die Hand zu nehmen“, erklärte Dr. Grainger, „und sie auf das gewünschte Datum einstellen. Dann drückt man auf den Knopf – und schon ist man dort!“
Smedley, einer der drei Freunde des Doktors, nahm den Kasten in die Hand und sah ihn nachdenklich an. „Funktioniert sie tatsächlich?“
„Ich habe sie ganz kurz ausprobiert“, antwortete der Doktor. „Ich habe sie auf gestern eingestellt und dann den Knopf gedrückt. Dann sah ich mich selbst, wie ich aus dem Zimmer ging – hat mich ein bißchen mitgenommen!“
„Was wäre wohl gewesen, wenn Sie zur Tür geeilt wären und hätten sich selbst in das verlängerte Rückgrat getreten?“
Dr. Grainger lachte. „Vielleicht hätte ich das gar nicht können – denn es würde ja die Vergangenheit ändern. Das ist, wie Sie alle wissen, das Paradoxon einer Reise mit einer Zeitmaschine. Was würde geschehen, wenn jemand in die Vergangenheit zurückginge und seinen Großvater umbrächte, bevor dieser seine spätere Frau kennengelernt hat?“
Smedley, der immer noch den Kasten in der Hand hielt, trat plötzlich ein paar Schritte zurück und grinste sie an. „Das“, sagte er, „ist genau, was ich jetzt tun werde. Während Sie sich so angenehm unterhalten haben, habe ich die Zeitmaschine um sechzig Jahre zurückgestellt …“
„Smedley! Tun Sie’s nicht!“ Dr. Grainger stürzte auf ihn zu.
„Halt, Doktor. Bleiben Sie, wo Sie sind, oder ich drücke gleich jetzt den Knopf, ohne Ihnen zu erklären, warum ich das vorhabe.“ Grainger blieb stehen. „Ich habe ebenfalls von diesem Paradoxon gehört, und es hat mich immer sehr interessiert, weil ich wußte, daß ich meinen Großvater tatsächlich umbringen würde, wenn ich jemals die Chance gehabt hätte. Ich habe ihn immer gehaßt. Er war ein brutaler
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