TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2
die blauen Augen sehr aufmerksam. „Navajo“, wiederholte Logan nachdenklich, als versuche er sich zu erinnern, wo er dieses Wort schon einmal gehört hatte. Er hob die bandagierte Hand an das Armband an Storms Handgelenk und berührte dann ganz leicht die Kette, die frei herunterhing, als ihm der andere zu essen bot. „Dies stammt von den Navajos, nicht?“
Storm wartete. Er hatte das eigenartige Gefühl, als führe dies Gespräch zu einem wichtigen Ergebnis. „Ja.“
„Mein Vater hat auch so ein Armband.“
Das war falsch, diese Worte stürzten Storm wieder in die Erinnerung an das, was er in den letzten Wochen zu vergessen gesucht hatte. Unwillkürlich schüttelte er Logans Hand ab und stand auf.
„Dein Vater“, der Terraner sprach leise, ruhig und sehr abwesend, obwohl man unter der Oberfläche dieses Tones die Drohung spürte, „ist kein Navajo!“
„Und du haßt ihn, nicht?“ fragte Logan. Es klang, als mache er eine Bemerkung über die Dunkelheit der Nacht draußen. „Brad Quade hat viele Feinde, aber eigentlich nie Männer wie dich. Nein, er ist kein Navajo. Er ist auf Arzor geboren, aber seine Eltern waren Terraner. Er ist ein halber Cheyenne.“
„Cheyenne!“ Storm erschrak. Es war leichter, sich Quade, den Feind, als Abkömmling des alten, arroganten weißen Volkes vorzustellen, das gelogen hatte, betrogen, und sein Volk immer tiefer erniedrigt hatte.
„Cheyenne, das sind Indianer“, begann Logan zu erklären, aber er wurde unterbrochen.
Surra war schon auf, ihre schläfrige Zufriedenheit verflogen, als hätte sie nicht noch Sekunden zuvor im Halbschlaf zu ihren Füßen gelegen. Und Storm griff rasch nach dem Blaster, den er der Wache am Paß abgenommen hatte. Er war zwar von den Xiks hergestellt, aber er ähnelte den Waffen der Konföderierten so weit, daß er mit ihm umzugehen wußte. Er wünschte nur, er hätte mehr als ein Magazin dafür.
Es war Gorgol, der sich hereinschob, und die Nachrichten, die er brachte, waren nicht gut. Er hatte nicht nur keinen anderen Ausgang aus dem Tal suchen können, sondern am südlichen Ende des Überschwemmungsgebietes kampierte ein Kriegstrupp der Nitra, und im Norden waren entlang der Klippen Lichter aufgetaucht.
„Die Pferde“, entschied Storm zunächst. „Und Wasser. Holt die Tiere herein und soviel Wasser, wie wir unterbringen können. Vielleicht überstehen wir eine Suche, und die Xiks kämpfen mit den Nitra.“
Sie arbeiteten schnell. Sie löschten das Feuer und erweiterten die Öffnung, so daß Rain und die drei Pferde aus dem Nachbartal in die Höhle gebracht werden konnten. Bei der Rückkehr fanden sie Logan auf den Beinen. Er untersuchte mit Storms Taschenlampe den dunklen Tunnel, den sie bis jetzt gemieden hatten.
„Ich möchte wissen“, überlegte er, „ob dieses Loch ganz durch den Berg hindurchgeht. Es könnte sein, daß dies keine von den regulären Versiegelten Höhlen war, sondern eine Passage von einem Tal ins nächste.“
Storm betrachtete das schwarze Loch, von dem der Strahl der Lampe so schnell verschluckt wurde, ohne jede Begeisterung. Die Luft wurde muffiger, je weiter sie sich vom Eingang entfernten, und er hatte das Gefühl, daß ein Ausflug in die unbekannten Regionen ein Ausflug in den Tod sein würde.
„Komische Luft.“ Logan humpelte weiter. Mit einer Hand stützte er sich gegen die Wand. „Riecht so tot. Licht täuscht auch.“
Und Storm bemerkte, daß sich die Pferde in der Mitte der Höhle zusammendrängten und keinerlei Lust zeigten, weiter in den Tunnel vorzustoßen, daß Surra den dunklen Schlund mied und daß Hing, deren Neugier sie bisher zu den leichtsinnigsten Abenteuern verleitet hatte, nicht hinter Logans Füßen herhoppelte, sondern dahockte und sich hin- und herwiegte, die Nase hoch erhoben und mißtrauisch schnüffelnd.
Mit Gorgol machte sich der Terraner daran, die Vorderseite der Höhle wieder zuzumauern und verwischte die Hufspuren bis zum Seeufer hinunter. Dann füllte er die drei Feldflaschen und Gorgols Wasserschlauch aus Echsenhaut bis zum Rand. Vom Ufer des immer noch sinkenden Wassers sah Storm die Lichtpunkte entlang der Klippen. Wenn die Xiks die Leiche der Wache entdeckt hätten, wären sie wohl vorsichtiger, wenn sie bei Nacht herumliefen.
Es war mitten in der Nacht, als die Flüchtlinge mit der Tarnung der Höhle fertig waren und in ihr Versteck krochen. Es schien Storm, als er sich niederlegte, um soviel Schlaf wie möglich zu ergattern, daß die dumpfe Atmosphäre des
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