TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2
sich nicht vom Fleck rühren, bis er ihr den Befehl dazu gab.
Storm hatte wieder das Messer in der Hand. Einen Augenblick lang war die Müdigkeit seines Körpers vergessen, seine Welt beschränkte sich auf die beiden entblößten Klingen. Er hörte nur ganz undeutlich den Schrei von oben, als die Männer dort die Szene auf dem Plateau erblickten.
Aber wenn der Terraner den Ausruf nicht hörte, Bister hörte ihn. Und der große Mann machte einen Sprung nach vorne. Er war entschlossen, den Kampf zu beenden, ehe die anderen Storm zu Hilfe kommen konnten.
Storm duckte sich und ärgerte sich gleichzeitig über seine Langsamkeit. Aber wie im Lager der Nitra war er von seiner Aufgabe besessen und nahm keine Rücksicht auf seine körperliche Schwäche. Nur gehorchte ihm sein Körper nicht mit der Schnelligkeit und Perfektion, die er brauchte, um seiner sicher zu sein.
Bister fand das schnell genug heraus und merkte, daß Storm nicht mehr derselbe Mann war, den er vom Hafen bis nach Irrawady Crossing vor sich gehabt hatte. Er stieß schnell und mit geübter Präzision zu.
18.
Stahl klirrte auf Stahl, als Storm den Angriff parierte. Aber Bister stieß nach, Zuversicht lenkte jede Bewegung, als er den Terraner zum Rückzug zwang.
Storm versuchte, ein Netz kleiner Finten und Ausweichmanöver zu weben mit der Absicht, den anderen in eine Position zu bringen, in der der blendende Strahl der Lampe ihn voll ins Gesicht traf. Bister aber war sich der Gefahr bewußt und folgte Storm nicht, als jener zurückwich.
Der Terraner wußte, daß er alles in Sekundenschnelle beenden konnte, indem er Surra rief, aber er mußte Bister allein besiegen, auf seinen eigenen Füßen stehend, Stahl gegen Stahl, oder er würde dem Team nie wieder einen Befehl geben können.
Die Zeit hatte keine Bedeutung mehr, als ihre Stiefel vorsichtig auf dem Felsboden des Plateaus hin und her scharrten. Nachdem der erste Angriff gekontert war, wurde auch Bister vorsichtiger. Er versuchte, den schmächtigeren Terraner müde zu machen.
Storm fühlte, wie es unter der Decke auf seiner Schulter feucht herablief und wußte, daß sich die Wunde unter dem Schutzverband aus Blättern wieder geöffnet haben mußte. Der Blutverlust würde seine Kraft noch mehr schwächen, seine Füße noch bleierner machen, gerade jetzt, wo er seine ganze Beweglichkeit brauchte.
Jetzt war er es, der in den Lichtstrahl gedrängt wurde, und wenn Bister ihn erst einmal geblendet im vollen Schein der Lampe hatte, war er hilflos festgenagelt. Seine Gedanken rasten. Blitzschnell suchte er sich an alles zu erinnern, was er über Imitatoren wußte. Man hatte ihnen Körper gegeben, die dem seinen glichen, hatte sie gedrillt, damit sie sich soweit wie möglich genau wie ein Mensch verhielten. Und doch mußten sie tief in ihrem Inneren echte Xiks bleiben, gleichgültig, wie sehr sie sich äußerlich angepaßt hatten, sonst waren sie für ihre Vorgesetzten nicht von Nutzen.
Und die Xiks – unter welchen Umständen würde ein Xik-Kämpfer das innere Gleichgewicht verlieren? Was würde ihn außer Fassung bringen? Welches waren seine tiefsten Ängste, der größte Schrecken für ihn? Warum hatten sie bis zum bitteren Ende mit der menschlichen Rasse im Krieg gelegen?
Storm scharrte mit den Füßen, tanzte hin und her und entging um Haaresbreite einem geschickten Vorstoß, der ihn in die Gefahrenzone gebracht hatte. Warum haßten und fürchteten die Xiks eigentlich die Terraner? Was war die Quelle dieser Furcht – und konnte er sie jetzt ausspielen?
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Stahl auf Stahl traf und der Griff seiner eigenen Waffe fast bis an seine Brust gedrückt wurde. Einen Augenblick lang war sein Arm von der Wucht dieses Stoßes wie gelähmt. Während sein gut durchtrainierter Körper automatisch alle Abwehrbewegungen ausführte, wachte dahinter der sechste Sinn, den Storm zu Hilfe nahm, wenn er mit dem Team arbeitete.
Dann, als käme die Erleuchtung von einer Quelle außerhalb seines eigenen Ichs, fühlte Storm, erkannte er die Schwäche der Xiks, weil sie in gewisser Weise durch Vererbung innerhalb der Rasse auch seine eigene Schwäche war. Eine Schwäche, die auch den Dineh eigen war, eine Schwäche, die gleichzeitig eine Stärke sein konnte, so daß die Menschen sie nicht ablegten, da sie ihnen die Sicherheit bot, die sie ersehnten.
„Du stehst allein.“ Er sprach diese Worte auf galaktisch, mit unbeteiligter Stimme. „Deine Leute haben sich da drüben
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