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TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2

TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2

Titel: TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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wie Surra, das Bauchfell den Boden fegend, herankroch und an Bister herumschnüffelte. Sie fauchte und hätte ihre krallenbewehrte Pfote gehoben, um zuzuschlagen, aber der Terraner zischte ihr einen Befehl zu.
    Brad Quade durchquerte die Lichtbahn und kniete neben dem Imitator nieder. Er drehte ihn um und fühlte unter dem zerrissenen Hemd nach dem Herzschlag.
    „Er ist nicht tot.“ Storms Stimme klang dünn und weit entfernt, selbst in seinen eigenen Ohren. „Und er ist ein wahrer Xik.“
    Er sah Quade sich rasch erheben und zu ihm herüberkommen. So müde er war, der Terraner konnte es nicht ertragen, daß der andere ihn berührte. Er stieß sich von der Wand ab, um Quades ausgestreckter Hand auszuweichen, aber dieses Mal gehorchte sein Körper dem Befehl seines Willens nicht mehr und er brach zusammen, eine Hand ausgestreckt über Bisters stillem Körper.
     
    *
     
    Das Bild gehörte zu Storms Traum. Aber als er jetzt die Augen öffnete, zu kraftlos, um sich auf dem schmalen Bett zu bewegen, war es noch immer da. Es bedeckte mit kühnen Pinselstrichen und Farben, die er kannte und liebte, eine ganze Wand. Da war die weite Mesa der südwestlichen Wüste seiner Heimat und darüber die symmetrisch runden Wolkentürme, wie sie zuerst von Dineh-Malern gezeichnet wurden, als sie noch mit Sand als einzigem Material arbeiteten. Der Terraner konnte es fast fühlen, so realistisch peitschte der Wind das Haar der gemalten Reiter um ihre Gesichter, die Mähnen ihren gefleckten Pferden über die Augen.
    Das Wandgemälde bedeckte die Wand neben seinem Bett. Storm hatte mit seitwärts gedrehtem Kopf geschlafen, so daß die Reiter im Wind das erste waren, was er sah, als er Kraft genug hatte, die schweren Augenlider zu heben. Der Künstler, der die Szene geschaffen hatte, mußte durch die Wüstenwinde seiner Heimat geritten sein, von ihrer Kraft getrieben, mußte den Geruch von Wolle und Salbei gekannt haben, von verwachsenen Pinien und sonnenheißem Sand.
    Wenn er das Bild betrachtete, war es, als erwache er unter der Pinie in der Höhle der Gärten, und doch war Storm dieses Bild vertrauter als der Baum, das Gras, die Pflanzen seiner verlorenen Heimat. Denn dies war Schönheit, zum Leben erweckt von einem Menschen seines eigenen Blutes. Nur ein Dineh-Künstler konnte dies gemalt haben!
    Die bemalte Wand erschien ihm in diesem Augenblick weit wirklicher als die Menschen, die ihn pflegten. Für Storm waren der Arzt vom Raumhafen und die schweigsame, dunkelhäutige Frau, die kam und ging, nur Schatten ohne Substanz. Es war ihm auch unmöglich, aus seiner Bild-Welt aufzutauchen und Kelsons Fragen zu beantworten, als der Polizeibeamte an seinem Bett erschien – der Arzorianer wirkte auf Storm weit undeutlicher als das erste der gefleckten Pferde.
    Er wußte nicht, wo er war, es kümmerte ihn auch nicht. Er war zufrieden, seine wachen Stunden und die längeren Perioden der Träume mit den Reitern an der Wand zu teilen.
    Aber die Perioden, in denen er wach lag, wurden länger. Die dunkle Frau bestand darauf, die Kissen aufzutürmen, um seine Schultern zu stützen und richtete ihn so auf, daß er die Wand nicht mehr bequem betrachten konnte. Und er merkte, daß sie mit ihm sprach, kurz, fast scharf, aber in der Dineh-Sprache, wie man es wohl tat, wenn man ungeduldig mit einem dickköpfigen Kind redet. Storm versuchte, sich in seine trägen Träume zu flüchten, aber er wurde herausgerissen, als Logan hereinhumpelte. Die Maske aus blauen Flecken war von seinem Gesicht verschwunden, so daß Storm nun etwas mehr erkennen konnte als nur das Vorhandensein von Dinehblut. Eine verwirrende Ähnlichkeit mit einer Erinnerung, auf die er sich nicht besinnen konnte.
    „Gefällt es dir?“ Der jüngere Quade blickte über Storm hinweg auf das Wandbild, diesen Ausschnitt aus der Wüste Terras, wild, aber auf ewig eingefangen und auf eine Wand auf Arzor gebannt.
    „Es ist meine Heimat“, antwortete Storm wahrheitsgemäß und war sich klar darüber, wieviel Wort und Ton verraten mußten.
    „Das hat mein Vater sich gedacht.“
    Brad Quade! Storms rechte Hand tastete über die Decke hin, die auf ihm lag, über die dünne, braune Wolle, von einem vertrauten Streifen zum anderen. Sie war das Vermächtnis Na-Ta-Hays, oder, wenn sie das nicht war, dann glich sie ihr wie ein Ei dem anderen. Na-Ta-Hay und der Schwur, den er Storm abgenommen hatte! Und Brad Quades Tod war der Kern dieses Schwurs.
    Der Terraner lag still und wartete auf das vertraute

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