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TS 75: Einzelgänger des Alls

TS 75: Einzelgänger des Alls

Titel: TS 75: Einzelgänger des Alls
Autoren: Fredric Brown
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Oder Wesenheiten; es schienen mehrere zu sein.
    Schnell ließ er sich in den Hyperraum fallen und erschien fast augenblicklich wieder im normalen Raum-Zeitgefüge – nur ein Dutzend Kilometer von der Stelle entfernt, wo er diese Bewußtseinsausstrahlungen entdeckt hatte. Es handelte sich um einen Asteroiden – einen kleineren. Er paßte seine Geschwindigkeit der des Asteroiden an und behielt seine augenblickliche Entfernung von ihm bei, um zu beobachten. Der Grund, warum er nicht näher herankam, hatte nichts mit Vorsicht zu tun; er resultierte einfach darin, daß er aus dieser zweckmäßigen Entfernung genauso gut beobachten konnte wie von einem nähergelegenen Ort aus. Er vermochte mittels eines Sinnes (den man nicht als Sehsinn bezeichnen konnte, da er keinerlei Sehorgane besaß) nicht nur die äußere Erscheinung sondern auch die molekulare Zusammensetzung des Asteroiden und aller Dinge oder Wesen, die sich darauf befanden oder angebracht waren, wahrzunehmen.
    Er wurde sich bewußt, daß eine Veränderung in der molekularen Anordnung des Asteroiden stattfand, eine einfache Kettenreaktion, die nicht nur die Moleküle sondern sogar auch die Atome ineinander zusammenbrechen ließ, eine Reaktion also, die – einmal begonnen – ihren Fortlauf nehmen würde, bis der Asteroid zu einem winzigen Klumpen zerfallener Materie reduziert war. Doch dies nahm nicht seine Aufmerksamkeit gefangen; er war vertraut mit derartigen Reaktionen und konnte sie selbst bewirken oder rückläufig machen.
    Auch richtete sich sein Interesse nicht auf das Objekt, das mit dem schrumpfenden Asteroiden verankert war, obgleich ihn – in Abwesenheit anderer Lebewesen – die Tatsache brennend interessiert hätte, daß jenes künstlicher Natur war und somit für ihn den ersten Beweis bildete, daß andere fühlende Wesen irgendwo im Universum existierten. Aber hier befanden sich auch noch denkende Wesen selbst, und so richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie. Eines von ihnen löste gerade in diesem Augenblick das Ankerseil des Schiffes vom Asteroiden und versetzte ihm einen Stoß, der es zusammen mit dem Fahrzeug hinaus in den Raum treiben ließ.
    Das betreffende Wesen war – wie auch die anderen beiden, so bemerkte er – selbst in eine kleinere Konstruktion eingeschlossen, deren Extremitäten beweglich waren. Dies konnte er aus ihrer molekularen Struktur ersehen. Sie waren beweglich wie auch die meisten Teile der Körper dieser Wesen innerhalb der Konstruktionen. Seltsame, komplizierte Körper besaßen sie. Und zerbrechliche, so zerbrechliche; es gab da eine Einrichtung, die innerhalb der Konstruktionen Wärme erzeugte, innerhalb der Konstruktionen, welche mit einem Gas gefüllt waren. Anscheinend waren das Gas und die Wärme für die Wesen erforderlich. Er machte eine Analyse des Gases und stellte fest, daß es größtenteils aus Sauerstoff und Kohlendioxyd bestand. Die Wesen sogen dieses Gas in ihre Körper und hauchten es mit vermindertem Sauerstoffgehalt wieder aus; ein Behälter konzentrierten Sauerstoffs ersetzte das absorbierte Gas durch neue Zufuhr. Es schien eine recht eigentümliche und begrenzte Methode. Es gab viele Planeten mit Sauerstoffatmosphäre und dem Wärmegrad, den die Konstruktionen lieferten und beinhalteten. Auf solchen Planeten konnten diese Wesen ohne die künstlichen Hüllen leben, die sie nun umschlossen, und er kam zu dem Schluß, daß sie von einem derartigen Planeten stammen mußten und daß ihr Aufenthalt auf einem luftlosen Asteroiden nur vorübergehend war. Also sollten ihre künstlichen Hüllen ein Überleben sichern im –
    Überleben? Wann war ihm dieser Begriff in den Sinn gekommen? Bis jetzt war Tod ein bedeutungsloser Begriff gewesen, ein Begriff, mit dem er niemals konfrontiert wurde, aber jetzt wußte er ganz plötzlich, was er bedeutete, und wußte, daß diese Wesen, welche er eben beobachtete, nur kurze Zeit lebten und dann aufhörten zu sein. Und daß er dies nun wußte, lag nur in einer Folgerung aus dem Studium ihrer Körper begründet; das bedeutete also, daß er begann, ihre Gedanken – welche anfangs ein bedeutungsloses Wirrwarr gänzlich fremdartiger Begriffe gewesen waren – langsam und sicher zu verstehen.
    Und dann, urplötzlich, gab es nur noch zwei Wesen, zwei Quellen des Bewußtseins. Eines der drei war jäh – gestorben. Sein Körper hatte sich plötzlich zu einem leblosen Stück Materie verwandelt. Ein anderes der drei Wesen hatte einen Gegenstand geschwungen, der einen starren und
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