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TS 75: Einzelgänger des Alls

TS 75: Einzelgänger des Alls

Titel: TS 75: Einzelgänger des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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keine. Olliver würde das Risiko nicht eingehen, herüber zur Nachtseite zu kommen, wo seine Waffe nutzlos wäre, solange er nichts sah. Olliver konnte natürlich einfach zurück zum Schiff gehen, losfliegen und sie hier zurücklassen, aber Crag glaubte es nicht. Olliver würde es sich nicht entgehen lassen, sie persönlich umzubringen; darin war er sich sicher. Außerdem würde es leicht und sicher für ihn sein, sie zu fassen, wenn der Asteroid genug geschrumpft war. Schließlich kann man sich nicht hinter einem Objekt verstecken, das nicht größer als ein Korbball ist.
    Wo aber war Judeth? Er blickte abermals um sich. War sie zum Raumschiff gegangen, in der Hoffnung, sie könnte unbemerkt die andere Seite des Asteroiden umrunden und Gelegenheit haben, das Schiff zu besetzen?
    Crag blickte in die vermutete Richtung und fluchte. Die der Sonne zugewandte Seite des Raumschiffes glitzerte weit entfernt. Es bewegte sich vom Asteroiden weg, wurde immer kleiner. Aber ohne daß der Antrieb eingeschaltet war; es trieb davon, trieb schnell davon. Hatte er Olliver doch falsch eingeschätzt? Machte sich dieser nun einfach aus dem Staub und ließ sie hier zurück, damit sie starben, sobald der Luftvorrat aufgebraucht war?
    Ein plötzlicher Wutausbruch in seinem Helmradio beantwortete die Frage für ihn. Olliver befand sich noch immer auf der anderen Seite, der Tagseite des Asteroiden, und hatte eben das davonziehende Schiff bemerkt.
    In diesem Augenblick ergriff eine Hand Crags Arm, und Judeths Stimme erklang: „Crag, es tut mir leid. Ich mußte es abstoßen. Wir hatten keine Chance, zurück zum Schiff zu gelangen; die Luke war in seiner Richtung, und wir hätten …“
    „Warte“, sagte Crag.
    Er tappte in der Dunkelheit umher, bis er den Schalter ihres Helmradios fand, drehte ihn um und dann den seinen. Er beugte sich nach vorne, so daß die Sichtplatten ihrer Helme einander berührten, und sagte: „Jetzt kann uns Oliver nicht mehr hören. Verstehst du mich gut?“
    „Ja.“ Ihre Stimme klang hohl, aber nicht verängstigt. „Aber was nützt uns das? Wir sind alle zum Tode verurteilt, alle drei. Es tut mir leid, Crag. Ich mußte es einfach tun.“
    „Wo ist deine Strahlpistole?“
    „In meiner Tasche. Hier. Aber sie ist nicht geladen.“
    Crag nahm sie und wog sie in der Hand. Sie war etwas leicht, lange kein so gutes Geschoß wie seine metallene Hand. Aber er glaubte, die Pistole sicher werfen zu können.
    Er sagte: „Warte hier“, und drückte sanft Judeths Arm. Dann drehte er sich um und kroch in Richtung Tagseite davon. Der Asteroid schrumpfte nun immer schneller, maß nur noch sieben bis acht Meter im Durchmesser. Er mußte seinen Kopf nahe am Boden halten, als er sich der Schwelle zwischen Licht und Dunkel näherte. Und dann, als er nur noch einen Schritt von der Wendelinie entfernt war, richtete er sich abrupt auf – die Pistole bereit zum Wurf.
    Olliver stand da, sich ständig drehend, um nach allen Seiten hin Ausschau zu halten. Die Pistole verließ Crags Hand und traf nicht daneben; Ollivers Helm zersplitterte – und Olliver starb.
    Crag atmete tief ein, drehte sein Helmradio an und rief Judeth: „Judeth! Ist dein Empfänger eingeschaltet? Kannst du mich hören?“
    „Ja, Crag.“ Sie kam auf ihn zu. Dann blickte sie auf Ollivers Leiche hinab und schauderte. „Er war ein Irrsinniger, Crag. Und doch – ich war mir nicht sicher, bis zur letzten Minute. Ich hatte ihn in Verdacht, aber war mir nicht sicher – bis dann. Ich glaubte, er meinte vielleicht wirklich …“
    „Stimmt, was er sagte – daß du eine Spionin der Gilde wärest?“
    „Nein. Ich verliebte mich in ihn und heiratete ihn, vor drei Jahren. Und ich glaubte an seine neue Partei, die der Korruption ein Ende setzen und der Menschheit wieder eine vernünftige Regierungsform bringen sollte.“
    „Hast du ihn noch immer geliebt?“
    „Nein, schon seit Monaten nicht mehr. Fast ein ganzes Jahr. Aber als ich keine Liebe mehr zu ihm verspürte, begann ich ihn zu verdächtigen. Und blieb in seiner Nähe, für den Fall, daß ich recht mit meiner Vermutung hatte und daß ich ihn aufhalten konnte. Und Gott sei Dank tat ich es. Er hätte tatsächlich den Großteil der menschlichen Rasse ausgelöscht, nur um die wenigen Überlebenden unter seiner absoluten Herrschaft zu haben. Crag – du bist überhaupt kein Verbrecher, verglichen mit ihm.“
    Sie drehte sich um und blickte dem entschwindenden Schiff nach. „Es gibt wohl keine Möglichkeit, es

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