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TS 75: Einzelgänger des Alls

TS 75: Einzelgänger des Alls

Titel: TS 75: Einzelgänger des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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noch zu erreichen?“
    Crag schüttelte nur den Kopf.
    „Crag, wir müssen den Desintegrator zerstören. Die Wahrscheinlichkeit, daß unsere Körper hier gefunden werden, ist eins zu einer Million, aber wenn man sie findet, wird man dieses Ding auch entdecken – irgend jemand könnte herausfinden, was es ist, und auf die gleiche Idee kommen wie Olliver.“
    „In Ordnung.“ Crag beugte sich nieder und durchsuchte Ollivers Taschen, bis er den Desintegrator in der Hand hielt. „Schätze, die Strahlpistole wird ihn zu einem Haufen zusammenschmelzen – Warte, könnte ihn eigentlich noch gebrauchen. Unsere kleine Welt wird immer kleiner. Warum sollte sie also unnötigerweise bevölkert sein?“
    Er hielt den Desintegrator über Ollivers Körper und bewegte ihn langsam vom Helm bis zu den Füßen.
    „Crag, wirst du ihn auch bei mir anwenden – in ein paar Minuten?“
    „In ein paar Minuten? Die Luft in diesen Tanks müßte noch für eine halbe Stunde ausreichen, Judeth. Warum so eilig?“
    „Meine Luft wird jetzt schon knapp, Crag. Olliver muß sich am Tank zu schaffen gemacht haben, wie auch an meiner Pistole.“ Ihr Atem wurde nun schwer. „Crag, du wirst doch den Desintegrator bei mir anwenden, bitte? Ich mag nie aufgefunden werden – mit dem Ausdruck einer Frau, die erstickt ist.“
    „Sicher“, sagte Crag.
    „Und – ich habe Angst, Crag. Nimmst du mich in die Arme?“
    Er tat es und haßte sie nicht länger.
    Sie klammerte sich an ihn. Sie schnappte jetzt nach Luft, kämpfte um jeden Atemzug. Sie sagte: „Wiedersehen, Crag, ich will nicht, daß du hörst …“ Und damit schaltete sie ihr Helmradio aus.
    Nach nicht länger als einer Minute lag sie tot in seinen Armen. Crag legte sie sanft nieder und benutzte, wie sie gebeten hatte, den Desintegrator.
    Dann schmolz er den Desintegrator zu einem formlosen Metallklumpen zusammen.
    Seine kleine Welt war nun fast zu winzig, um darauf stehen zu können, aber es gelang ihm noch für einige Minuten, sein Gleichgewicht zu halten, und so blickte er empor zu den kleinen, funkelnden Sternen am großen, schwarzen Himmelsgewölbe. Er hatte jetzt Mühe zu atmen; der Sauerstoff würde nur noch für zehn weitere Minuten ausreichen.
    Der Asteroid maß nun weniger als einen Meter im Durchmesser, und Crag gab seine Versuche auf, darauf stehen zu wollen, und setzte sich nieder.
    Und immer kleiner wurde er, bis Crag sich erhob und mitleidig auf das arme, schrumpfende Ding blickte, auf die Welt, die ein Asteroid gewesen war, so groß wie Ollivers Haus.
    Crag rang um Luft und machte sich zum Sterben bereit. Ganz allein, aber das machte nichts, denn er war die Einsamkeit gewöhnt.
    Nun hielt er die winzige Welt in der Hand – die Welt von der Größe einer Orange. Er lachte, als er sie in die Tasche seines Raumanzuges steckte. Er fragte sich, was man von dem seltsamen Fund an diesem seltsamen Ort halten würde, von dem apfelgroßen Ball mit seinen Hunderten von Tonnen Gewicht – sollte man ihn jemals hier auffinden.
    Er glitt hinein in eine Finsternis so schwarz wie der Himmel, aber ungeschmückt von Sternen. Und starb …

 
6.
     
    Er hielt seinen Einzug in das millionste Sonnensystem, ohne etwas Außergewöhnliches zu erwarten. Warum auch? Es schien sich nicht von den anderen zu unterscheiden.
    Er passierte zwei kalte, tote Riesenplaneten – einen davon mit einem Ring. Er hatte viele von dieser Sorte gesehen und wußte, wie sie entstanden waren. Er ließ die Umlaufbahn des Jupiter hinter sich, doch dieser befand sich gerade auf der anderen Seite der Sonne; ansonsten hätte er auf einem seiner größeren Monde eher antreffen können, was er schon längst zu suchen aufgegeben hatte – nämlich anderes Leben.
    Als nächstes stieß er auf einen Asteroidengürtel: Felsbrocken wie er einer war, und dennoch ihm ganz unähnlich – nur lebloses Gestein, das nicht dachte und fühlte. In solch einem Gürtel kreisender Asteroiden hatte er sich unter Tausenden anderen befunden, bevor die zufällige molekulare Umwandlung stattfand, die ihm – vor Jahrmilliarden das Bewußtsein geschenkt und ihn andersartig gemacht hatte.
    Dieser Gürtel war auf die gleiche Weise entstanden, und, so dachte er, unterschied sich nicht von dem seinen. Doch, ganz plötzlich:
    Nur Lichtsekunden von ihm entfernt, an einem Punkt im inneren Sektor des Asteroidengürtels, nahm er etwas wahr. Etwas Verwirrtes und Konfuses, das Bewußtsein war, ja sein mußte. Fremdes Bewußtsein. Eine andere Wesenheit. –

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