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TS 75: Einzelgänger des Alls

TS 75: Einzelgänger des Alls

Titel: TS 75: Einzelgänger des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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sah, daß sie eine Strahlpistole aus ihrem Raumanzug hervorgeholt hatte und diese nun auf Olliver richtete.
    Olliver grinste. „Ich dachte, es wäre nun an der Zeit für dich, deine Maske fallen zu lassen. Ich entdeckte dieses kleine Spielzeug in deiner Tasche vor einigen Stunden und entlud es. Versuch’s nur und drück’ ab. Oder tust du dies etwa bereits?“
    Es stimmte; Crag konnte sehen, daß der Abzug bis zum Anschlag zurückgedrückt war und die Mündung genau auf Olliver zeigte. Und Crag sah auch, daß ihr Gesicht blaß war – aber blaß vor Wut, nicht vor Angst, dachte er.
    Da sagte sie zu Olliver: „In Ordnung, du hast mich überlistet. Aber irgend jemand wird dir Einhalt gebieten, irgendwann. Siehst du nicht ein, daß dein Plan nicht durchführbar ist, ohne wenigstens einen Planeten zu zerstören, damit sie sehen, daß du nicht bluffst? Millionen von Leben – Milliarden, wenn die Erde dranglauben muß, wirst du vernichten! Und wenn du diese zerstörst, tötest du drei Viertel der menschlichen Rasse, nur um die wenigen zu regieren, die übrigbleiben. Du mußt irrsinnig sein.“
    Olliver lachte. Eine Strahlpistole lag jetzt in seiner Hand.
    „Sie ist eine Spionin, Crag. Eine Spionin der Gilde. Ich habe es die ganze Zeit gewußt – und sie beobachtet. Sie heiratete mich, weil ihre Auftraggeber mich beaufsichtigt wissen wollten. Nun – ich hinderte sie nicht daran und ließ sie mir bei meinen Plänen helfen, aber jetzt möge ihr Gott helfen. Nimm ihr die Waffe ab, Crag!“
    Die Pistole war ungeladen und der Befehl daher sinnlos; Crag wußte, daß Olliver ihn auf die Probe stellte.
    Er zögerte; war Olliver verrückt oder wollte er wirklich das System beherrschen und Crag zu seinem Stellvertreter machen? Wollte er, Crag, dies überhaupt? Er haßte zwar die Menschen – aber er wollte nicht mitschuldig an furchtbaren Massenmorden werden.
    Olliver sagte: „Ihre letzte Chance, Crag, oder ich befördere euch beide ins Jenseits, nicht nur Judeth. Glauben Sie nicht, ich wäre so blind gewesen, nicht zu sehen, wie verrückt ihr aufeinander seid und wie ihr vorgabt, einander zu hassen, damit ich nichts ahnte. Nun, Sie können sie haben, Crag, aber nur als Tote. Oder wollen Sie lieber Macht, die mehr wert ist als ein paar Milliarden?“ Er lachte wieder auf. „Und eine jede Frau, die Sie wollen!“
    Der Asteroid schrumpfte sichtlich. Olliver stand nun näher bei ihnen, obwohl er sich nicht bewegt hatte. Er sagte: „Nun, Crag?“ und schritt zurück in sichere Entfernung.
    Hätte es der festgeschnallte Handschuh von Crags Raumanzug nicht verhindert, so wäre es ihm möglich gewesen, seine metallene Hand auf Olliver zu schleudern. Er hätte eine faire Chance gehabt, diesen zu treffen, bevor Olliver abdrücken konnte. Wie jetzt aber der Fall stand, gab es nur einen Ausweg, und es hing von der Reaktionsgeschwindigkeit der Frau ab, ob dieser glückte. Er wandte sich an sie und streckte seine rechte Hand aus, wie um ihr die Waffe abzunehmen, aber riß sie statt dessen hoch zu ihrer Schulter, stieß hart zu und zischte: „Nachtseite!“
    Der Stoß warf sie aus dem Gleichgewicht und zwei Schritte rückwärts; nur noch ein Schritt, und sie befand sich unter dem dahinschwindenden Horizont und somit außerhalb der Reichweite von Ollivers Waffe. Crag selbst schlug eine schräg dazu verlaufende Richtung ein. Und als er davonsprang, stach der Hitzestrahl zwischen den beiden hindurch – traf keinen von ihnen. Einen Sekundenbruchteil später befanden sich beide auf der Nachtseite des Asteroiden. Und waren in Sicherheit – für den Augenblick wenigstens.
    In seinem Helmempfänger hörte Crag Olliver fluchen. Und dann lachen. Olliver sagte verächtlich: „Sie sind ein verdammter Narr, Crag. So ein Angebot zurückzuschlagen – wegen einer Frau und der Chance, für einige wenige Minuten den Helden spielen zu können.“ Wieder lachte er, und diesmal schien echte Belustigung in seiner Stimme zu schwingen. „Es ist eine kleine Welt, Crag, und sie wird immer kleiner. Wie lange, glauben Sie, werden Sie sich hinter ihr verstecken können?“
    Es hatte keinen Sinn zu antworten, also schwieg Crag. Er stand einen Augenblick still, damit sich seine Augen an die fast vollkommene Dunkelheit gewöhnen konnten, die nur durch das schwache Licht der Sterne und durch das von den anderen Asteroiden reflektierte Licht erhellt wurde. Seine Augen glitten über den abnehmenden Horizont, als er sich umdrehte. Von Olliver keine Spur; natürlich

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