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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Eindrücke an seinem Positronikgedächtnis vorüber.
    „Ich erinnere mich an Sie, Sir“, sagte Dr. Bish schließlich. „Sie sind der Mann von Proxima. Aus den Kolonien. Doyle. Edward Doyle. Warten Sie. Das war vor neun Jahren. Es muß …“
    „Neun Jahre“, nickte Ed Doyle grimmig. „Genau neun Jahre, bis auf den Tag genau.“
    Dr. Bish faltete die Hände. „Setzen Sie sich, Mr. Doyle. Was kann ich für Sie tun? Wie geht es Mrs. Doyle? Eine charmante Frau, wie ich mich erinnere. Wir hatten uns während ihrer Entbindung so nett unterhalten. Wie …“
    „Dr. Bish, wissen Sie, wo mein Sohn ist?“
    Dr. Bish überlegte. Er trommelte mit den Fingerkuppen auf die Schreibtischplatte. Dann schloß er die Augen, schlug sie wieder auf und schien in unendliche Ferne zu blicken. „Ja. Ich weiß, wo Ihr Sohn ist, Mr. Doyle.“
    Ed Doyle entspannte sich. „Schön.“ Er nickte und atmete erleichtert auf.
    „Ich weiß genau, wo Ihr Sohn ist. Ich habe ihn vor etwa einem Jahr in die biologische Forschungsstation von Los Angeles gebracht. Dort nimmt er an einer Spezialausbildung teil. Ihr Sohn, Mr. Doyle, hat ganz außergewöhnliche Anlagen gezeigt. Er ist, möchte ich sagen, einer der wenigen mit wirklich guten Anlagen, die wir gefunden haben.“
    „Kann ich ihn sehen?“
    „Ihn sehen? Wie meinen Sie das?“
    Doyle mußte sich zwingen, ruhig zu bleiben. „Ich glaube, der Ausdruck ist klar verständlich.“
    Dr. Bish rieb sich über das Kinn. Seine Positronik arbeitete auf Hochtouren, während er den Mann vor sich betrachtete.
    „Sie wollen ihn sehen? Das wäre eine Bedeutung dieses Ausdrucks. Oder wollen Sie mit ihm sprechen? Manchmal wird das Wort sehen benutzt, um in Wirklichkeit einen unmittelbaren Kontakt anzudeuten. Es ist nicht ganz präzise.“
    „Ich möchte mit ihm sprechen.“
    „Aha.“ Bish zog langsam einige Formulare aus seinem Schreibtisch. „Dann müssen natürlich zuerst ein paar Dokumente ausgefüllt werden. Wie lange möchten Sie denn mit ihm sprechen?“
    Ed Doyle sah den anderen an, als wollte er ihn mit den Augen durchbohren. „Ich möchte ein paar Stunden mit ihm sprechen. Allein.“
    „Allein?“
    „Ja, ohne Robot.“
    Dr. Bish sagte gar nichts. Er strich über die Papiere, die er in der Hand hielt und glättete ein paar Falten, die sich darin gebildet hatten.
    „Mr. Doyle“, sagte er dann langsam, „ich frage mich, ob Sie sich emotionell im richtigen Zustand befinden, um Ihren Sohn zu besuchen. Sind Sie gerade aus den Kolonien zurückgekommen?“
    „Ich habe Proxima vor drei Wochen verlassen.“
    „Dann sind Sie gerade hier in Los Angeles angekommen?“
    „Das stimmt,“
    „Und Sie sind gekommen, um Ihren Sohn zu sehen? Oder haben Sie hier noch etwas anderes zu tun?“
    „Ich bin wegen meines Sohnes gekommen.“
    „Mr. Doyle, Peter befindet sich in einem sehr kritischen Stadium. Er ist erst kürzlich für seine weitere Ausbildung in die biologische Station versetzt worden. Bis jetzt ist er ganz allgemein geschult worden. Wir nennen das Grundausbildung. Kürzlich hat eine neue Periode für ihn begonnen. Während der letzten sechs Monate hat Peter mit fortgeschrittenen Arbeiten in seinem Spezialgebiet – organische Chemie – begonnen. Er wird …“
    „Was hält Peter davon?“
    Bish runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht, Sir.“
    „Was er davon hält? Ist es das, was er will?“
    „Mr. Doyle, Ihr Sohn hat Gelegenheit, einer der hervorragendsten Biochemiker der ganzen Welt zu werden. In der ganzen Zeit, die wir hier mit Menschen gearbeitet haben, ist uns nie jemand untergekommen, der bessere Fähigkeiten für die Aufnahme von Informationen, das Formulieren von Theorien und der Ausarbeitung von Hypothesen besitzt als Ihr Sohn. Alle Untersuchungen deuten darauf hin, daß er in seinem Arbeitsgebiet schnell die Spitze erreichen wird. Er ist noch ein Kind, Mr. Doyle, aber gerade die Kinder sind es, die ausgebildet werden müssen.“
    Doyle erhob sich. „Sagen Sie mir, wo ich ihn finden kann. Ich werde zwei Stunden mit ihm sprechen, das übrige ist dann seine Sache.“
    „Das übrige?“
    Doyle schwieg. Er steckte die Hände in die Taschen. Sein Gesicht war gerötet, und er hatte die Kinnmuskeln angespannt. In den vergangenen neun Jahren war er untersetzter geworden. Sein bereits dünn gewordenes Haar begann grau zu werden. Sein Anzug war zerdrückt und ungebügelt.
    Dr. Bish seufzte. „Also gut, Mr. Doyle. Hier sind die Papiere. Die Vorschriften gestatten Ihnen, Ihren

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