Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Sohn zu sehen, wenn Sie die vorgeschriebenen Anträge einreichen. Da er die Grundausbildung hinter sich hat, können Sie auch für einen Zeitraum von neunzig Minuten mit ihm sprechen.“
    „Allein?“
    „Sie können während dieser Zeitdauer mit ihm das Stationsgelände verlassen.“ Dr. Bish schob Doyle die Papiere hin.
    „Füllen Sie das aus, dann lasse ich Peter herbringen.“
    Er blickte zu dem Mann, der vor ihm stand, auf.
    „Ich hoffe, Sie denken daran, daß emotionelle Erlebnisse, gleich welcher Art, in diesem kritischen Stadium seine Weiterentwicklung sehr hemmen können. Er hat sich dieses Arbeitsgebiet ausgewählt, Mr. Doyle. Man muß ihm Gelegenheit lassen, darin aufzuwachsen. Peter war während seiner ganzen Ausbildungsperiode in dauernder Verbindung mit unseren technischen Fachleuten. Er ist den Kontakt mit anderen Menschen nicht gewöhnt. Seien Sie also bitte vorsichtig.“
    Doyle sagte kein Wort. Er riß die Papiere zu sich heran und holte seine Füllfeder heraus.
     
    *
     
    Als die beiden Robotwärter Peter aus dem massiven Betonbau der Station herausführten und ihn ein paar Meter vor Eds geparktem Wagen stehenließen, erkannte er seinen Sohn kaum.
    Er stieß die Tür auf. „Peter!“ Sein Herz schlug beinahe schmerzhaft. Er sah zu, wie sein Sohn auf den Wagen zukam und im hellen Sonnenlicht die Stirn runzelte. Es war spät am Nachmittag, gegen vier Uhr. Eine schwache Brise blies über den Parkplatz und wirbelte ein paar Papierfetzen in die Höhe.
    Peter war schlank und gerade gewachsen. Seine Augen waren groß und tief und braun, wie die Eds. Sein Haar war hell, beinahe blond. Darin glich er mehr Janet. Die Kinnpartie hatte er vom Vater. Ed lächelte ihm zu. Neun Jahre waren es gewesen. Neun Jahre, seit der Robotwärter den Gitterkäfig aus der kleinen Wanne gehoben hatte, um ihm das kleine, runzlige Baby zu zeigen, das wie ein gekochter Krebs ausgesehen hatte.
    Peter war gewachsen. Jetzt war er kein Baby mehr. Er war ein Junge, hochgewachsen und stolz, mit einem festen Gesicht und großen, klaren Augen.
    „Peter“, sagte Ed. „Wie, zum Teufel, geht’s dir?“
    Der Junge blieb an der Wagentür stehen. Er sah Ed ruhig an. Seine Augen sahen den Wagen, den Robotfahrer, den untersetzten Mann in dem zerdrückten Tweedanzug, der ihm nervös zulächelte.
    „Steig nur ein. Steig ein.“ Ed trat auf die andere Seite.
    „Komm. Wir fahren hier weg.“
    Wieder sah der Junge ihn an. Plötzlich war sich Ed seines zerdrückten Anzuges, seiner staubigen Schuhe und der mangelnden Rasur bewußt. Er wurde rot, riß sein rotes Taschentuch heraus und strich sich etwas verlegen über die Stirn.
    „Ich bin gerade vom Schiff gekommen, von Proxima. Ich hatte noch nicht Zeit, mich umzuziehen. Ich bin etwas staubig. Lange Reise, weißt du.“
    Peter nickte. „Vierkommadrei Lichtjahre, nicht wahr?“
    „Das sind drei Wochen. Steig ein. Willst du nicht einsteigen?“
    Peter schob sich neben ihm auf den Sitz. Ed knallte die Tür zu.
    „Fahren wir.“ Der Wagen setzte sich in Bewegung.
    „Fahren Sie …“
    Ed sah zum Fenster hinaus. „Dort entlang, zum Berg. Aus der Stadt hinaus.“ Er wandte sich Peter zu. „Ich mag große Städte nicht. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen.“
    „In den Kolonien gibt es keine großen Städte oder?“ murmelte Peter. „Du bist nicht an das städtische Leben gewöhnt.“
    Ed lehnte sich zurück. Sein Herz schlug jetzt wieder etwa normal.
    „Nein, eigentlich ist es anders herum, Peter.“
    „Wie meinst du das?“
    „Ich fuhr nach Proxima, weil ich Städte nicht vertrage.“
    Peter sagte nichts. Der Wagen gewann langsam an Höhe, er fuhr eine stählerne Autobahn in die Berge hinauf. Die Station, groß und eindrucksvoll, erstreckte sich unmittelbar unter ihnen nach allen Seiten. Ein paar Wagen bewegten sich auf der Straße, aber nicht viele. Ein Großteil des Transports wurde jetzt in der Luft abgewickelt. Wagen, die auf der Straße fuhren, begannen schon zu rar zu werden.
    Die Straße wurde wieder eben. Sie fuhren jetzt am Kamm der Berge entlang. Bäume und Büsche standen zu beiden Seiten ihres Weges.
    „Hier ist es hübsch“, sagte Ed.
    „Ja.“
    „Wie – wie ist es dir denn gegangen? Ich habe dich lange nicht gesehen. Nur einmal. Kurz, nachdem du zur Welt gekommen warst.“
    „Ich weiß. Dein Besuch ist in den Akten vermerkt.“
    „Und es geht dir gut?“
    „Ja. Recht gut.“
    „Und man behandelt dich richtig?“
    „Natürlich.“
    Nach einer Weile

Weitere Kostenlose Bücher