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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Kindern nahekommen. Es tut mir leid, Jan. Ich habe mich hinreißen lassen. Hoffentlich habe ich nichts angerichtet, was sich nicht gutmachen läßt.“
    „Aber wie konntest du das vergessen?“
    „Draußen auf Proxima ist alles so ganz anders.“
    Ed winkte einer Taxe zu. Der Fahrer hielt vor ihnen an.
    „Jan, es tut mir wirklich furchtbar leid. Wirklich. Ich war so aufgeregt. Komm, trinken wir in einem Lokal eine Tasse Kaffee und unterhalten uns ein wenig. Ich möchte wissen, was der Arzt gesagt hat.“
    Ed ließ sich eine Tasse Kaffee bringen, und Janet nahm einen Brandy frappe. Das Lokal war, abgesehen von dem milchigen Schein, der von den Tischen ausging, in ein angenehmes Halbdunkel gehüllt. Zwischen den Tischen glitt eine Robotkellnerin mit einem Tablett hin und her.
    Ed winkte sie herbei.
    „Erzähle weiter“, sagte Ed zu Janet.
    Sie hängte ihr Jackett über den Stuhl.
    „Da ist nicht mehr viel zu sagen. Die Geburt verlief ganz normal. Es hat auch nicht lange gedauert. Ich habe mich die meiste Zeit mit Dr. Bish unterhalten.“
    „Ich bin froh, daß ich gekommen bin.“
    „Wie war die Reise?“
    „Gut.“
    „Dauert es immer noch so lange?“
    „Ja.“
    „Ich verstehe einfach nicht, weshalb du immer wieder dort hinausfliegst. Das ist doch so – so vom Leben abgeschnitten. Was findest du nur dort draußen? Sind denn deine Installationsgeräte so wichtig?“
    „Man braucht sie. So ist das an der Grenze eben. Jedermann möchte den letzten Komfort haben.“ Ed machte eine großspurige Handbewegung. „Was hat der Doc dir über Peter gesagt? Wie wird er werden? Kann er das sagen? Ich glaube, das ist noch zu früh.“
    „Doktor Bish wollte es mir gerade sagen, als du dich so dumm benahmst. Ich rufe ihn am Visafon an, wenn wir nach Hause kommen. Peters Gehirnwellenmuster soll gut sein. Er hat ja auch die besten Erbanlagen mitbekommen.“
    „Von deiner Seite wenigstens“, knurrte Ed.
    „Wie lange wirst du hierbleiben?“
    „Ich weiß nicht. Nicht lange. Ich muß wieder zurück. Ehe ich abreise, hätte ich ihn ja gerne noch einmal gesehen.“ Er sah seine Frau fragend an. „Glaubst du, daß sich das machen läßt?“
    „Ich denke schon.“
    „Wie lange wird er dortbleiben müssen?“
    „Im Krankenhaus? Nicht lange. Noch ein paar Tage.“
    Ed zögerte. „Ich hatte nicht das Krankenhaus gemeint. Ich hatte gemeint: mit ihnen. Wie lange dauerte es, bis wir ihn haben können? Wie lange, meine ich, bis wir ihn nach Hause bringen können?“
    Schweigen.
    Janet leerte ihr Glas. Dann lehnte sie sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Der Rauch trieb zu Ed hinüber und verschwamm mit dem schwachen Licht.
    „Ed, ich glaube, du verstehst das nicht. Du bist so lange dort draußen gewesen. Seit du ein Kind warst, ist so viel geschehen. Neue Methoden, neue Techniken. Sie haben so viele Dinge gefunden, die sie bisher nicht wußten. Sie entwickeln eine neue Methode für den Umgang mit Kindern, für die Wachstumsperiode. Umweltentwicklung. Training.“ Sie lächelte Ed zu. „Ich habe alle Bücher darüber gelesen.“
    „Und wann bekommen wir ihn?“
    „In ein paar Tagen wird er aus dem Krankenhaus entlassen. Dann kommt er in ein Kinderausbildungszentrum. Dort wird er getestet und studiert. Sie werden seine verschiedenen Fähigkeiten und seine latenten Anlagen feststellen. Weißt du, die Richtung, die seine Entwicklung zu nehmen scheint.“
    „Und dann?“
    „Dann kommt er in die entsprechende Erziehungsabteilung. Damit er die richtige Ausbildung bekommt. Ed, weißt du, ich glaube, er wird wirklich etwas Großartiges werden! Das sah ich schon an Dr. Bishs Blick. Er studierte gerade die Wellenmuster, als ich hereinkam. Weißt du, sein Blick war richtig erregt. Sie interessieren sich ja so für ihre Arbeit. Er …“
    „Sag nicht er. Sage es.“
    „Aber Ed! Was ist nur in dich gefahren?“
    „Nichts.“ Ed sah mürrisch auf den Tisch. „Sprich weiter.“
    „Dort wird sichergestellt, daß er die richtige Ausbildung bekommt. Und während der ganzen Zeit werden Tests an ihm gemacht. Und dann, wenn er etwa neun ist, wird er …“
    „Neun! Du meinst neun Jahre?“
    „Natürlich.“
    „Aber wann bekommen wir ihn?“
    „Ed, ich dachte immer, du wüßtest das alles. Muß ich das alles erklären?“
    „Mein Gott, Jan! Wir können doch nicht neun Jahre warten!“ Ed sprang auf. „Ich habe so etwas noch nie gehört. Neun Jahre? Aber bis dahin ist er ja halb erwachsen.“
    „Das ist es ja gerade.“

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