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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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lehnte Ed sich vor. „Hier anhalten“, befahl er dem Robotfahrer.
    Der Wagen verlangsamte seine Fahrt und schob sich an den Straßenrand.
    „Sir, hier ist nichts …“
    „Großartig. Laß uns heraus. Wir gehen von hier an zu Fuß.“
    Der Wagen hielt. Die Tür öffnete sich zögernd. Ed trat schnell hinaus auf das Straßenpflaster. Peter stieg langsam und verwirrt nach ihm aus.
    „Wo sind wir?“
    „Nirgends.“ Ed knallte die Tür ins Schloß. „Jetzt dürfen wir den ganzen Weg in die Stadt zurück machen“, sagte er zu dem Fahrer gewandt. „Sie brauchen wir nicht mehr.“
    Der Wagen fuhr ab. Ed ging an den Straßenrand. Peter kam ihm nach. Das Bergland fiel zu den Ausläufern der Stadt hin etwas ab. So breitete sich unter ihnen ein riesiges Panorama aus, die große Metropole im Licht der späten Nachmittagssonne. Ed atmete tief und warf die Arme in die Höhe. Er zog das Jackett aus und legte es sich über die Schultern.
    „Komm.“ Er ging den Abhang hinunter.
    „Wohin?“
    „Nur ein kleiner Spaziergang. Von dieser verdammten Straße herunter.“
    Sie kletterten den Abhang hinunter und gingen auf dem Gras, vorsichtig bedacht, die Straße nicht zu betreten. Schließlich erreichten sie eine ebene Stelle unter einer riesigen Sykomore. Ed warf sich auf den Boden und wischte sich den Schweiß vom Nacken.
    „Hier. Bleiben wir doch hier sitzen.“
    Peter setzte sich vorsichtig etwas von Ed entfernt. Eds blaues Hemd war von Schweiß durchtränkt. Er lockerte seine Krawatte und knöpfte den Kragen auf. Dann begann er, in seinen Jackettaschen herumzusuchen. Er brachte seine Pfeife und den Tabak zum Vorschein.
    Peter sah ihm zu, wie er die Pfeife stopfte und sie dann mit einem langen Schwefelholz in Brand steckte.
    „Was ist das?“ murmelte er.
    „Das? Meine Pfeife.“ Ed grinste. „Hast du noch nie eine Pfeife gesehen?“
    „Nein.“
    „Das ist eine sehr gute Pfeife. Ich bekam sie, als ich zum erstenmal nach Proxima fuhr. Das ist schon lange her, Peter. Vor fünfundzwanzig Jahren war es. Ich war damals gerade neunzehn. Nur etwa doppelt so alt wie du jetzt.“
    Er schob seinen Tabak wieder in die Tasche und lehnte sich zurück. Sein Gesicht wirkte ernst.
    „Ja, gerade neunzehn. Ich flog als Installateur dorthin. Hauptsächlich als Reparaturmechaniker, aber natürlich auch als Verkäufer, wenn etwas zu machen war. Terra-Installationen. Eine von diesen großen Anzeigen, die man damals immer sah. Unbegrenzte Möglichkeiten. Jungfräuliches Land. Millionen zu verdienen. Gold auf den Straßen.“ Ed lachte.
    „Und wie ging es dir?“
    „Nicht schlecht. Gar nicht schlecht. Ich besitze jetzt eine eigene kleine Schiffahrtslinie, weißt du. Ich bediene damit das ganze Proximasystem. Wir machen alles, Reparaturen, Neubauten, was du willst. Für mich sind jetzt sechshundert Leute tätig. Es hat lange gedauert. In den Schoß ist mir das nicht gefallen.“
    „Nein.“
    „Hast du Hunger?“
    Peter drehte sich um. „Wie?“
    „Ob du Hunger hast?“ Ed holte ein braunes Paket aus der Manteltasche und wickelte es auf. „Ich habe noch ein paar Sandwiches von der Reise. Wenn ich von Proxima komme, bringe ich mir immer etwas mit. Ich gehe nicht gern ins Speiseabteil. Dort wird einem ja bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen.“ Er hielt seinem Sohn das Paket hin. „Willst du eines haben?“
    „Nein, danke.“
    Ed nahm ein Sandwich und begann zu essen. Er kaute nervös und sah dabei immer wieder seinen Sohn an. Peter saß stumm ein paar Schritte von ihm entfernt da und blickte starr und ausdruckslos vor sich hin. Sein glattes, hübsches Gesicht wirkte beinahe maskenhaft.
    „Ist alles in Ordnung?“ fragte Ed.
    „Ja.“
    „Du frierst doch nicht oder?“
    „Nein.“
    „Ich möchte nicht, daß du dich erkältest.“
    Ein Eichhörnchen rannte an ihnen vorbei und auf die Sykomore zu. Ed warf ihm ein Stück von seinem Sandwich hin. Das Tierchen rannte noch etwas weiter und kam dann langsam zurück. Es machte Männchen.
    Ed lachte. „Da, sieh dir das an. Hast du schon mal ein Eichhörnchen gesehen?“
    „Ich glaube nicht.“
    Das Eichhörnchen rannte mit dem Stück Brot davon. Es verschwand hinter den Büschen.
    „Auf Proxima gibt es keine Eichhörnchen“, sagte Ed.
    „Nein.“
    „Es ist gut, hin und wieder auf die Erde zurückzukommen. Da sieht man wenigstens etwas von den alten Dingen. Aber die verschwinden auch.“
    „Verschwinden?“
    „Ja. Eines nach dem anderen. Die Erde wandelt sich.“ Ed deutete auf

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