TS 78: Operation Vergangenheit
in die Luft gesprengt – das sagt der kleine Krater an der Stelle, wo einmal eine Hütte gestanden hat.“
Kein Wunder, daß der Außenposten diesen Vorfall nicht melden konnte, denn der Geheimsender war ebenfalls in die Luft geflogen.
„Wir haben zehn Tage Zeit, um die Ursache herauszufinden“, sagte Ashe entschlossen. „Wir haben also mehr zu tun, als nur in der Vergangenheit spazierenzugehen. Wir müssen alles versuchen, Murdock.“
Ross blickte herum, fragte: „Sollen wir nachgraben? Vielleicht kommt irgend etwas zum Vorschein, das …“
„Los“, sagte Ashe, „worauf wartest du noch!“
So gruben sie. Kohlschwarz im Gesicht und angewidert von den Spuren des Todes, zogen sie sich schließlich auf den saubersten Platz zurück, der im Umkreis zu finden war.
„Es muß nachts geschehen sein“, sagte Ashe langsam. „Um diese Zeit sind alle unter Dach. Die Leute fürchten sich vor bösen Geistern, und unsere Agenten tun es ihnen darin nach, um keinen Verdacht zu erregen. So waren sie hier alle versammelt – und eine Bombe genügte.“
Alle Personen, mit Ausnahme von zweien, waren echte Becherleute gewesen. Die Angreifer hatten zwanzig Menschenleben ausgelöscht, achtzehn davon waren unschuldig und hatten mit dem Wettrennen um die Enträtselung der Vergangenheit nichts zu tun.
„Wie lange ist es her?“ fragte Ross.
„Ungefähr zwei Tage, schätze ich. Der Angriff muß völlig überraschend gekommen sein, sonst hätte Sandy uns eine Nachricht zugeleitet. Er schien auch keinen Verdacht zu haben; seine letzten Routinemeldungen unterschieden sich in nichts von den andern.“
„Und was werden wir tun, Ashe?“
„Uns in das Dorf Nodren begeben, Murdock. Wir sind noch ganz erschrocken. Wir haben unsere Angehörigen tot aufgefunden und wissen nicht, auf welche Weise sie ums Leben gekommen sind. Wir waren glücklicherweise nicht anwesend, als es geschah.“
„Sollen wir uns nicht erst waschen?“ schlug Ross vor.
„Nein. So wirken unsere Worte glaubwürdiger“, sagte Ashe.
Rauchgeschwärzt wie sie waren, schlugen sie den Pfad nach Nodren ein – das dem Unglücksort am nächsten gelegene Dorf.
Ein Hund sah oder witterte sie zuerst. Er war ein zotteliger Bursche und heulte fast wie ein Wolf. Ashe brachte seinen Bogen zum Vorschein, und Ross reichte ihm dienstbeflissen einen Pfeil.
Der Hund ahnte instinktiv, was diese Bewegung bedeutete, sprang ein paar Sätze zurück, heulte aber weiter.
„Ich bin gekommen, um mit den Leuten von Nodren zu sprechen!“ rief Ashe. „Nodren, das Dorf auf dem Berg!“
„Wer will mit den Leuten von Nodren sprechen?“ kam eine Stimme, die ein wenig anders klang als die von Ashe.
Die Dörfer trugen jeweils die Namen ihrer Stammeshäuptlinge.
„Ich bin Assha, der Händler!“ rief Ashe. „Und ich bin der Mann, der Nodren das ewig scharfe Messer geschenkt hat.“
„Hebe dich fort von uns, Mann des Bösen! Ruchlose Geister folgen deiner Spur, und du führst sie in unsere Hütten!“ Der letzte Satz endete mit einem kreischenden Angstschrei.
Ashe blieb stur stehen, betrachtete das Gebüsch, hinter dem sich der Sprecher versteckt hatte. „Du sprichst für Nodren, doch nicht mit seiner Stimme. Ich bin Assha, der Händler. Wir haben zusammen Blut getrunken, dem weißen Wolf und dem wilden Eber gegenübergestanden. Nodren läßt keine anderen Leute für ihn sprechen, denn Nodren ist ein Mann und ein Häuptling!“
„Und du bist verflucht!“ Ein Stein schwirrte aus dem Gebüsch, landete in einer Regenpfütze und bespritzte die Beine von Ashe. „Geh weg und nimm deine bösen Geister mit dir!“
„Warum verfluchen mich die Leute von Nodren? Leben sie mit den Händlern plötzlich im Streit? Wurden Kriegspfeile auf die Dächer ihrer Hütten geschossen? Hast du dich im Schatten versteckt, damit ich, Assha der Händler, dir nicht in die Augen sehen kann? Warum meidest du meinen Blick?“
Kurzes Schweigen. Dann: „Keine Kriegspfeile, Händler. Wir wollen nicht die Geister der Berge herausfordern. Auf dir ruht der Zorn von Lurgha, Händler. Bleibe uns fern, damit nicht auch wir von Lurghas Zorn getroffen werden!“
Wie Ross Murdock sich erinnerte, war Lurgha der Sturmgott.
„Lurgha hat in der Nacht das Feuer vom Himmel geschickt und im Donner zu uns gesprochen!“
Ross begriff allmählich: Donner und Feuer – das konnte nur die Bombe sein!
Wieder übernahm Ashe das Wort. „Hätte der Zorn von Lurgha den Händler Assha getroffen – hätte er dann lebendig
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