TS 80: Spähtrupp der Vergangenheit
letzten Landung zwar neue Muster im Sand aufgeschüttet haben mochte, wo aber sonst keine Veränderung zu erkennen war. Die rätselhaften Bauten duckten sich immer noch geheimnisvoll in den Sand, ohne daß irgendwo eine Spur von Leben zu sehen war.
„Was mögen sie hier getan haben?“ Ross’ Hände tasteten unruhig über den Rahmen der Außenschleuse. „Es muß doch einen Grund für diese Zwischenlandung gegeben haben – das steht fest. Und warum waren diese gleichen Geschöpfe – Menschen, Tiere, ganz gleich, was es nun waren – auf dieser anderen Welt in dem Trichterbau?“
„Wer ist der Verbannte?“ fragte Ashe. „Ist das hier ihre Heimat, während die anderen auf einer fremden Welt leben, weil man sie nicht rechtzeitig zurückgerufen hat? Oder sind das hier die Verbannten? Vielleicht werden wir das nie erfahren.“ Er studierte das flache Bauwerk zwischen den kriechenden Dünen. „Sie müssen unter der Erde leben, und dieser Bau ist der Eingang. Vielleicht leben sie auf dem anderen Planeten auch unterirdisch. Ursprünglich waren sie zweifellos hier, um für die Schiffe zu sorgen, gewissermaßen als Besatzung einer Vorpostenstation oder so etwas.“
„Und dann“, sagte Travis langsam, „kamen die Schiffe nicht mehr.“ Er wollte noch etwas sagen, unterbrach sich aber. „Da …“ Ihm war plötzlich, als hätte das Aussehen des Gebäudes drüben sich gegenüber dem, woran er sich erinnerte, geändert. „War diese Erhöhung links schon dagewesen?“
Ross und Ashe beugten sich vor, und beide spähten zu dem Bauwerk hinüber.
„Richtig, das ist etwas Neues.“ Ross gab zuerst Antwort. „Und ich glaube auch nicht, daß dieser Vorsprung aus Stein besteht wie der Rest.“
Damit hatte er zweifellos recht, denn der Block, der auf so seltsame Weise auf dem fernen Dach aufgetaucht war, glitzerte weder in der Sonne noch hatte er das stumpfe Aussehen von verwittertem Stein. Man hätte eher an mattes Glas oder Obsidian denken können.
Das rätselhafte Etwas verharrte einige Augenblicke. Und dann geschah etwas, womit die Insassen des Schiffes nicht gerechnet hatten. Sie hatten die Strahlen gesehen, die das Dach des Gebäudes vor Angriffen und ungebetenen Gästen schützten. Jetzt erlebten sie den Einsatz einer Angriffswaffe jener Menschen, die dereinst den geheimnisvollen Bau errichtet haben mochten.
Was war es eigentlich, was wie ein Peitschenschlag zu ihnen herüberzuckte? Ein Feuerstrahl? Eine Energieentladung? Eine Kraft, die die Terraner sich überhaupt nicht vorstellen konnten?
Travis wußte nur, daß die Wucht dieses Schlages ihn in das Schiffsinnere zurückwarf, wo alsbald Ashe und Ross auf ihm landeten. Dann wurde es schwarz um ihn.
Travis lag auf dem Boden und rang nach Luft. Ein stechender Schmerz fuhr ihm durch die Brust. Und vor seinen brennenden Augen schimmerte das offene Viereck der Schleuse. In diesem Augenblick war dieses Rechteck alles, worauf es ankam – das und das Wissen, daß dieses Rechteck geschlossen werden mußte – daß das, was draußen wartete, für sie den Tod bedeutete.
Er wälzte das Gewicht weg, das über ihm lag und kroch langsam auf die äußere Schleuse zu. In seinen Ohren sang es. Und dann blickte er auf die Wüste hinaus.
Zuerst wollte er seinen Augen nicht trauen. Kein Windhauch regte sich und doch stoben mächtige Sandschwaden, förmlich wie eine Wand, auf sie zu. Nein, stoben war nicht der richtige Ausdruck – die Wand hob sich senkrecht, wie ein Vorhang!
Er richtete sich in kniende Stellung auf, ließ sich gegen die Tür fallen und sperrte die Sandvorhänge, das grelle Licht der Sonne, alles, was sie bedrohte, hinaus. Und jetzt ließ der Schmerz nach. Er konnte wieder atmen, ohne daß bei jedem Atemzug ein glühendes Messer durch seine Lungen stach. Er wandte sich den beiden anderen zu.
Ashe schlug die Augen auf. „Was …“, mehr brachte er nicht heraus.
„Hallo dort unten!“ hallte es über den Lautsprecher. „Was ist denn hier los?“
Wenn auch die Schiffswand die Sonne und die äußere Welt aussperren konnte, spürten sie jetzt doch eine Bewegung. Man hatte gleichsam den Eindruck, als wirke irgendeine Kraft auf das Schiff ein. Die Sandwände? Travis kletterte die Leiter in den Kontrollraum empor, wo die Sichtplatte ihre einzige Verbindung mit der Außenwelt darstellte.
Renfry starrte fassungslos hinaus. Seine Augen ruhten auf den dichten Sandwolken, die sich vom Boden erhoben hatten und auf das Schiff zustrebten. Die Männer waren im
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