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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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vollführte.
    „Ich weiß nicht, Mr. Synclisst.“ Einen Moment Pause. „Was können Sie mir raten?“
    „Passen Sie, solange Sie noch können.“
    „Jetzt schon? Aber …“
    „Ja, jetzt.“
    Schweigen.
    „Wenn Sie jetzt nicht passen, werden Sie in den nächsten paar Minuten abgeschoben. Das kostet Sie zumindest Ihre vier letzten Positionen, das wissen Sie so gut wie ich. Oder wollen Sie sich etwa mit dem Rang eines gewöhnlichen Klinikdirektors begnügen?“
    „Nein, natürlich nicht. Also, in Ordnung – ich passe.“
    Winston konnte sehen, wie eine der Projektionen – er erkannte in ihr die von Reich – nickte und hochsah.
    „Machen Sie’s gut, Reich. Viel Glück.“
    „Danke, Mr. Synclisst. Vielen Dank. Und, falls ich mich einmal erkenntlich zeigen kann …“ Er brach ab, betätigte einige Knöpfe und gab bekannt, daß er passe. Noch während Winston Synclisst nachdenklich seine Projektion betrachtete, verschwand diese, als die Bank den Austritt Reichs zur Kenntnis nahm.
    Die anderen Spieler gingen mit, indem sie der Bank mitteilten, sie wären bereit, höhere Anforderungen auf sich zu nehmen.
    Die Bank, die in diesem Falle den Spielmeister abgab, stellte das Zentrum des Irdischen Imperiums dar. In ihr vereinigten sich sämtliche Koordinaten. Wirtschaft, Kultur, Forschung und Staatsgeschäfte reichten sich hier, im Brennpunkt, die ,Hände’. Es gab niemanden, der über ihr stand. Kein Regent und kein Magnat. Die Bank war das Gehirn des Imperiums – eine Maschine, die nach streng logischen Richtlinien, die sie aus der vorhergehenden Programmierung durch ihre Schöpfer aufgestellt hatte, handelte. Ihre ausführenden Organe bildete der Mensch selbst. Alljährlich veranstaltete sie die Großen Spiele, ein Programm, das ebenfalls von ihren Schöpfern erdacht und in ihre Speicher eingefügt worden war.
    Die Spiele sollten dem Zweck dienen, durch eine Art Auslese die fähigsten Köpfe der Menschheit in die richtigen Positionen zu bringen. Jeder konnte an den Spielen teilnehmen, der auf seinem speziellen Wissensgebiet ein gewisses Maß an Fertigkeit erlangt hatte.
    Es lag nun in der Hand eines jeden einzelnen Spielers, wie er dieses ,Kapital’ an Wissen verwertete. Die Bank stellte streng festgelegte Anforderungen, die sich von Runde zu Runde erschwerten. Verstand es nun ein Spieler, durch sein Wissen, durch seine Talente oder auch durch Bluff die erste Runde zu überstehen, so konnte er die zweite antreten. Schon in diesem Augenblick war ihm eine gehobenere Stellung sicher. Er konnte sich nun steigern, von Runde zu Runde, und konnte passen, wann immer er sein sich gestecktes Ziel erreicht zu haben glaubte oder wenn er nicht allzuviel bei einem Erhöhen verlieren wollte.
    Paßte ein Spieler, so verlor er nur wenig. Überforderte er sich aber, so konnte er leicht, nun da er seine Position nicht mehr zu halten imstande war, all jenes verlieren, was er so mühevoll im Laufe der Spiele errungen hatte. Erst nächstes Jahr durfte er wieder an den Großen Spielen teilnehmen, vorausgesetzt natürlich, daß er das nötige ,Kapital’ mitbrachte.
    Winston Synclisst zählte zu den Geschäftsmännern, die an den diesjährigen Spielen teilnahmen. Er jonglierte mit Geld, Plänen, Industrien und Handelsunternehmen. Und er jonglierte sehr gut.
    Er lächelte selbstzufrieden, als er sich zurücklehnte.
    Doch am besten jonglierte er mit Menschen, mit ihren Gefühlen, ihren Schwächen. Das Unglaubliche daran war, daß davon niemand ahnte – nicht einmal der Betroffene. Er hatte so seine eigenen Methoden, seinen jeweiligen Strohmann glauben zu machen, er wäre gar kein Strohmann.
    Der Gedanke stimmte Winston Synclisst behaglich. Er sah gerne seine Übermenschlichkeit, wie er sie nannte, ins rechte Licht gerückt. Und sei es nur von sich selbst.
    Wieder beobachtete er die ihn umgebenden Projektionen – es mochten etwa vierundzwanzig sein – und aktivierte sein Gerät. „Ford?“
    „Ja, Mr. Synclisst?“
    „Überbiete McCuff. Dann warte ab. Wenn dieser wieder höhergeht, überbiete abermals.“
    „Okay.“
    Synclissts Blick fixierte Kinsington, der jetzt mit verwunderter Miene der Stimme des Spielmeisters lauschte.
    „Mr. Swen Ford, Mathematiker, erhöht um dreihundertvier Prozent. Bitte beachten Sie die Statistik der laufenden Einsätze.“
    Kinsington lächelte wieder, aber gezwungen. Synclisst war ein viel zu guter Menschenkenner, als daß er sich von ihm hätte täuschen lassen. „Ich gehe

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