TS 86: Geist ohne Fesseln
befestigt. Carel robbte in das Rohr hinein und warf sich auf die Platte, riß an einem Hebel, und das seltsame Gefährt begann sich zu bewegen. Es rollte in dem schrägliegenden Rohr abwärts.
Durch die Finsternis der Röhre raste der Major und überlegte fieberhaft, welcher Anblick ihn dort oben erwarten würde. Noch liefen die kleinen Räder in einer Kurve, dann bremste eine Schiene den rasenden Lauf ab.
Carel kam in einem kleinen Felsendom auf die Füße, griff nach dem aus Stangen und Rohren konstruierten Kasten des einfachen Aufzuges, der sich sofort nach oben in Bewegung setzte. Zwei Sekunden später stand Carel im hellen Licht eines sonnigen Nachmittages. Über ihm hatte sich eine Kuppel geöffnet, neben ihm stand der wuchtige Lauf eines Lasergeschützes, das bereits feuerbereit war. Carel schwang sich mit einem wilden Ruck auf den Sitz des Feuerschützen, dann suchten seine Augen den Himmel ab.
Noch war etwas Zeit.
Das Gerät hatte einen größeren Körper geortet, der den Planeten anflog. Es war die Frage, ob es ein irdisches oder ein quaysanisches Schiff war. Die Koordinaten von Longhurst waren allen drei Rassen, den Terranern, den Gorquons und den Quaysa unbekannt. Carel wartete, bis er über sich einen winzigen, glänzenden Punkt sah. Der Punkt bewegte sich im Fadenkreuz des schweren Geschützes. Die Energie war in einer ständig geladenen Spule, die unter dauernder Kontrolle stand. Mit diesen Geschützen kämpfte ein Schlachtschiff.
Carel wartete mit der Geduld eines Mannes, der fast sein ganzes Leben hinter sich hat. Er mußte, das war sicher für ihn, den Schülern diesen Zufluchtsort retten. So Pak schlief vermutlich, und keinerlei mentale Korrespondenz machte sich bemerkbar. Unhörbar, aber dringend rief Carel alle Namen. Aber keiner der Schüler weilte geistig auf Lucky Hill.
Der Punkt wuchs und wurde zu einem Raumschiff. Carel schickte seine Gedanken aus, die nicht weit reichten, aber jetzt das Innere des Schiffes erfassen konnten. Was Carel sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Es war ein Patrouillenboot der Quaysa. Zufall oder Absicht mochte es hierhergeführt haben – Carel vermochte es nicht festzustellen. Was er feststellen konnte, war, daß sechzig Mann in dem Schiff saßen und nach einem Landeplatz suchten.
Carel hatte seine Hände um die Griffe des Geschützes geklammert und schwenkte die Zielvorrichtung langsam herum. Nicht eine Sekunde lang geriet das Objekt aus dem Fadenkreuz; es wurde größer und der Flug langsamer. Anscheinend suchte die Besatzung etwas Bestimmtes; Carel vermochte nur zu hoffen, daß nicht die Gruppe von Lucky Hill damit gemeint war.
Er entschloß sich, schnell zu handeln, zumal er dann den Vorteil der Überraschung für sich buchen konnte. Carel ließ das Schiff so weit näherkommen, daß er die beiden Buchstabengruppen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der kyrillischen Schrift besaßen, am Bug lesen konnte: Schnelles Einsatzschiff.
Dann fauchte der glühende Laserstrahl aus dem Projektor und traf die Schwerefeldprojektoren des Schiffes, zerschmolz sie in wütender Glut und schwenkte über auf die Luken der Steuerkanzel. Auch dort starben Quaysa, und auch dort wurde Zerstörung gesät. Es kam Carel darauf an, die Möglichkeiten eines schnellen Funkspruches zu verhindern. Der Strahl erlosch, flammte wieder auf und zerstörte das Heck des Schiffes völlig.
Die Erschütterung des Aufschlages war kaum verebbt, als der Wind auch schon den hochgewirbelten Sand davongetragen hatte. Nicht ganz zweihundert Meter entfernt lag der zerbeulte und teilweise verbrannte Rumpf des rund vierzig Meter langen Schiffes. Carel richtete sein Geschütz aus und jagte einige Feuerstöße in den Rumpf hinein, dann schaltete er die Energiezufuhr ab.
Carel wartete wieder. Vierzig Minuten lang, dann öffnete sich unter den Stößen innen arbeitender Wesen eine kleine Öffnung neben dem größeren Schott, Acht Quaysa kamen gebückt heraus; sie trugen Waffen in den Händen. Sie sahen sich um, erkannten kein Ziel und gingen langsam und vorsichtig in die Richtung von Lucky Hill. Carel versuchte, mit seinen sondierenden Gedanken wieder in das Schiff einzudringen; es gelang ihm endlich. Von den anderen Besatzungsmitgliedern lebte keines mehr.
Noch immer war So Pak nicht aufgewacht, und noch immer war kein Kontakt mit einem der Schüler zu erhalten. Schweiß bedeckte die Stirn des Iren, als er aufstand und über die kleine Leiter nach hinten die Kuppel verließ. Er hatte die
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