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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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den Wind, nachdem das Schiff in einer der vielen Wüsten des Mars zerschellt und die gesamte Mannschaft, außer ihm, ums Leben gekommen war. Er verachtete sich selbst wegen des Stolzes, den er empfunden hatte, als er sie zum ersten Male hörte.
    Doch sein Zorn legte sich, je weiter er sich von dem Wrack in der Wüste entfernte, und die Trauer um seine toten Freunde verstärkte sich in seiner Brust zu einem stechenden Schmerz. Nach und nach erkannte er, daß ihm ein verhängnisvoller Irrtum unterlaufen war.
    Er hatte die Geschwindigkeit des stürzenden Raumschiffes unterschätzt. Er hatte geglaubt, bis zu dem seichten Polarmeer, das er und seine Gefährten bemerkt hatten, als das Schiff aus dem Weltraum zur Oberfläche des Planeten herabglitt, etwa fünfhundert Kilometer zurücklegen zu müssen. In Wirklichkeit mußte das Schiff jedoch eine sehr viel weitere Entfernung überflogen haben, bevor es abstürzte.
    Die Tage, die seit dem Absturz vergangen waren, schienen ihm so zahllos zu sein wie die heißen roten Sandkörner, die durch seine zerfetzte Uniform drangen und wie glühende Funken auf der Haut brannten. Eine große Vogelscheuche von einem Mann – so schleppte er sich über die endlose, ausgedörrte Wüste –, aber er gab nicht auf.
    Als er den Berg erreichte, waren seine knappen Vorräte an Lebensmitteln längst aufgebraucht. Von den ursprünglich mitgeschleppten vier Wasserbehältern besaß er nur noch einen, dessen Inhalt gerade noch ein Benetzen der aufgesprungenen Lippen und der geschwollenen Zunge erlaubte, wenn sein Durst unerträglich wurde.
    Erst als Jenner ein Stück in die Höhe geklettert war, erkannte er, daß es nicht eine der zahllosen Dünen war, die ihm den Weg versperrte. Er hielt an. Als er an dem steilen Bergmassiv hinaufblickte, das sich vor ihm auftürmte, befiel ihn ein Zittern. Für einen Moment lang fühlte er die Hoffnungslosigkeit dieses irrsinnigen Rennens in das Nichts – aber er erreichte den Gipfel. Unter sich bemerkte er eine Mulde, umringt von Bergen, die ebenso hoch oder noch höher waren als der Gipfel, auf dem er stand. Eingebettet in das von ihnen gebildete Tal lag ein Dorf.
    Er konnte Bäume erkennen und den Marmorboden eines Hofes. Eine Gruppe von Gebäuden scharte sich um eine Art Hauptplatz.
    Über den meisten einstöckigen Häusern erhoben sich vier gen Himmel strebende, zierliche Türme, in deren Marmorwänden die Sonne mit mattem Glanz spiegelte.
    Ein dünner, schrill pfeifender Ton drang leise an Jenners Ohr. Er schwoll an, klang ab und erstarb völlig, um kurz darauf von neuem grell und quälend anzusteigen. Es war ein heller und sehr unangenehmer Ton. Jenner eilte darauf zu, und seine Ohren schmerzten, als das fremdartige, unwirkliche Pfeifen lauter und lauter wurde.
    Er rutschte öfters auf dem glatten Felsen und zog sich beim Fallen Prellungen und Hautabschürfungen zu. Die Hälfte des Weges rollte er buchstäblich in das Tal hinunter. Die Gebäude behielten ihr helles, sauberes Aussehen, als er näher kam. In den blitzenden Wänden spiegelten sich Bäume und Sträucher. Ringsumher wuchsen rötlichgrüne Büsche und mit purpurnen und roten Früchten beladene Bäume.
    Von unerträglichem Hunger und Durst getrieben, hetzte Jenner zum nächsten Fruchtbaum. Er sah aus der Nähe verdorrt und brüchig aus. Die große rote Frucht jedoch, die er vom untersten Zweig riß, fühlte sich voll und saftig an.
    Schon wollte er sie zum Munde führen, als er sich entsann, daß er während seiner Ausbildungszeit davor gewarnt wurde, auf dem Mars irgendwelche Früchte zu kosten, bevor sie nicht chemisch untersucht worden waren. Doch solche Warnungen waren gegenstandslos für einen Mann, dessen einzige chemische Ausrüstung sich in seinem eigenen Körper befand.
    Dennoch machte ihn die Möglichkeit einer Vergiftung vorsichtig. Behutsam nahm er den ersten Bissen in den Mund. Er schmeckte bitter, und er spuckte ihn hastig wieder aus. Der in seinem Mund verbliebene Saft der Frucht verätzte seinen Gaumen. Wie Feuer brannte sein Mund, und Jenner schwankte vor Übelkeit. Seine Muskeln begannen zu zucken, und er legte sich auf den Marmorboden, um nicht umzufallen. Jenner schien es Stunden zu dauern, bevor sein Körper endlich das konvulsivische Zittern einstellte und er wieder klar sehen konnte. Er warf dem Baum einen Blick voller Verachtung zu.
    Die Schmerzen legten sich schließlich, und er entspannte sich zögernd. Leise rauschte eine Brise in den dürren Blättern. Die nahen Bäume

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