TS 91: Bis in die Unendlichkeit
überraschend. Mit aller Schärfe drang sie an seine Kiemen, so daß der Weg zum Schoner eine einzige Qual darstellte. Als er dann vom Vorderdeck aus die Harpunenkanone untersuchte, hatte er die Antwort gefunden …
„Eine wirklich bemerkenswerte Waffe“, berichtete er nach seiner Rückkehr den Gefährten. „Es wird eine stärkere Treibladung vonnöten sein, um das Ding in den Blaal zu jagen, und natürlich besseres Metall. Ich werde noch gewisse Messungen vornehmen müssen, um später die Neuerungen einzubauen. Aber das wird leicht sein. Es gelang mir, ihren Treibstoff unbrauchbar zu machen.“
Er machte eine Pause. Dann schloß er: „Im richtigen Augenblick werden wir diesen Schaden wieder beheben. Schließlich und endlich müssen sie manövrierfähig sein, wenn der Blaal kommt.“
„Aber werden sie kämpfen?“ fragte Carliss.
Domo lächelte freudlos. „Das, meine Liebe, können wir nicht dem Zufall überlassen. Ein Film wird ihnen die ganze Lage vor Augen führen. Was das andere betrifft, werden wir dafür sorgen, daß sich ihr Schiff zwischen uns und dem Blaal befindet. Die Bestie wird auf dem Schoner Leben fühlen und sie in ihrer stupiden Art für dieFlüchtigen halten, nämlich uns. Ja, ich bin fest davon überzeugt, daß sie kämpfen.“
Carliss sagte:
„Der Blaal wird uns möglicherweise noch die Unannehmlichkeit abnehmen, sie hernach zu töten …“
Domo sah sie nachdenklich an. „Ja, gewiß“, meinte er, „die Vorschriften!“
Er lächelte. „Eines schönen Tages, Carliss, mußt du sie alle einmal lesen. Die Ehrwürdigen, die sie für uns schufen, setzten sie recht vernünftig auf. Sehr vernünftig sogar.“
*
Wardells Finger umkrampften den Feldstecher, bis die Knöchel weiß hervortraten, als er den riesigen, gewölbten Rücken musterte, der sich, nicht zwei Kilometer von ihnen entfernt, in gerader Linie dem Schiff näherte. Das Monster ließ eine schäumende Flut Wassers hinter sich, und sein Leib glänzte dunkel, als es kraftvoll heranglitt.
Eigentlich sah das Ding nicht anders aus als jeder größere Wal – betrachtete man jenen Teil, der aus dem Wasser ragte. Wardell klammerte sich an diese jähe Hoffnung, und dann …
Gischt sprühte über das umliegende Meer, und seine Illusion zerbarst.
Kein Wal auf Gottes weiter Welt hatte je in solch schrecklicher Weise Tonnen von Wasser hervorgewürgt. Wardell überkam eine kurze, lebhafte Vorstellung davon, wie ein drei Meter großes Maul konvulsivisch die Wellen bearbeitete und dann, einem überdimensionalen Blasebalg gleich, diese wieder ausspie.
Einen Augenblick lang verspürte er heftigen Ärger auf sich selbst, weil er sich für eine Sekunde tatsächlich eingebildet hatte, es sei ein Wal. Seine Wut verflog hingegen, als er merkte, daß dieser Gedanke gar nicht so unsinnig gewesen war. Denn er rief ihm ins Gedächtnis, daß er all die Jahre hindurch ein Spiel gespielt hatte, bei dem Furcht ein unbekannter Faktor war.
Ganz langsam straffte er sich. Mit ruhiger Stimme rief er:
„Jetzt sind wir dran, Leute, ob wir wollen oder nicht. Also packen wir’s auf unsere Weise an, wie richtige Walfänger …“
*
Der ganze Schaden wurde der Albatros in den ersten zwei Minuten zugefügt, nachdem die Harpune aus Art Zotes Kanone vorwärtsgeschnellt war.
Bei diesem grausamen Aufschlag tauchte ein alptraumhafter, augenloser Schädel aus den Fluten, und der darauf folgende Angriff bestand aus einem Wirrwarr von gepanzerten Beinen, die ebenso wütend auf das Meer einschlugen wie auf den hastig zurückweichenden Schoner.
Schließlich waren sie in Sicherheit, und Wardell, der erschüttert aus den Trümmern der Brücke kletterte, wurde sich zum erstenmal bewußt, daß die Motoren der Fremden donnernd liefen und daß eine zweite Harpune in der Flanke des Monsters steckte. Dünn und zum Zerreißen gespannt, lief der glitzernde „Kupferdraht“ hinüber zum metallenen Schiff der Echsen.
Vier weitere Harpunen schossen vorwärts, zwei von jedem Schiff, dann hatten sie das Ding gefangen.
Eine geschlagene Stunde lang pumpte Art Zote den Rest der Granaten in einen Körper, der nicht sterben wollte und mit sinnloser, unablässiger Wut kämpfte …
Es war am vierten Tag:
Vom zertrümmerten Deck seines Schoners aus beobachtete Wardell die Szene auf dem anderen Schiff. Zwei Echsen stellten ein seltsames, glitzerndes Gebilde auf, das in einem grauen, nebligen Licht zu glühen begann. Der Nebelstrahl ergoß sich auf die Bestie im
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