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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Wie konnte man einem lebenden Dorf zu erkennen geben, daß es seine Prozesse, seine Einrichtungen zu ändern hatte? Irgendwie mußte es bereits gemerkt haben, daß ein neuer Bewohner in ihm lebte. Wie konnte er ihm aber wissen lassen, daß er Nahrung von einer anderen chemischen Zusammensetzung benötigte, verschieden von der, die es in der Vergangenheit herstellte; daß er zwar Musik liebte, aber von einer anderen Klangzusammensetzung; daß er ein Brausebad jeden Morgen sehr gut gebrauchen konnte, aber eines mit Wasser – und nicht mit Giftgas?
    Er fiel in einen unruhigen Schlaf und wälzte sich am Boden wie ein Kranker, nicht wie ein müder Mensch. Zweimal erwachte er mit schmerzenden Lippen und brennenden Augen, während sein Körper in Schweiß gebadet war. Einige Male schreckte er hoch, durch das Geräusch seiner eigenen Stimme, als er im Schlaf wilde Rufe des Ärgers und der Furcht in die Nacht hinausschickte.
    In dieser Nacht vermeinte er, im Sterben zu liegen.
    Er verbrachte die langen Stunden der Dunkelheit, indem er sich hin und her warf, betäubt von erstickenden Hitzewellen. Als das Morgenlicht heraufdämmerte, war er einigermaßen erstaunt, sich noch am Leben zu finden. Völlig zerschlagen ließ er sich von der Plattform herab und ging zur Tür.
    Es wehte ein beißend kalter Wind, doch er kühlte wohlig sein erhitztes Gesicht. Er fragte sich, ob sein Blut genügend Pneumokokken enthielt, um ihn an Lungenentzündung erkranken zu lassen. Es schien ihm unwahrscheinlich.
    Nach einigen Augenblicken zitterte er vor Kälte. Er zog sich in den Hauseingang zurück und bemerkte zum erstenmal, daß der Wind nicht hereindrang, obwohl die Öffnung keine Tür besaß. Die Räume waren zwar kühl, aber durchaus nicht zugig.
    Das brachte ihn auf einen neuen Gedanken: was hatte diese schreckliche Körperhitze hervorgerufen? Er wankte zu der Lagerstatt hinüber, auf der er die Nacht verbracht hatte. Nach wenigen Sekunden schon begann er stark zu schwitzen. Die Temperatur war auf mindestens 50 Grad Celsius angestiegen!
    Erschüttert über seine eigene Unvorsichtigkeit zog er sich vom Podium herab. In diesem Backofen von einem Bett hatte er mindestens zwei Liter Feuchtigkeit aus seinem ohnehin schon ausgetrockneten Körper geschwitzt.
    Dieses Dorf war nicht für menschliche Wesen geschaffen. Hier wurden die Betten selbst für Kreaturen erhitzt, die Temperaturen benötigten, weit oberhalb der für Menschen noch erträglichen Grenze.
    Jenner verbrachte den größten Teil des Tages im Schatten eines mächtigen Baumes. Er war todesmatt, und nur zeitweilig kam ihm der Gedanke, daß er ein lebenswichtiges Problem zu lösen hatte. Als das Pfeifen einsetzte, störte es ihn zunächst, aber er war zu müde, um sich einen anderen Platz zu suchen. Es gab lange Perioden, in denen es kaum noch an sein Ohr drang, derart geschwächt und abgestumpft waren schon seine Sinne.
    Spät am Nachmittag entsann er sich des Baumes und der Sträucher, die er aus dem Boden gerissen hatte und fragte sich, was mit ihnen wohl inzwischen geschehen sein mochte. Er befeuchtete seine geschwollene Zunge mit den wenigen letzten Tropfen aus seiner Wasserflasche, stand müde auf und sah sich nach dem vertrockneten Strauchwerk um.
    Er konnte es nicht finden. Nicht einmal die Löcher konnte er erkennen, die er in den Boden gerissen hatte. Das lebende Dorf hatte die toten Zellen in sich aufgenommen und die Wunden in seinem „Körper“ geheilt.
    Diese Tatsache erfüllte Jenner mit neuer Energie. Er fing an, wieder nachzudenken über Mutationen, genetische Adaption, Lebensformen, die sich neuen Umgebungen anpaßten. Vor dem Start des Schiffes hatten sie Vorlesungen über dieses Thema gehört, eher verallgemeinernde Vorträge, welche die Forscher mit den Problemen bekannt machen sollten, mit denen sie auf fremden Planeten konfrontiert werden konnten. Der entscheidende Grundsatz war denkbar einfach: anpassen oder sterben!
    Das Dorf mußte sich ihm anpassen.
    Er bezweifelte, ob er es ernstlich gefährden konnte, aber versuchen mußte er es. Sein Wille, am Leben zu bleiben, mußte demnach unmißverständlich auf einer harten, feindseligen Ebene zum Ausdruck gebracht werden.
    Jenner begann hastig, in seinen Taschen zu suchen. Bevor er das Raumschiffswrack verlassen hatte, hatte er sich mit allen möglichen kleinen Geräten und Ausrüstungsgegenständen beladen. Ein Klappmesser, ein metallener Faltbecher, ein Taschenradio, ein winziger Superakkumulator, der geladen werden

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