Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
im Laufe von ein paar Stunden in ganz Rom verbreitet. Schlecht für die Moral. Das unterstützt die progriechischen Elemente und ruft Kritik an mir hervor. Du wirst also den Betrieb des Telegraphen einstellen, zumindest während des Krieges.“
    „Aber Majestät, ich hatte gedacht, die Armee würde ihn nützlich finden, um …“
    „Kein Wort mehr darüber, Martinus. Ich verbiete es. Und da war noch etwas, worüber ich mit dir sprechen wollte. Cassiodorus möchte dich gern sprechen. Du bleibst doch zum Mittagessen, nicht wahr? Ein großer Gelehrter, dieser Cassiodorus.“
    Und so fand sich Padway in der Gesellschaft des Prätorianerpräfekten, eines ältlichen, würdevollen Italers und binnen kurzem befanden sie sich tief in einer Diskussion über Geschichtsschreibung, Literatur und die Schwierigkeiten des Verlegerberufes.
     
    *
     
    Als Padway nach ein paar Stunden das Haus verließ, hatte er sich zumindest bemüht, das Gespräch auf zu ergreifende Maßnahmen für eine Wendung des Kriegsgeschickes zu bringen. Es war natürlich alles nutzlos gewesen.
    Padway war überrascht, welchen Einfluß die Nachricht von seiner Bekanntschaft mit dem König und dem Präfekten hatte. Adelige Römer stellten sich bei ihm ein, und er wurde sogar zu einer Anzahl langweiliger Abendessen eingeladen, die um vier Uhr nachmittags begannen und bis in die Nacht hinein dauerten.
    Jedesmal, wenn er sich diese langatmigen, nichtssagenden Gespräche anhörte, dachte er, daß ein Festredner aus dem zwanzigsten Jahrhundert von diesen Leuten viel über hochtrabende, bedeutungslose Rhetorik hätte lernen können.
     
    *
     
    Im August fiel Neapel an General Belisarius. Thiudahad hatte nichts unternommen, um die Stadt zu schützen. Lediglich die Familien der kleinen gotischen Garnison hatte er gefangengesetzt, um ihre Treue sicherzustellen. Die einzige Gruppe, die sich um die Verteidigung der Stadt bemühte, waren die neapolitanischen Juden. Diese wußten, welche Behandlung sie unter kaiserlicher Herrschaft zu erwarten hatten.
    Als Padway die Nachricht gebracht wurde, war ihm beinahe übel. Es gab soviel, was er für sie hätte tun können, wenn man es ihm nur erlaubt hätte. Und es bedurfte nur eines winzigen Unglücksfalls, um ihn zu beseitigen – einen der ganz normalen Zufälle des Kriegsgeschehens wie jenen, der Archimedes zugestoßen war. In diesem Zeitalter hatten Zivilisten, die kriegführenden Armeen in den Weg kamen, mit keinerlei Vorzugsbehandlung zu rechnen – eine Methode, die das zwanzigste Jahrhundert nach kurzen einhundertfünfzig Jahren einer relativ humanen Handlungsweise wieder entdeckt zu haben schien.
    Fritharik kündigte eines Tages an, daß eine Gruppe Goten Padways Werkstätte besichtigen wolle. Dann fügte er mit Verschwörerstimme hinzu:
    „Thiudegiskel wird auch dabei sein. Du weißt schon, der Sohn des Königs. Nimm dich vor ihm in acht, Meister. Er kann unangenehm werden.“
    Insgesamt waren es sechs junge Männer, die mit ihren Schwertern ins Haus getrampelt kamen. Thiudegiskel war ein hübscher, blonder Bursche, der die hohe Stimme seines Vaters geerbt hatte.
    Er starrte Padway wie ein seltenes Tier im Zoo an und sagte:
    „Ich wollte schon immer deine Werkstätte sehen. Ich bin nämlich ein neugieriger Bursche. Wofür, zum Teufel, sind diese dummen Maschinen gut?“
    Padway erklärte, während die Begleiter des Prinzen in gotischer Sprache Bemerkungen über ihn machten, in der irrigen Meinung, daß er sie nicht verstand.
    „Ah ja“, sagte Thiudegiskel und unterbrach Padway mitten im Satz. „Ich glaube, sonst interessiert mich hier nichts. Und jetzt möchte ich diese Büchermaschine sehen.“
    Padway zeigte ihm die Presse.
    „O ja, ich verstehe. Eigentlich ganz einfach, nicht? Hätte das selbst erfinden können. Ganz nett für die, die Spaß daran haben. Aber ich kann natürlich auch lesen und schreiben. Besser als die meisten sogar. Hat mir aber nie Spaß gemacht. Langweiliges Geschäft, für einen gesunden Mann wie mich ist das nichts.“
    „Kein Zweifel, kein Zweifel, hoher Herr“, sagte Padway und hoffte, daß man ihm die Wut, die er empfand, nicht anmerkte.
    „Wollt Ihr noch etwas sehen, hoher Herr?“ fragte er mit ausdruckslosem Gesicht.
    „Oh, ich weiß nicht. – Sag mal, was sind denn das für Kisten?“
    „Darin sind Teile für unsere Maschinen gekommen, hoher Herr, und wir hatten noch keine Zeit, die Kisten zu verbrennen“, log Padway.
    Thiudegiskel grinste. „Du willst mich wohl für dumm

Weitere Kostenlose Bücher