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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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besteht darin, dich bis zu einem Verhör über diesen geheimen Plan festzuhalten. Führe ihn weg, Sigifrith.“
    Die Goten hatten am nördlichen Ende der Stadt zwischen derVia Flaminia und dem Tiber ein Gefangenenlager errichtet. Padway stellte fest, daß vor ihm bereits zwei römische Patrizier verhaftet worden waren; beide erklärten, sie seien wegen des Verdachts der Mitwisserschaft an Geheimplänen festgenommen worden. Im Laufe der nächsten Tage trafen weitere gefangene Römer ein.
    Die Posten, so schien es Padway, waren wegen irgend etwas beunruhigt. Padway versuchte, sie zu befragen, erhielt aber nur mürrische Antworten. Wenn er ihren Gesprächen lauschte, vernahm er mehrmals das Wort Folkmote. Das bedeutete, daß in der Nähe von Terracina eine große Versammlung abgehalten werden sollte, auf der die Goten überlegen wollten, was hinsichtlich des Verlusts von Neapel geschehen sollte.
    Padway kam mit einem der gefangenen Patrizier ins Gespräch.
    „Ich wette einen Solidus“, sagte er, „daß sie Thiudahad absetzen und Wittiges an seiner Stelle zum König wählen.“
    Der Patrizier nahm die Wette an.
    Später kam Tomasus, der Syrier, Padway besuchen. „Wie behandelt man dich?“ fragte er sofort.
    „Nicht schlecht. Das Essen ist nicht gerade gut, aber man gibt uns genügend davon. Was mich beunruhigt, ist, daß Liuderis glaubt, ich wüßte etwas über eine geheimnisvolle Konspiration, die Rom verraten will. Ich fürchte, er kann drastische Methoden anwenden, um mich zum Reden zu bringen.“
    „Oh, das. Ja, es gibt eine Verschwörung. Aber ich glaube, du bist mindestens noch ein paar Tage sicher. Liuderis ist zu einer Versammlung gereist, und die Angelegenheiten der Goten sind völlig durcheinandergeraten.“ Dann berichtete er über den Stand von Padways Geschäften. „Wir haben heute morgen die letzte Kiste abgesandt. Ebenezer, der Jude, verreist in ein paar Wochen nach Florenz. Er wird sich darum kümmern, so daß deine Angestellten nicht mit deinem Besitz davonlaufen.“
    Am nächsten Tag erhielt das Gefangenenlager einen neuen prominenten Gast. Ein paar Posten brachten einen Gefangenen in reicher gotischer Kleidung, und Padway erkannte sofort Thiudegiskel, den Königssohn. Das war hochinteressant. Padway kletterte von der Mauer hinunter, wo er sich einen Aussichtsplatz geschaffen hatte.
    „Seid gegrüßt“, sagte er.
    Thiudegiskel hockte mürrisch auf dem Boden. Seine Kleidung war etwas in Unordnung, und sein Gesicht wies ein paar Schrammen auf. Beide Augen würden sicher bald zugeschwollen sein. Die römischen Patrizier grinsten schadenfroh.
    Thiudegiskel blickte auf. „Oh, du bist es“, sagte er.
    „Ich habe nicht damit gerechnet, Euch hier zu treffen“, antwortete Padway. „Ihr seht aus, als wäre es Euch schlecht ergangen. Weshalb hat man Euch festgenommen?“
    „Hast du das nicht gehört? Ich bin nicht mehr Königssohn. Oder besser – mein alter Herr ist nicht mehr König.
    Die Versammlung hat ihn abgesetzt und Wittiges gewählt. Und Wittiges hat mich natürlich einsperren lassen, damit ich ihm keine Schwierigkeiten mache.“
    „Schade.“
    Thiudegiskel grinste wieder. „Sag’ mir bloß nicht, daß ich dir leid tue. So dumm bin ich nicht. Aber vielleicht kannst du mir sagen, mit welcher Behandlung ich hier rechnen kann und wen man bestechen muß.“
    Padway gab dem jungen Mann ein paar Tips, wie man mit den Posten am besten auskam und fragte dann:
    „Wo ist Thiudahad jetzt?“
    „Ich weiß nicht. Das letzte, was ich von ihm gehört habe, ist, daß er nach Tivoli gereist ist, um der Hitze zu entgehen. Aber er wollte diese Woche wieder hierher zurückkommen. Er arbeitet an irgendwelchen literarischen Forschungen.“
    Padway erinnerte sich an die Geschichte dieser Epoche und konnte sich daher ein sehr gutes Bild vom Gang der Ereignisse machen. Thiudahad war hinausgeworfen worden. Der neue König, Wittiges, würde entschlossen Widerstand leisten. Das Ergebnis würde schlimmer als gar kein Widerstand sein, soweit es Italien betraf. Wittiges konnte die Kaiserlichen nicht schlagen, da er über keinerlei taktisches Geschick verfügte. Er würde seinen Feldzug mit dem fatalen Fehler beginnen, nach Ravenna zu marschieren und Rom nur dem Schutz seiner schwachen Garnison zu überlassen.
    Andererseits konnten auch die Kaiserlichen ihn mit ihrer schwachen Armee nicht schlagen, wenigstens nicht in kurzer Zeit. Wenn die Kaiserlichen siegten, würde ihr Sieg nur von kurzer Dauer sein. Justinian

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