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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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erlangt.“
    „Äh? Was ist das? Was weißt du von Wissenschaft? Oh, ich vergaß. Du bist ja Verleger. Handelt es sich um Cassiodorus?“
    Padway unterdrückte ein Seufzen. „Nein, Majestät.“ Und dann begann er erneut, seine Angelegenheit vorzutragen.
    Schließlich grinste Padway und meinte:
    „Nun, Majestät, wir scheinen uns jetzt einig zu sein. Nur eines noch. Dieses Teleskop könnte mit großem Nutzen in der Kriegstechnik angewandt werden. Wenn Majestät die Offiziere damit ausrüsten möchten …“
    „Äh? Kriegstechnik? Darüber mußt du mit Wittiges sprechen. Er ist mein oberster General.“
    „Wo ist er?“
    „Wo? Ach, du meine Güte, das weiß ich nicht. Irgendwo im Norden, glaube ich.“
    „Wann kommt er wieder zurück?“
    „Woher soll ich das wissen, mein guter Martinus?“
    „Aber Majestät, Sie müssen doch orientiert sein! Ich halte es jedenfalls für wichtig, diese Teleskope so schnell wie möglich der Armee zur Verfügung zu stellen. Wir wären bereit, sie zu einem angemessenen …“
    „Martinus“, verwies ihn der König, „du brauchst mir nicht zu sagen, wie ich meine Regierung führen muß. Ich habe gesagt, du sollst mit Wittiges sprechen, und damit ist die Sache erledigt.“
    Thiudahad war offensichtlich nicht gesonnen, mit sich reden zu lassen, und so sagte Padway einige höfliche Nichtigkeiten, verbeugte sich und zog sich zurück.

 
7.
     
    Als Padway nach Rom zurückkehrte, galt seine Hauptsorge seiner Zeitung. Die erste Ausgabe, die seit seiner Abreise erschienen war, war in Ordnung. Hinsichtlich der zweiten, die gerade im Druck war, befand sich Menandrus in einer geheimnisvollen Hochstimmung und deutete an, daß er eine großartige Überraschung für seinen Meister hätte. Padway nahm sich einen Korrekturabzug vor und traute seinen Augen nicht. Auf der ersten Seite befand sich ein detaillierter Bericht über das Bestechungsgeschenk, das der neue Papst, Silverius, König Thiudahad gemacht hatte, um seine Wahl sicherzustellen.
    „Bei allen Teufeln!“ schrie Padway. „Bist du von allen guten Geistern verlassen, Georg?“
    „Warum?“ fragte Menandrus beleidigt. „Es ist doch wahr, oder?“
    „Natürlich ist es wahr! Aber du willst doch nicht, daß wir gehenkt werden, oder?“
    Menandrus wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
    „Es tut mir leid, großer Meister. Ich habe versucht, dich zu erfreuen. Du hast keine Ahnung, welche Mühe es mich gekostet hat, Einzelheiten über diese Bestechung zu erfahren!“
     
    *
     
    Padway fühlte sich viel wohler, als er erfuhr, daß die erste Etappe der Telegraphenarbeiten in einer Woche vollendet werden sollte. Mit stolzgeschwellter Brust rannte er zu Tomasus und berichtete ihm:
    „Die erste Nachricht aus Neapel müßte nun eigentlich jeden Augenblick eintreffen.“
    Tomasus rieb sich die Hände. „Martinus, du bist ein Wunder. Ich habe nur Angst, daß du es einmal übertreibst. Die Boten der italienischen Behörden beklagen sich, daß diese Erfindung ihren Beruf zerstören wird. Unfaire Konkurrenz, sagen sie.“
    Padway zuckte die Achseln. „Wir werden ja sehen. Unterdessen warte ich auf Kriegsnachrichten.“
    „Das ist auch etwas, was mich beunruhigt“, meinte Tomasus. „Thiudahad hat für die Verteidigung Italiens nichts unternommen. Es wäre unangenehm, wenn der Krieg bis Rom gelangte.“
    „Ich möchte eine Wette mit dir abschließen“, sagte Padway. „Der Schwiegersohn des Königs, Evermuth, der Vandale, wird zu den Kaiserlichen desertieren. Ich wette einen Solidus.“
    „In Ordnung!“ Beinahe im gleichen Augenblick stürmte Junianus, dem die Leitung der Telegraphenanlage übertragen worden war, mit einem Stück Papier herein. Es war die erste Nachricht, und sie enthielt den Bericht, daß Belisarius in Reggio gelandet und daßEvermuth zu ihm abgefallen sei und die Kaiserlichen auf Neapel marschierten.
    Padway grinste dem Bankier zu. „Tut mir leid, Alter, aber ich brauche diesen Solidus. Ich will mir ein neues Pferd kaufen.“
    Zwei Tage später traf ein Bote ein und berichtete Padway, daß der König sich in Rom befände und Padway zu sehen wünsche. Padway dachte, daß Thiudahad sich vielleicht seinen Vorschlag mit dem Teleskop überlegt hatte. Aber weit gefehlt.
    „Mein guter Martinus“, sagte Thiudahad, „ich muß doch bitten, den Betrieb deines Telegraphen einzustellen. Und zwar sofort.
    Weißt du, was geschehen ist? Dieser höllische Apparat, den du da hast, hat die Nachricht vom Verrat meines Sohnes

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