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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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sich zurück.
    Sie stampften durch die leeren Hallen. Türen schlossen sich, ehe sie sie erreichten, und man hörte dahinter Flüstern. Padway fragte sich, ob sie wohl mit offenen Augen in eine Falle marschierten. Er schickte ein paar Leute zurück, um die Eingänge zu besetzen.
    Vor den königlichen Wohnräumen fanden sie eine Gruppe Wächter. Zwei von ihnen hoben die Speere, der Rest stand unschlüssig da.
    „Tretet zurück, Leute“, sagte Padway ruhig und trat ein.
    „Christus sei uns gnädig!“ sagte Padway leise.
    Ein paar Leute standen um einen Toten herum, der auf dem Boden lag. Der Tote war Wittiges. Seine Tunika war von Schwert- und Speerstichen zerrissen, der Teppich mit Blut getränkt.
    Der wachhabende Offizier starrte Padway überrascht an. „Das ist gerade passiert, hoher Herr. Und doch seid Ihr deswegen bis von Rom gekommen. Woher habt Ihr das gewußt?“
    „Ich habe Mittel und Wege“, sagte Padway. „Wie ist es geschehen?“
    „Wittiges ist von einem ihm freundlich gesinnten Wächter in den Palast gelassen worden. Und dann hat man ihn getötet.“
    Ein Geräusch in der Ecke ließ Padway aufblicken. Thiudahad kauerte halb bekleidet dort. Niemand schien auf ihn zu achten. Sein Gesicht war totenbleich, als er zu Padway aufblickte.
    „Ach, du meine Güte, das ist mein neuer Präfekt, nicht wahr? Du heißt doch Cassiodorus. Aber wieviel jünger du aussiehst! Ah, wir werden eben alle alt. Wir wollen ein Buch schreiben, Cassiodorus. Ein hübsches neues Buch mit purpurnen Deckeln. Und dann servieren wir es zu Mittag mit Pfeffer und Soße. So ißt man Geflügel. Ja, mindestens dreihundert Seiten. Hast du meinen GeneralWittiges gesehen? Ich höre, daß er mich besuchen wollte. Ein langweiliger Mensch, gar nicht gebildet. Ich möchte jetzt tanzen. Tanzt du, mein lieber Wittiges? Lalala. Dummdidumm.“
    Padway rief den Hausarzt des Königs:
    „Kümmert Euch um ihn und laßt ihn nicht heraus. Und ihr anderen geht an die Arbeit, als wäre nichts geschehen. Sorgt für ein einfaches, aber würdiges Begräbnis.“

 
14.
     
    Die Mitglieder des gotischen Königsrates erschienen in Padways Büro. Es waren alles würdige Männer, die es nicht liebten, wenn man sie praktisch vom Frühstückstisch holte, besonders, wenn ein Zivilfunktionär den Auftrag dazu gegeben hatte.
    Padway informierte sie über die Lage. Das wirkte auf sie wie ein Schock. Er schloß:
    „Wie Ihr wißt, muß ein dem Wahnsinn verfallener König nach der Verfassung der gotischen Nation sobald wie möglich ersetzt werden. Unter den vorliegenden Umständen ist das sogar dringend erforderlich.“
    Vakkes nickte:
    „Wir werden eine Wahlversammlung einberufen müssen, nehme ich an.“
    Ein anderer Ratsherr, Mannfrith, meldete sich zu Wort: „Unser junger Freund hat recht. Wann und wo wollen wir die Versammlung abhalten?“
    Alles redete wirr durcheinander. Schließlich übertönte Padway ihre Stimmen:
    „Ich möchte einen Vorschlag machen. Unsere neue Hauptstadt wird Florenz sein. Gibt es einen besseren Weg, sie einzuweihen, als dort unsere Wahlen abzuhalten?“
    Wieder erhob sich Stimmengewirr, aber niemand hatte eine bessere Idee. Padway wußte ganz genau, daß sie ungern seinen Anweisungen folgten, aber andererseits waren sie froh, die Verantwortung und die Mühe des Denkens anderen zu überlassen.
    Vakkes meinte:
    „Wir brauchen natürlich Zeit, bis die Boten alle abgesandt sind und die Wahlmänner in Florenz eintreffen.“
    Mannfrith fragte: „Und wer wird Kandidat sein? Ich würde mich gern selbst der Wahl stellen, aber mein Rheumatismus plagt mich so.“
    Jemand meinte: „Einer wird Thiudegiskel sein.“
    Padway verkündete: „Es wird euch sicher erfreuen, daß unser hochgeschätzter General Urias auch kandidieren wird.“
    Padway gedachte natürlich, Urias unter seinem Einfluß zu behalten. Das schien auch möglich. Urias interessierte sich nicht für die Angelegenheiten der zivilen Verwaltung. Er war ein tüchtiger Soldat und war im Augenblick für Padways Ideen empfänglich. Padway dachte besorgt, wenn diesem König etwas zustieß, würde er lange suchen müssen, bis er einen für seine Zwecke ähnlich geeigneten finden würde.
    Padway ließ die Nachricht von der bevorstehenden Wahl über den Telegraphen verbreiten und sparte damit die eine Woche ein, die die Boten normalerweise benötigt hätten, um durch ganz Italien zu reiten. Gleichzeitig überzeugte er damit einige mißgünstige Goten vom Wert seiner Apparate. Ferner

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