Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
über allem lastet, was der diabolische Martinus beginnt, den Untergang des gotischen Königreiches von selbst herbeiführen wird.“
    Padway begann sich in seiner Haut nicht ganz wohl zu fühlen. Angriffe von zwei Seiten – aus dem Norden seitens der Franken und aus dem Osten seitens des Justinian, waren etwas mehr, als er vertragen konnte.
    Die Wolken am Himmel begannen dunkler zu werden.

 
13.
     
    Padway eilte nach Rom zurück und zeigte Belisarius den Brief von Justinian.
    „Ich weiß nicht“, war die ganze Antwort, die Belisarius auf seine Fragen gab. „Ich muß nachdenken.“
    Padway suchte Belisarius’ Frau, Antonia, auf.
    „Ich habe ihm schon oft gesagt, daß er von Justinian nichts alsUndank erwarten kann“, meinte die. „Aber ihr wißt ja, wie er ist – in allen Dingen vernünftig, nur nicht, wenn es um seine Ehre geht. Aber ich werde tun, was ich kann, Martinus.“
    Am Tage darauf gab Belisarius zu Padways unverhohlener Freude nach.
    Der unmittelbare Gefahrenpunkt schien die Provence zu sein. Padways Spione hatten von einem Bestechungsgeschenk gehört, das Justinian den Franken mit der Auflage geschickt hatte, die Goten anzugreifen. Padway reagierte darauf mit einer gewissen Umorganisation seiner Streitkräfte. Asinar, der monatelang in Senia gesessen hatte, ohne den Mut aufzubringen, die Kaiserlichen in Spalato anzugreifen, wurde nach Hause beordert. Sisiges, der zwar kein Genie, aber andererseits auch nicht völlig unfähig war, bekam das Kommando über Asinars Armee in Dalmatien übertragen. Belisarius übernahm den Oberbefehl über Sisiges’ Streitkräfte in Gallien. Vor seiner Abreise bat er Padway um Informationen über die Franken.
    Padway erklärte:
    „Tapfer, verräterisch und dumm. Sie haben nur Infanterie, die gewöhnlich in einer einzigen tiefgestaffelten Schlachtreihe angreift. Sie stürzen sich auf den Feind, werfen ihre Streitäxte und Speere und greifen dann mit dem Schwert an. Wenn ihr sie mit Speertruppen oder durch Kavallerieangriffe aufhalten könnt, sind sie praktisch geschlagen. Sie sind ziemlich zahlreich, aber eine so große Infanterietruppe kann gar nicht genügend Land ausplündern, um ausreichend Proviant zu haben. Sie müssen sich also entweder vorwärts bewegen oder verhungern.
    Außerdem sind sie so primitiv, daß ihre Soldaten nicht einmal bezahlt werden. Man erwartet von ihnen, daß sie vom Plündern leben. Wenn Ihr sie lange genug an einer Stelle festhalten könnt, werden ihre Streitkräfte durch Desertion zusammenschrumpfen. Aber unterschätzt ihre Wildheit nicht.
    Versucht, Agenten nach Burgund zu schicken, um die Burgunder gegen die Franken aufzuwiegeln, die sie erst vor ein paar Jahren besiegt haben.“
    Er erklärte, daß die Burgunder ebenso wie die Goten und Lombarden ostgermanischer Herkunft waren, eine der gotischen sehr ähnliche Sprache sprachen und ebenso wie sie Viehzucht betrieben. Aus diesem Grunde vertrugen sie sich mit den westgermanischen Franken nicht, die Ackerbauer waren, wenn sie nicht gerade das Land ihrer Nachbarn verwüsteten.
     
    *
     
    Falls der Krieg weitergehen sollte, kannte Padway eine Erfindung, die den Krieg ganz entscheidend zugunsten der Goten beenden würde. Schießpulver bestand aus Schwefel, Holzkohle und Salpeter. Das hatte Padway in der sechsten Schulklasse gelernt.
    Er erteilte im Namen der Regierung Auftrag, eine Kanone zu gießen und zu bohren. Die Gießerei, die den Auftrag übernahm, zeigte sich recht schwerfällig. Die Leute hatten noch nie ein solches Gebilde gesehen und wußten nicht, ob sie so etwas herstellen konnten. Wofür wollte er dieses Rohr denn?
    Als Blumentopf?
    Trotz der Einfachheit der Konstruktion brauchten sie unendlich lange, um den Kern herzustellen. Und dann lieferten sie das erste Rohr, das einen ganz brauchbaren Eindruck machte, bis Padway die Pulverkammer untersuchte. Das Metall war hier schwammig und hatte zahlreiche Lunker. Die Kanone wäre beim ersten Schuß in tausend Stücke zerplatzt.
    Der Fehler war, daß man das Rohr mit der Mündung nach unten gegossen hatte.
    Seine Versuche, Schießpulver herzustellen, waren auch nicht besonders erfolgreich. Die einzelnen Bestandteile brannten wunderbar, wenn man sie entzündete. Aber sie explodierten nicht. Er versuchte alle möglichen Mischungsverhältnisse, erreichte aber bei aller Mühe nichts als eine große gelbe Flamme und einen fürchterlichen Gestank. Er versuchte, das Zeug in improvisierte Knallfrösche zu stopfen, aber ohne

Weitere Kostenlose Bücher