TS 98: Friedhof der Roboter
recht, Andrew. Aber nicht für immer. Denke daran, daß auf unserer Erde Millionen Menschen den Großen Atomkrieg überlebten. Das bedeutet: Auch die Parallel-Erde muß Überlebende haben.“
„Ich verstehe. Wir müssen ihnen Hilfe bringen.“
Robertson sah geistesabwesend in die Schwärze des Raumes.
„Das ist unsere Pflicht, Andrew – und wenn wir den Menschen dieses Universums helfen, helfen wir zugleich uns selbst. Niemand wird mehr auf die Dauer die Isolation unserer Erde befürworten können, denn die Menschheit hat eine neue Aufgabe bekommen, die schwere Aufgabe, Hüter des Lichts zu sein, das uns mit den Wundern verbindet, die hinter Raum und Zeit unserer harren …“
Urlaub vom Pluto
Maxwell trat von der Rampe des Raumschiffes und wurde sogleich von vier unauffällig gekleideten Zivilisten umringt.
Verwundert blickte er von einem zum anderen.
„Sie wünschen, meine Herren?“
Ein breitschultriger Hüne schob sich dichter an ihn heran.
„Sie sind Patrick Maxwell, Pluto-Kommissar?“
„Ja.“
„Bitte, folgen Sie uns!“
Maxwell wollte aufbrausen. Doch dann zuckte er nur resignierend die Schultern und schritt zwischen den Männern zu einem Gleiter, der etwas abseits der normalen Taxis wartete. Wahrscheinlich waren die Männer vom terranischen Sicherheitsdienst, und vielleicht stellte alles nur eine Routine-Maßnahme dar. Schließlich hatte er vier Jahre als Kommissar auf Pluto, dem letzten der solaren Planeten, verbracht. Wie sollte er wissen, welche Gepflogenheiten inzwischen auf der Erde herrschten.
Nach kurzer Fahrt durch die Long Park Road bog der Gleiter in eine spiralförmige Auffahrt, schraubte sich einige hundert Meter hoch und raste dann auf die schroff ansteigende Wand eines Berges zu.
Kurz vor dem unvermeidlich scheinenden Aufprall auf die Felsen tat sich die ringförmige Öffnung eines Tunnels auf. Der Gleiter huschte lautlos hinein. Die Beleuchtungskörper zu beiden Seiten verbanden sich infolge der rasenden Fahrt zu breiten, rötlichen Streifen, die sich immer mehr verengten, bis sie ganz vorn zusammenstießen. Nach einiger Zeit – Maxwell wußte nicht, ob nur Sekunden oder Minuten vergangen waren – schraubte sich der Tunnel spiralförmig nach unten.
Und am Ende der Spirale hielt der Gleiter an.
In schwarze Kombinationen gekleidete Soldaten bildeten einen Halbkreis um das Fahrzeug. Die Strahlwaffen waren unmißverständlich auf Maxwell gerichtet. Rötlich flimmerten die Abstrahlfelder in den Laufmündungen.
Der Kommissar hatte zum erstenmal ein unangenehmes Gefühl. Weshalb erwartete man ihn mit einem solchen Aufwand? Weshalb waren die Waffen der Soldaten entsichert? Fast sah es so aus, als fürchtete man ihn, Patrick Maxwell, einen unbewaffneten Mann, der seinen ihm zustehenden halbjährigen Urlaub auf der Erde verbringen wollte …
Er fühlte einen Druck im Rücken.
„Vorwärts!“ befahl einer der Männer, die ihn vom Raumhafen abgeholt hatten.
In Maxwell staute sich der Zorn. Doch er sah ein, daß ihm vorläufig nichts anderes übrigblieb, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
Durch mindestens zwei Dutzend Panzerschotts ging es in einen großen, aber außer Rohrleitungen und Fernsehaugen völlig kahlen Raum. Die Soldaten folgten schweigend und mit schußbereiten Waffen.
„Halt!“ kommandierte der Zivilist, der hinter Maxwell stand. „Warten Sie hier!“
Maxwell blieb stehen und sah sich neugierig um. Er fand keinen Anhaltspunkt, der ihm etwas über die Bedeutung dieses Raumes gesagt hätte. Der Zivilist war unterdessen zum anderen Ende des Raumes gegangen und vor einer weiteren Panzertür stehengeblieben. Maxwell sah, daß er leise in ein Funksprechgerät sprach. Wahrscheinlich meldete er die Ankunft des Gefangenen.
Gleich darauf zog sich die letzte Tür in die Decke zurück.
Maxwell bekam einen heftigen Stoß in den Rücken und stolperte vorwärts, in den nächsten Raum hinein.
Trockene Hitze schlug ihm entgegen. Neben und hinter sich hörte er das Keuchen der Bewacher. Er atmete ebenfalls schwer. In der grellen Beleuchtung erkannte er so etwas wie eine große, silberne Schale, vielleicht drei Meter im Durchmesser und auf einem summenden, säulenförmigen Aggregat ruhend.
In der Schale wogte und zuckte eine gallertartige Masse.
Jetzt streckten sich zarte, dünne Fühler aus der Masse, wogten wie Tentakel hin und her, bildeten an ihren oberen Enden eigenartig schillernde Verdickungen und richteten sich auf ihn.
Dann vernahm Patrick
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