Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 99: Exil auf Centaurus

TS 99: Exil auf Centaurus

Titel: TS 99: Exil auf Centaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
Vom Netzwerk:
nur so vor? Hat mein Gedächtnis die Vergangenheit so aufbewahrt, daß alle unebenen Stellen mit Moos bedeckt sind und grün aussehen, schöner als sie wirklich waren?
    O Gott! dachte Ralph Wireman. Ich bin der Gefangene meines Gehirns, und mein Gehirn ist menschlich – nur zu menschlich. Es versucht, Dinge freundlicher zu machen, es versucht, alles so zu arrangieren, daß mein letzter Gedanke der Freude gelten wird und nicht dem Leid. Oh! Wie wichtig mir das geworden ist! Hätte ich das nur gewußt, als ich noch jünger war. Jetzt ist es zu spät. Zuviel Vergangenheit liegt hinter mir. Wie kann ich sie jetzt ändern?
    Oder habe ich sie geändert? Habe ich die Wahrheit übergangen, so daß die zeitlose Welt, in die ich eingehen werde, falsch und hohl sein wird, wo ich nicht werde ruhen können?
    „Mr. Wireman“, sagte Captain Lemby zu Michael, nicht zu Ralph. „Wir haben einiges zu besprechen. Der Feind ist aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Wir müssen jetzt rasch einen Kordon errichten, um Verstärkungen abzuwehren, während der Rest hier geschlagen wird.“
    Michael hörte Lemby geduldig zu. „Sicherlich, Captain“, sagte er. „Aber während Ihre Gedanken sich mit Raumschiffen beschäftigen, muß ich Sie daran erinnern, daß es mein Vater war, der es euch ermöglicht hat, diesen Sektor frei zu machen. Eben erst hat er erfahren, daß er entlastet ist und nun das Recht hat, ein wenig Atem zu holen. Spazieren wir langsam zu meinem Zelt. Bis dahin sind wir sicher soweit, uns wieder der Politik zuwenden zu können.“
    Sanft legte er seine Hand auf Ralph Wiremans Arm. „Laß uns gemeinsam gehen.“
    Sie saßen um den langen Tisch in Michael Wiremans Zelt, und Ralph Wireman beobachtete schläfrig seinen Sohn, der mit dem C.S.O.-Bevollmächtigten verhandelte.
    „Schauen Sie“, ereiferte sich Lemby gereizt, „wir sagten gewisse Ding zu: die Blockade, die Versorgungsgüter, den Rücktransport der Mitglieder der früheren Regierung, die Anerkennung eurer Regierung. Nun, auch ihr müßt uns etwas geben. Handelskonzessionen, Entschädigungen, irgend etwas, um Himmel willen!“
    „Nun, ja“, sagte Michael Wireman. „Wir sind euch für eure Hilfe dankbar. Aber ohne uns würdet ihr euren Krieg nie gewinnen.“
    „Unseren Krieg? Es ist auch euer Krieg!“
    „Dann sind wir Verbündete. Betrachten Sie es als ehrenhaft, unser Territorium wirtschaftlich beherrschen zu wollen, als Entschädigung für eine Hilfe, die Freunde und Verbündete normalerweise selbstverständlich gewähren? Sie selbst wiesen darauf hin, Captain; es ist auch euer Krieg. Auch ihr werdet davon profitieren.“
    „Wireman, Sie werden bestimmt nicht profitieren, wenn wir die Blockade aufheben und den Feind wieder ins Land lassen! Dann würden Sie uns bestimmt gern wiederhaben und auf jeder Basis verhandeln.“
    „Das können Sie nicht tun, Captain“, sagte Michael, langsam den Kopf schüttelnd. „Was erzählten Sie Ihrem Volk, zu Hause, als derKrieg begann? Daß ihr mit einem Rivalen in wirtschaftlichen Konflikt gekommen seid – oder daß ihr der unterdrückten Erde zu Hilfe eilen würdet? Ich kenne Ihre Regierung, Captain. Es ist eine gute Regierung, aber sie ist der Meinung, daß man dem gewöhnlichen Volk eine edle Absicht vortäuschen und die harte Wirklichkeit verbergen soll. Nein, Captain, Sie dürften den Feind nicht wieder hereinlassen. Ihr Volk würde sich vor Entrüstung erheben und die Regierung stürzen.“
    Lemby hatte sich vorgebeugt und wie um Gehör bittend die Hand erhoben. „Mr. Wireman …“
    „Tut mir leid, Captain. Ich wünschte, Ihre Regierung hätte nicht einen strebsamen Offizier für eine politische Mission ausgesucht. Ich glaube, sie wählte Sie, weil sie herausgefunden hatte, daß Hammil nicht mehr an der Macht war, und weil sie die jetzige Situation voraussah. Nun wird man allen Zorn an Ihnen auslassen und Ihnen den Rang aberkennen. Man wird Sie vor die Wahl stellen: Entweder Entehrung oder an die Front. Ich weiß, wie Ihre Entscheidung aussehen wird.“
    Lemby stand gefaßt auf. „Sie zielen gut, Mr. Wireman; die Erde kann glücklich sein, Sie zu haben.“
    Michael Wireman schaute auf. „Ich habe vor, mein Bestes zu tun.“
     
    *
     
    Ralph Wireman stand neben seinem Sohn und schaute vom Berggipfel hinunter. Er konnte dieses Neue an Michael noch immer nicht fassen. Er konnte es nicht verstehen.
    „Jeden Tag lerne ich ein wenig dazu, Vater“, sagte Michael, müde dastehend. „Wie ich handeln muß und

Weitere Kostenlose Bücher