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TS 99: Exil auf Centaurus

TS 99: Exil auf Centaurus

Titel: TS 99: Exil auf Centaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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Prüfungen ablegen, in meinem Alter. Jetzt gelte ich hier als ziemlich guter Jurist. Was sollte ich auf der Erde machen? Ein drittes Mal Prüfungen ablegen? Als erstes wird es eine Neuwahl geben. Glauben Sie, daß ich im Kabinett des nächsten Präsidenten sein werde?“
    Harmon dachte an seine eigenen schweren Jahre, in denen er sich emporarbeiten mußte, und hörte, wie die meisten Hartmann zustimmten. Mein Gott, dachte er. Nie haben wir uns das vor Augen gehalten, nie daran gedacht, wie wir uns fühlen würden, sollte dieser Tag einmal kommen.
    „Das ist eine sehr interessante Einstellung, Herr Hartmann“, erwiderte Wireman kurz. „Ich glaube nicht, daß sie von allen Anwesenden geteilt wird. Zum Beispiel würde ich gerne hören, was John dazu zu sagen hat.“
    Genovese blickte zu Boden. Es gelang Wireman nicht, ihm in die Augen zu schauen. Dann atmete er tief ein.
    „Ed Stanley fragte, ob wir uns ausschließlich diesem Projekt widmen müßten, Herr Präsident. Sie erwähnten seine Nebenbeschäftigung. Ich glaube, hier ist der Haken.“ Seine Stimme klang leise und ruhig. „Nun, Herr Präsident, vor langer Zeit habe ich Ihnen etwas versprochen. Nicht, daß ich es vergessen hätte, aber jetzt müssen wir auch noch etwas anderes in Betracht ziehen. Karl hat seinen Standpunkt ganz richtig vorgebracht. Ich bin Werkzeugmaschinen-Händler, bearbeite ein großes Gebiet, bringe wenigstens sechs Monate im Jahr auf der Straße zu, verdiene gut. Und nun kommt die Hauptsache: Tag für Tag bin ich Händler auf Cheiron, außer ein- oder zweimal im Monat. Dann nämlich komme ich auf wenige Stunden hierher, wenn ich in der Stadt bin. Nun frage ich: welche ist die Nebenbeschäftigung’?
    Verstehen Sie mich bitte richtig. Ich bin nicht ohne patriotisches Gefühl. Ich habe auch noch Verwandte auf der Erde. Wäre ich dort, ich würde ein Gewehr nehmen und alles in meiner Macht Stehende tun. Aber …“
    „Schande!“ schrie Yellin. „Schande! Nie hätte ich erwartet, in diesem Raum solchen Verrat zu hören!“ Er zitterte vor Zorn.
    Duplessis fiel ein: „Solange ihr hier Regierung spielen konntet, wart ihr zufrieden. Aber jetzt, wo es Arbeit gibt, überlaßt ihr sie uns – uns, über die ihr gespottet habt. Ihr, in euren komischen ausländischen Kleidern, mit dem barbarischen Akzent. Geht nur, geht zurück zu euren Banken und Büros, zu eurem Händler-Dasein! Geht zurück zu euren Fleischtöpfen! Wir brauchen euch nicht! Jene, die sich an ihre Heimat erinnern und auf diesen Tag gewartet haben, werden die Arbeit für euch tun – alt wie wir sind!“
    Das Zimmer war voll zorniger Männer, sowohl auf der einen Seite, als auch auf der anderen.
    „Meine Herren!“ Wiremans zusammengepreßte Lippen waren kaum zu sehen, aber er hatte seine Stimme gut unter Kontrolle. Er wandte sich an Harmon. „Unser Kanzler hat noch nicht gesprochen.“
    Harmon fühlte die zwingenden Augen auf sich gerichtet. Bewegungslos in ihren Stühlen sitzend, blickten sie sich an. Harmon dachte an die ersten Tage auf Cheiron. Nola war krank und lag nachts allein in ihrem Zimmer, während er zur Arbeit ging. Dann war sie gestorben, und er hatte trotzdem weitergeschuftet, weil er nicht hungern oder müßig dasitzen wollte. Nun hatte er Position, Wohnung und einen guten Ruf.
    Es würde schwierig werden, das Kabinett zusammenzuhalten. Sie hatten eine Chance. Nützten sie diese nicht, war es vielleicht zu Ende mit ihren Hoffnungen auf eine freie Erde. Und dennoch: unter den gegebenen Umständen mußte ein Plan ja fehlschlagen. Diese kleine Gruppe geteilt, voller Bitterkeit, müde. Was sollte man da tun?
    „Ich habe die Absicht, beim Präsidenten zu bleiben und für ihn zu arbeiten“, sagte er nach langer Überlegung und wußte, daß er wahrscheinlich einen schrecklichen Irrtum beging. „Ich versprach es.“ Die Versuchung, das Gegenteil zu sagen, war sehr stark gewesen. Hartmann hatte ja recht. Sogar wenn der Plan gelänge, gäbe es für sie auf der Erde nichts, was man mit dem hier vergleichen könnte.
    Wireman hob den Kopf. „Sehr gut, meine Herren, Sie haben gehört, was Tom gesagt hat. Nun, wer von Ihnen stimmt für den Vorschlag, General Hammil mit Waffen auszurüsten?“ Erwartungsvoll schaute er sich um. Harmon ebenfalls – und zuckte zusammen. Dann seufzte er leise.
    Eine eindeutige Mehrheit dagegen. Die Teilung schien genau so zu verlaufen, daß man erkennen konnte, wem es gelungen war, auf Cheiron Karriere zu machen, und wem nicht. Er war nun

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