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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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Corporal Roebuck auf das Trittbrett des Dodge, öffnete seine Wasserflasche und wusch angewidert das Erbrochene von seinem Uniformärmel und der Thompson.
    »Miller, sagen Sie Leader One Bescheid, dass wir einen Mann verloren haben und dass wir aufgehalten wurden. Sagen Sie denen auch, dass wir in Schwetzingen einen Toten abliefern werden und schnellstens Ersatz brauchen. Außerdem sind die Vorräte fast alle, ein Großteil der Zigaretten ist nass geworden, und wir wollen noch zwei Dutzend Benzinkanister. Und sagen Sie auch … Corporal Miller, hören Sie mir überhaupt zu?« Edwards hasste es, wenn man ihn ignorierte. Normalerweise fing der Funker schon an zu sprechen, bevor Edwards seine im Kopf gespeicherte ›Einkaufsliste‹ heruntergeredet hatte. Doch jetzt war noch Stille. Er drehte die Grease Gun auf den Rücken, warf wütend die Zigarette auf die Straße und marschierte mit großen Schritten zum Dodge, wo die Funkanlage mit der langen Antenne auf der Ladefläche eingebaut war. Durch das Tarnnetz hindurch konnte er den Funker schemenhaft vor der Funkanlage sitzen sehen.
    »Sind Sie taub, Miller? Sie sollen mit Leader One …« Edwards blieben die Worte im Hals stecken. Der junge, schwarz gelockte Corporal saß vornübergebeugt auf seinem kleinen Klappstuhl, den Kopfhörer um den Hals gehängt, die Stirn angelehnt an der Funkanlage. In seinem Stahlhelm war am Hinterkopf ein kreisrundes, nach innen eingedrücktes Loch, auf der Frontplatte der Funkanlage ein großer, roter Blutspritzer. Das Blut war bereits teilweise in die Messanzeigen hineingelaufen, Millers Hände hingen schlaff herunter, das Mikrofon lag blutverschmiert auf dem Boden. Private Boone saß noch immer wie angewurzelt direkt neben der Funkanlage und starrte seit einigen Minuten mit offenem Mund auf den Toten.
    »Verdammt! Vickers!«, brüllte Edwards. »Kommen Sie her! Der Mistkerl hat auch Miller kaltgemacht!«
    »Achtung, da bewegt sich etwas!«
    Jonas zog eine Handgranate aus der Umhängetasche, riss den Splint heraus, schleuderte die todbringende Stahlkugel in einen dichten Busch am Rande des Ackers und warf sich dann auf den Boden. Der überraschte Private Piece konnte in einiger Entfernung nur noch in die Hocke gehen, bevor die Detonation der Granate den Busch zerfetzte und Äste, Zweige, Blätter und Erde auf beide herabregnen ließ. Jonas reckte die rechte Hand mit zwei nach oben gestreckten Fingern in den Himmel und ballte die Finger zweimal zur Faust.
    »Hucky! Rechts zwei, zehn hinten!«
    Dem vereinbarten Code ließ der Kanonier eine Salve aus dem MG an die beschriebene Stelle folgen. Das schwere Browning wummerte seine Geschosse in den Acker, jedes dritte mit einer beeindruckenden weißen Leuchtspur. Wo die Projektile in den Boden schlugen, spritzte der Dreck einige Meter hoch. Daumendicke, glänzende Patronenhülsen flogen in hohem Bogen aus der Waffe und kullerten auf der Straße herum. Vickers und die anderen Soldaten hielten sich erschrocken die Ohren zu.
    Der in fast einem Kilometer entfernt vorbeiziehende Flüchtlings- und Fahrzeugtross von und nach Heidelberg stockte und blieb stehen. Verängstigte Menschen sprangen von den Pferdekarren in den Graben oder warfen sich direkt auf die Straße, um Deckung zu suchen. Schlechte Erinnerungen kamen dabei hoch, an die vor wenigen Wochen noch überall präsenten amerikanischen Tiefflieger, die die gleiche Bewaffnung viermal in ihren Flügeln hatten.
    Als Jonas den Arm hob und alle fünf Finger spreizte, sicherte Hucky die Waffe und drehte den Lauf in den Himmel. Feiner Rauch stieg aus der Rohrmündung auf.
    »Verdammt! Kannst du nicht was sagen, wenn du schießt? Da fallen uns noch die Ohren ab!« Roebuck schlug mit der flachen Hand gegen die Stahlpanzerung und drohte dem Kanonier mit der Faust. Dann brüllte er zu Jonas: »Habt ihr ihn erwischt?«
    Edwards stand noch immer hinter der aufgeklappten Ladefläche des Dodge und diskutierte mit Vickers. Dieser hatte den Körper des Funkers inzwischen vorsichtig nach hinten gezogen und den Toten und die zerstörte Radioanlage begutachtet. Nun standen sie rauchend neben dem Fahrzeug und beratschlagten sich, nebenbei hatten sie Jonas, Piece und Huckleby bei ihrem Waffeneinsatz zugeschaut.
    Boone saß noch immer schweigend neben dem Gerät und beobachtete, was um ihn herum geschah. Seine Augen waren weit aufgerissen. Gelegentlich waren glucksende Geräusche zu hören.
    »Joey, unser Funkgerät ist auch zum Teufel. Die Kugel hat Millers Kopf glatt

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