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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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Dachstuhls als Brennholz gesichert. ›SANKT AEGIDIUS‹ stand da auf einem schiefen Schild im Vorhof. Ein kleiner Zettel mit gerade noch lesbaren Gottesdienstzeiten hing darunter.
    Die Einwohner waren mit dem Wiederaufbau der eigenen Häuser und Höfe beschäftigt, so mussten viele solcher öffentlichen Gebäude im allgemeinen Durcheinander noch warten. Zudem befahl die neue Militärregierung die Bereitstellung von Wohnraum für ihre Offiziere und Unteroffiziere. Das musste auch noch sehr kurzfristig bewerkstelligt werden. Auch für allgemeine anfallende Arbeiten wurden Zivilisten ohne Rücksicht zur Arbeit herangezogen. Da die Trümmerräumung in und um Mannheim noch voll im Gange war, herrschte auf den Straßen Seckenheims lautstarker, staubiger Verkehr.
    An der abgesperrten Straßenkreuzung zur zerstörten Neckarbrücke entdeckte Vickers nach kurzem Rundumblick den schiefen Wegweiser, der trotz Stacheldraht und Hausschutt noch immer den Weg in Richtung Heidelberg und Schwetzingen wies. An einer großen Abzweigung hinter dem Ortsausgang ließ Edwards die Fahrzeuge nach rechts auf die Friedrichsfelder Landstraße abbiegen, weg von ängstlich dreinblickenden Kindern, ausgemergelten und erschöpften Flüchtlingen, quietschenden Karren und dem ewigen Geschrei der Wagenlenker, die ihre müden Ochsen und Pferde antrieben. Zudem wurden alle amerikanischen Streitkräfte, egal, wo sie auf Zivilisten trafen, von diesen ständig um Lebensmittel angebettelt.

Kapitel 2
     
    Hier, zwischen den Büschen ist es gut, schieb die Erde etwas beiseite! Auf den kalten Boden legen und das Gewehr langsam auspacken. Fast hätten sie mich auf der Brücke eingeholt! Gut, dass sie erst auf die zwei Ochsenkarren warten mussten. Das Scharfschützengewehr darf mal wieder seine Zuverlässigkeit beweisen. Der ehemalige Eigentümer hatte es mir nicht freiwillig geben wollen. Ich hätte das Bajonett doch aus seinem Rücken herausziehen sollen. Dummerweise lag er drauf.
    Schnell noch die zwei Gummideckel von der Zieloptik entfernen, dann kann es losgehen. Der schwer beladene Alte mit den zwei Kindern da auf der Straße kommt genau im richtigen Moment. Drei Schuss habe ich noch, das reicht.
    Popp. Popp. Popp.
    Schau an, da hinten kommen sie, mussten sich mal wieder in die Kolonne der Zivilisten einreihen. Edwards hätte als Führer eines Militärkonvois doch alle überholen können, aber er war weich geworden. Zu weich. Noch fünf Minuten. Die Kinder und der Opa rühren sich nicht mehr. Nachladen, nicht zittern! Fünfhundert, vierhundert, dreihundertfünfzig Yards, gleich hast du ihn!
    *
     
    Hucky stieß von hinten aus dem Fahrzeug einen kurzen Pfiff aus, denn direkt vor ihnen lagen ein Mann und zwei Kinder auf der Straße in einer Blutlache. Um sie herum verstreut verschiedene Gepäckstücke, ein Köfferchen und eine Tasche, aus der oben ein hellbrauner Teddybär herausschaute. Vickers machte eine Vollbremsung, die Halbkette kam quietschend mit einem Ruck zum Stehen. Wenn Hucky nicht noch die Hand gehoben hätte, wäre Corporal Roebuck mit dem Dodge hinten draufgefahren. Dafür schlug Edwards mit seinem Stahlhelm gegen die Panzerplatte des Armaturenbretts, der Blechbecher mit dem kalten Kaffee klapperte hinab in den dunklen Fußraum.
    »Verdammt! Müssen Sie so ruckartig bremsen, Joey?«
    Vickers schaute seinen Chef unschuldig an. »Nicht meine Schuld! Schaun Sie mal, auf der Straße liegen drei Tote!«
    Edwards sah kurz durch die Sehschlitze der statt einer Windschutzscheibe eingebauten, aber leicht hochklappbaren Panzerstahlplatte. »Wer lässt denn Tote einfach auf der Straße liegen?«, zischte er, schulterte seine M3A1 Maschinenpistole, im Army-Jargon auch ›Grease Gun‹ genannt wegen der Ähnlichkeit mit einer Fettspritze, und stieg genervt aus. Von hinten links bewegten sich Roebuck und Private Preston auf die leblosen Körper zu, beide hatten die Gewehre im Anschlag.
    Als Preston, der zufällig als Erster bei den leblosen Körpern ankam, sich hinabbückte, um die Toten genauer in Augenschein nehmen zu können, gab es plötzlich ein hohles, klatschendes Geräusch, als würde Schnee vom Dach auf die Straße fallen. Blut und Knochenteile aus Prestons Hinterkopf spritzten auf den Straßenbelag. An der Stelle, wo das rechte Ohr war, konnte man nur noch eine dunkelrote Masse sehen, dann sackten seine Beine zusammen, er fiel auf die Knie und kippte nach hinten. Sein durch die Kugel zerstörter Helm kullerte auf den Asphalt und blieb am rechten

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