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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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anzuhalten.
    Edwards ließ die Fahrzeuge zügig fahren, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen, die Soldaten des Dodge waren angewiesen, während der Fahrt gut Ausschau nach vorn und zu den Seiten zu halten. So bewegte sich der kleine Konvoi rasch auf den kleinen Ort Friedrichsfeld zu, der trotz seiner geringen Größe über zwei Bahnhöfe verfügte, da sich am Ortsrand die badischen Haupteisenbahnlinien der Ost-West- und Nord-Süd-Achse kreuzten.
    Einige hundert Meter vor dem Ort zweigte die Straße von dem Hauptweg ab zum Ortskern. Doch direkt im Kreuzungsbereich gähnte ein riesiger Bombentrichter auf der Straße, wodurch die Amerikaner gezwungen waren, über das Areal einer riesigen stillgelegten Steingutfabrik in Richtung Ortsmitte zu fahren. Innerhalb von Friedrichsfeld waren die meisten Häuser von der Zerstörung verschont geblieben, lediglich die Kirche, ein Gasthaus und ein paar Scheunen waren durch Bombenabwürfe der Briten beschädigt worden. Am südlichen Ortsausgang lagen etwas abseits der Straße zwei deutsche Feldgeschütze und eine Flugabwehrkanone kopfüber auf einem Acker, knapp daneben stand ein zerschossener Opel Blitz ohne Räder, auf dem einige Kinder spielten. Ohne Verzögerungen ließen sie nach wenigen Minuten das Ortsschild hinter sich und setzten ihre Fahrt auf der Straße fort, die an einigen Stellen allerdings aufgrund von schlecht reparierten Kriegsschäden sehr holprig war.
    Wenige Minuten später führte sie die Straße bei schräg stehender Sonne in einen Wald hinein, Edwards brütete noch immer schweigend über den Karten, als Hucky sich von oben zu Wort meldete: »Captain, schauen Sie mal, was da vor uns fährt!« Er deutete nach vorne. »Was um Himmels willen ist das für ein Ding?«
    Vickers reduzierte die Geschwindigkeit der Halbkette, um den weiter vor ihnen fahrenden Lastwagen besser sehen zu können.
    »Keine Ahnung!« Er ließ das gepanzerte Fahrzeug langsam heranrollen.
    »Das ist ein Franzose, Hucky! Ein französischer Abschleppwagen! Siehst du die rot-weiß-blaue Flagge da auf dem Kennzeichen?«
    Ein riesiger Lastwagen mit zwei nebeneinander montierten, hin und her schaukelnden Abschleppkränen kroch vor ihnen im Schritttempo die schmale Straße entlang. Der riesige Kühler kochte und mächtige Dampfschwaden wallten unter dem Dreiachser hervor. Der linke Arm des Fahrers ragte aus dem hoch liegenden Seitenfenster des Fahrerhauses heraus und bedeutete den Amerikanern zu überholen.
    Vickers hob kurz seinen rechten Arm und signalisierte dem Dodge, etwas zurückzubleiben, dann gab er mächtig Gas und schoss an dem überbreiten Gefährt der Franzosen vorbei, wobei er fast an einem Baum auf der linken Seite hängen geblieben wäre. Nur knapp schrammte er mit den Kettenblenden an der Rinde entlang.
    Das Abschleppfahrzeug wirkte gegenüber der US-Halbkette wie ein Dinosaurier aus einer anderen Zeit, riesengroß und übermächtig, laut und schnaufend wie eine Dampflokomotive. Im Vorbeifahren sah man kochendes Wasser unter der gigantischen Kühlerhaube auf die Straße tropfen. Über kurz oder lang würde das zu einem Motorplatzer mangels Kühlwasser führen, dachte sich Vickers, setzte sich geschickt vor den Lkw und bedeutete dem Schlepperfahrer anzuhalten. Das Ungetüm stoppte in Zeitlupe seine Fahrt, die Bremsen quietschten lautstark, eine Pressluftbremse zischte und das hellgrüne Monster aus Stahl stand still. Nur der weiße Wasserdampf entwich pfeifend an verschiedenen Stellen aus dem Kühler. Auf den Rippen der Kühlerhaube prangte ein riesiger verchromter Schriftzug mit dem Namen ›BERLIET‹.
    Die Fahrer- und Beifahrertür öffneten sich fast gleichzeitig und zwei Soldaten mit grünem Barett und grünen Tarnanzügen kletterten beinahe synchron aus ihrem Fahrzeug auf die Straße. Vickers, Edwards und Hucky waren auch ausgestiegen, Roebuck und Piece kamen von hinten zu der Halbkette gelaufen und staunten über die unglaubliche Größe.
    Edwards hatte schon früher mit französischer Landbevölkerung zu tun gehabt, doch Soldaten hatte er bisher nur aus der Entfernung gesehen. Diese beiden Männer wirkten in ihren Overalls wie zwei Außerirdische von einem fremden Stern. Der Fahrer war sogar einen Kopf kleiner als Edwards, hatte einen dicken, schwarzen Schnauzbart und kleine, blitzende Knopfaugen, ein schelmisches Lächeln und einen Goldzahn. Ein Schild auf seinem Overall trug den Namen ›MACHNAUER, JEAN‹. Der andere war von der Gestalt etwas größer, hatte eine dunkle

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