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TTB 103: Die Zeit und die Sterne

TTB 103: Die Zeit und die Sterne

Titel: TTB 103: Die Zeit und die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Zwecke. Erstens kann es sich bei notgelandeten Gruppen immer nur um kleine Personenkreise handeln, weshalb Inzucht soweit wie möglich verhindert werden muß. Andernfalls müßten die Abkömmlinge im Laufe der nächsten ein- oder zweihundert Jahre degenerieren. Die von den Umständen gegebene genetische Variationsbreite muß daher ausgenützt werden. Zweitens fördert das Gesetz die Verbreitung der Zivilisation in der ganzen Milchstraße, wobei auch Notsituationen wie diese hier für die ganze Menschheit einen Nutzen erbringen können. Zum Beispiel könnte hier schon eine blühende Kolonie existieren, wenn unser Planet später einmal entdeckt wird. Drittens dient das Gesetz unserem eigenen Schutz. Möchten Sie die letzten Überlebenden sein und alt werden, ohne jemanden zu haben, der für Sie sorgt?«
    »Aber frühere Ehen ...«, wandte Kamala ein.
    »Gelten automatisch als dispensiert«, erwiderte Newhouse schlagfertig, »während alle etwaigen Kinder der Schiffbrüchigen als legitim anerkannt werden müssen.«
    »Irgendwie«, warf Arsang ein, »entgeht mir die Logik dieser Bestimmung.«
    »Nun, von uns ist ohnedies niemand verheiratet«, meinte Newhouse achselzuckend. »Noch nicht.«
    »Ich werde es nicht tun!« explodierte Marie. »Sie – Sie Ziegenbock!«
    »Vorsätzliche Mißachtung der Gesetzesvorschrift ist strafbar«, erklärte Newhouse ernst.
    »Aber ich dachte, uns würde niemand retten«, sagte Teresina.
    »Wenn wir gerettet werden, kann Strafverfolgung beantragt werden. Außerdem ... nun, stellen wir uns doch den Tatsachen, wie sie sind, meine Damen. Ich bin der einzige Mann für Gott weiß wie lange – und im Umkreis von vielen Lichtjahren.« Newhouse polierte seine Fingernägel am Hemd, betrachtete sie kritisch und lächelte wieder.
    »Es ist einfach unerhört!« Hedwig watschelte auf ihn zu und schüttelte die Fäuste. »Es ist unanständig, sage ich, unmoralisch, unziemlich! Wann wollen Sie anfangen?«
    Newhouses Selbstsicherheit bekam einen Sprung. »Oh«, sagte er.
    Hedwig lockerte ihr grünes Haar, wobei ergrauende Haarwurzeln sichtbar wurden. »Ich möchte mit aller Deutlichkeit sagen, daß ich mich diesem – diesem Gesetz nur unter Protest beuge«, erklärte sie. »Und außerdem, falls wir gerettet werden sollten, müssen Sie eine anständige Frau aus mir ...«
    »Nun«, unterbrach Newhouse hastig und sprang von der Leiter, »wir wollen doch nichts übereilen. Ich, äh, ich wollte Sie, meine Damen, keineswegs in Verlegenheit bringen. Ich weiß, daß Sie Zeit brauchen werden, um sich daran zu gewöhnen. Ich meine, an den Gedanken. Wir können später einzeln darüber sprechen.«
    »Denken Sie nicht, daß ich Angst habe«, sagte Hedwig. »Ich bin bereit, meine Pflichten gegenüber der Zivilisation zu erfüllen, mögen sie auch noch so widerwärtig sein.«
    »Fred«, stammelte Newhouse, »wir – wir sollten anfangen, die Werkzeuge zu entladen. Jetzt gleich.«
     
    *
     
    Da es in der Nachbarschaft keine Gefahren zu geben schien, bekam Teresina nur ein leichtes Gewehr und einen Korb für Proben etwaiger eßbarer Früchte, die noch analysiert werden mußten. Sie war einige Stunden unterwegs und für das Alleinsein dankbarer, als sie sich selbst einzugestehen wagte.
    Als sie auf dem Rückweg durch ein kleines Wäldchen mit Vogelgezwitscher, Sonnenkringeln und weichem Laub am Boden kam, fühlte sie sich müde genug, um in ihrer Wachsamkeit ein wenig nachzulassen. Sie hatte viele Proben gesammelt, und es war nicht nötig, die Augen nach weiteren offenzuhalten. Aber das, so stellte sich bald heraus, war ein Fehler: sie begann über ihre eigene Situation nachzudenken.
    Sie sah düster genug aus. Man konnte diesen Planeten so idyllisch finden, wie man wollte, er war trotzdem ein Gefängnis. Teresina hatte sich selbst immer für kontaktarm gehalten, nicht unfreundlich oder ablehnend zu anderen, aber mehr als die meisten übrigen Menschen dazu geneigt, die stillen Abende zu Hause mit einem Buch zu verbringen. Erst jetzt kam ihr zu Bewußtsein, wie sehr sie Teil der menschlichen Gesellschaft war – angefangen mit den gewohnten Plaudereien in der Universitätsmensa und nächtelangen Diskussionen mit Kommilitonen, bis zu Verwandten, Freunden und dem Gewimmel auf den Straßen. Sie hatte plötzlich Sehnsucht ...
    Zelten und Fußwanderungen und so weiter, dachte sie unzufrieden, waren als Liebhaberei eine feine Sache. Aber als Lebensinhalt besaßen sie keinen sonderlichen Reiz.
    Ein Rascheln voraus ließ sie

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