Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
benützte, war jedoch nur von kurzer Dauer.
    Dann gab es nur noch die Göttin Ineznia.
    Sie stand vor ihm, und sie sah anders aus, als sich Ptaths Gedächtnis vorgestellt hatte. Auf Grund jenes Gedächtnisbildes hatte sich Holroyd den Gott als ein simples Wesen ausgemalt, der den freizügig zur Schau gestellten Reizen der erstbesten Frau erliegen würde. Er hätte wissen sollen, daß sich Ptath von keinem menschlichen Wesen leicht beeindrucken ließ und sich gleichzeitig der besonderen Qualitäten jener, denen es gelang, seinen ungezähmten Geist zu beeindrucken, nicht bewußt gewahr sein würde.
    Die Frau strahlte vor Leben. Kein Wunder, daß der Tempelprinz seine verwandelte Tochter erstaunt angesehen hatte. Ihre Augen waren flammende Herde von feuergleicher Intensität; ihr Körper schien eine Strahlenaura auszusenden. Ihre Stimme jedoch klang weich und sanft; und doch enthielt sie eine Spur Eifer, eine seltsam lodernde Leidenschaft und einen Stolz, der für einen Moment lang keine Beziehung zur Wirklichkeit besaß.
    »Peter Holroyd«, sagte sie. »Oh, Ptath, dies ist ein großer Augenblick in unserem Leben! Wundere dich nicht darüber, daß ich dich erkenne. Wisse nur, daß wir einen Hauch des Sieges gekostet haben. Wir haben die erste, doch längst nicht die gefährlichste Runde im Kampf mit der Göttin Ineznia gewonnen, die dich vernichten will.
    Sie war es, die dich aus der Parallelzeit nach Gonwonlane zurückgezogen hat, bevor es für dich an der Zeit war, auf normale Weise zurückzukehren. Ohne Wissen, bar deiner Kräfte und deines Verstandes, solltest du in der Palastzitadelle materialisieren, um auf der Stelle vernichtet zu werden.
    Warte! Sage nichts!« Ihre Stimme war plötzlich stark und klingend, wie eine vibrierende Stahlsaite. Holroyd, der den Mund aufgetan hatte, um seine Befremdnis auszudrücken, schloß ihn wieder. Nicht die Göttin, dachte er; dies war nicht die Göttin. Die Frau fuhr indessen mit eiliger Stimme fort:
    »Ich habe all ihre anfänglichen Pläne zunichte gemacht. Unter Zuhilfenahme des mir verbliebenen, sorgfältig gehüteten Restes an Götterkraft, von dem sie nichts wußte, habe ich dich in diese abgelegene Gegend Gonwonlanes gebracht, den Körper der Tempelprinzessin in Besitz genommen und deinen elementaren Geist unter einen derart vernichtenden Druck gesetzt, daß die ganze Persönlichkeit seiner letzten Reinkarnation zu seinem Schutz aus seinen Tiefen hervorkommen mußte. Das ist erfolgreich geschehen. Und so, Peter Holroyd« – ihre Stimme klang wie eine Glocke – »beginnt dein Kampf ums Leben. Verhalte dich vorwiegend so, als befändest du dich in Feindesland. Sei argwöhnisch gegenüber jedermann. In Krisenzeiten verlasse dich auf deinen unsterblichen Körper.
    Hier ist, was du tun mußt: Du mußt Nushirvan erobern, ganz gleich, welche Mittel du dazu benützt. Denke darüber nach, wenn du heute nacht gen Ptath fliegst. Es wird eine Weile dauern, bis dein Verstand die Bedeutung dieser Kampagne erfaßt.«
    Sie lächelte eigenartig traurig. »Das ist alles, was ich dir sagen kann. Abgesehen von dem, was ich dir mitgeteilt habe, sind meine, Lippen durch den gleichen Zauberspruch versiegelt, der meinen Leib für mehr Zeitalter im Kerker der Palastzitadelle gefangengehalten hat, als ich zählen konnte. Ptath – Peter Holroyd – deine zweite Frau, die lang vergessene L'Onee, wird versuchen, noch mehr für dich zu tun, wenn sich die Gelegenheit dafür ergibt. Doch jetzt, rasch, auf meinen Balkon hinaus und hinunter, über den Hof zu den Skreerställen und ...«
    Ihre Stimme erstarb. Ihre Augen weiteten sich und blickten an Holroyds Schulter vorbei. Holroyd wandte sich um, als der Pfeil von Tars Bogen dicht an seinem Kopf vorbeizischte und sich in die linke Brustseite der Frau bohrte. Einen Moment lang stand sie erstarrt; dann lächelte sie Holroyd zu – ein zärtliches, freudiges Lächeln. Holroyd fing sie auf, als sie zusammenbrach, und hörte sie murmeln:
    »Ganz gut, daß dieser Körper stirbt. Er würde sich an zuviel erinnern. Viel Glück!«
    Hinter sich hörte er Tar rufen: »Schnell, Mann, zieh dir diese Kleider über! Wir verschwinden.« Aus der Ferne drangen andere Rufe; irgendwie elektrisierten sie ihn.
    Als er durch die Gänge rannte, hatte er als letztes Bild von ihr ihren etwas fülligen Körper vor Augen, wie er nach dem Erlöschen der Lebensflamme reglos auf dem dicken Teppich lag. Die Erinnerung daran blieb klar und deutlich, bis er von einem nur undeutlich

Weitere Kostenlose Bücher