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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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erkennbaren Reiter auf den Rücken eines kauernden Skreers gezerrt wurde. Das hammerwerkähnliche Schlagen der Windmühlenflügel und das Rauschen und Pfeifen des Windes drängten das Bild aus seinem Bewußtsein, als der Vogel in den wolkenbedeckten Nachthimmel hinaufflog. Und dann ...
    Der zweite Reiter auf Holroyds Skreer stieß einen durchdringenden Schrei aus. »Ich bin getroffen!« kam es schrill durch den Wind. Er schien sich auf dem Rücken des Vogels nach vorn zu werfen. Als sich Holroyd vorbeugte und in die Dunkelheit griff, wo der Mann gewesen war, fand seine Hand nur einen leeren Sattel vor. Ein schwacher Schrei wehte aus der Finsternis tief unter ihm herauf.
    Er war allein auf einem zügellosen Skreer in einer fremden, phantastischen Welt.

 
6.
     
    Der Mond schob sich hinter einer riesenhaften Wolke hervor. Seine mächtige silberne Scheibe war größer, als Holroyd sie jemals gesehen hatte. Sie schien handgreiflich nahe, als ob sich die Erde und ihre helle, schimmernde Tochter seit dem langvergessenen zwanzigsten Jahrhundert einander genähert hätten. Ihr Durchmesser erschien wie drei Meter, und ihr Licht erfüllte die Nacht mit kalter, strahlender Helle. In diesem Licht sah Holroyd tief unter sich Linn vorüberziehen.
    Die Tempelstadt schimmerte milde im Mondschein. Der Tempel selber türmte sich weiß und rein daraus empor, wie ein Pfeiler, der vor seinem eigenen Licht zur Silhouette wurde. Um ihn herum breitete sich der dunkle, unheimliche Park mit seinen Bäumen aus. Jenseits davon begann der erste Häuserkreis, doch war er kaum noch zu erkennen. Nach und nach wich die nächtliche Stadt in die Ferne zurück und verschwamm mit dem Hintergrund. Schließlich hatte Holroyd nur noch den Eindruck einer winzigen, verwunschenen Stadt in einer immensen Ausdehnung von Land.
    Seine Gedanken verloren an Schärfe. Bald gab es nur noch den rauschenden Wind, das knallende Schlagen der Flügel und die schier endlose Mondnacht.
    Nach Ablauf einer unbestimmten Zeit dachte Holroyd: Es muß bald hell werden. Die Nacht war immerhin schon weit fortgeschritten gewesen, als er seine Zelle verließ, und der Ritt auf diesem riesigen Flugzeug von einem Vogel hatte auch schon mehrere Stunden gedauert. Doch die Nacht hielt weiter an. Irgend etwas stimmte nicht mit diesem unglaublichen Flug durch die endlose Dunkelheit.
    In der großen, rauschenden Höhle der Nacht rührte sich Holroyd unbehaglich in seinem Sattel. L'Onee – wer und was sie auch immer sein mochte – hatte gesagt, daß sie ihm erneut helfen würde. War dies bereits eine Manifestation ihrer Hilfe? Es schien kaum wahrscheinlich. Denn sie hatte ferner gesagt, er müßte sich zur Front in Nushirvan begeben, um den Geächtetenstaat anzugreifen und zu vernichten. Holroyds Gedanken verharrten hier kummervoll. Er sollte das Land Nushirvan angreifen, mit seiner Bevölkerung von fünf Milliarden, seinen endlosen Gebirgen und seinen mächtigen, verschlagenen Kriegern? Er lachte kurz auf. Der Wind riß den Laut von seinen Lippen. Aber der Gedanke blieb, und eine kleine Weile später wußte Holroyd, was sie gemeint hatte, und warum es möglich wäre.
    In allen Zeitaltern der Geschichte hatten ein paar wenige Männer mit eisernem Willen und entsprechenden Persönlichkeiten über ihre Mitmenschen geherrscht und Entscheidungen getroffen, auf denen die Massen ihrer Zeit ihr Leben aufgebaut hatten. So auch hier. Ganz einfach und direkt mußte der Halbgott Holroyd-Ptath zur Front von Nushirvan eilen, das Kommando über sämtliche Armeen dort übernehmen und Nushirvan im Blitzkrieg überrennen, bevor die Göttin Ineznia merkte, was geschah.
    Holroyd holte tief Luft. Er müßte natürlich mit den Rebellengruppen in Verbindung treten. Und unter anderem herausfinden, was es mit der Bemerkung in jenem Pamphlet auf sich hatte, daß konzentrierte Gebete die Quelle der Gottkraft der Göttin darstellten. Denn, wenn das zutraf, woher bezog dann Ptath seine Kräfte?
    Die Morgendämmerung kam mit tropenhafter Plötzlichkeit. Die Sonne schob sich hinter ihm über den Horizont und ergoß ihr üppiges Licht über Dörfer, Farmen und Wälder, die das Aussehen eines Dschungels hatten. Es war ein grünes, überreich fruchtbares Land.
    Weit im Norden glitzerte eine dunkle Wasserfläche, und vor ihm lag eine Stadt. Sie war noch sehr weit entfernt und im Dunst des Morgens nur undeutlich zu sehen. Hinter ihr schienen sich gigantische Klippen aufzutürmen. Klippen? Holroyd runzelte die Stirn. Ptath

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