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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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sagte sie ernst, »daß du mit dem Eintreten vorsichtig bist. Doch bedenke! Ich war gezwungen, Ptath mit einem Trick in den Kerker zu locken, um die Wiedergeburt von Peter Holroyd herbeizuführen. Und was das übrige betrifft, so werde ich natürlich stets vorausgehen, wenn ich dich bitte, mit mir zu kommen.«
    Es ging ihm nicht darum, überlegte Holroyd, daß er ernstlich an ihren Absichten zweifelte, sobald sie einmal vor ihm eingetreten war; aber warum war er überhaupt hier?
    Der Wohnraum war spärlich möbliert. Es gab einige ungepolsterte Stühle, einen Teppich, eine Truhe, einen Tisch, einen hölzernen Leuchtstab, der von der Decke herunterhing, und in einer Zimmerecke auf einem niedrigen Postament eine glühende Metallstange. Sie ragte aus der Mitte der Plattform empor und leuchtete mit einer dumpfvioletten Strahlung. Holroyd bemerkte, daß das Mädchen seinem Blick gefolgt war.
    »Ein Gebetsstab!« sagte sie.
    Gebetsstab! Dies also war die Quelle der Gotteskraft der Göttin Ineznia. Holroyd näherte sich dem Postament. Wie funktionierte der Gebetsstab? Worauf beruhte seine Funktion? Holroyd wandte sich fragend dem Mädchen zu und bemerkte, daß sie noch immer sprach:
    »Mooras Eltern sind verreist, und wir sind allein, Ptath, du und ich, allein zum erstenmal in ... in ...«
    Sie zögerte und seufzte dann. »Die Zeit«, fuhr sie müde fort, »hat ihre Bedeutung verloren. Es ist so lange her, daß ich vor Sehnsucht nach dir hundert Millionen Tode gestorben bin.«
    Ihre Stimme wurde drängender. »Doch endlich kann ich wieder alle Frauen für dich sein. Heute kannst du mich als ein Bauernmädchen namens Moora besitzen; morgen werde ich die schöne Frau aus der Silberstadt Trinano sein, die du zufällig auf der Straße sehen wirst; am Tage danach wird eine vornehme Dame des Hofes in deinen Armen liegen, und immer werde in Wirklichkeit ich es sein, dein glückliches Weib. So war es zwischen uns in den alten Tagen, und so wird es wieder sein. Aber da ist natürlich zunächst diese unangenehme Geschichte mit Ineznia.«
    Holroyd beachtete den letzten Satz kaum noch. Es war, was sie davor gesagt hatte, das ihn beschäftigte. Die Worte bebten in seinem Gehirn, und die Bedeutung jeder Silbe war so deutlich wie Druckschrift in einem Buch.
    »Höre einmal«, hörte er sich sagen, »willst du damit sagen, daß du tatsächlich andere Frauen nur deshalb in Besitz genommen hast, damit ...«
    Er konnte nicht fortfahren. Er sah, daß ihn das Mädchen verwundert anstarrte. Ein Zug der Enttäuschung lag um ihren Mund.
    »Oh, Ptath«, schalt sie, »du bist es, der sich verändert hat, wenn du unsere alten Gebräuche falsch findest. Du warst der Lebemann. Ich habe mich nur deinen Wünschen gefügt. Es ist dein Wille, und nur deiner allein, dem ich mich immer unterordnen werde.«
    Es gab nichts, was er darauf sagen konnte. Die Berechtigung ihres Vorwurfs wurde nur noch von der eigenartigen Wankelmütigkeit ihres Charakters übertroffen. Eine Frau, die den Abnormalitäten des Trieblebens ihres Mannes Vorschub leistete. L'Onee, dachte Holroyd bekümmert, L'Onee, was für tönerne Füße hast du. Kein Wunder, daß dein wirklicher Körper in Ketten in einem Palastkerker liegt, als Gefangener einer Persönlichkeit, die sich anscheinend nicht nur mit Vergnügungen abgibt, wie du.
    »Paß mal auf«, sagte Holroyd langsam, »du hast mich nicht allein zu dem Zweck hierhergebracht, um mir in die Arme zu sinken. Zunächst einmal möchte ich wissen, wie du es überhaupt gemacht hast. Wieso flog der Skreer schnurgerade durch die Nacht zu einer Stelle, an der ein Bauernmädchen auf einer Dschungellichtung wartete? Und noch eins: Jener Unfall des anderen Reiters, der vom Skreer stürzte ... war das ein Unfall?
    Warte!« Seine Stimme war von zwingender Stärke. Holroyd deutete erregt auf das Postament. »Dieser Gebetsstab! Wie funktioniert er? Er scheint aus Metall gemacht zu sein, sieht fast wie Stahl aus. Und das Eigenartige daran ist die Tatsache, daß es das erste Stück Metall ist, das ich gesehen habe, seitdem ich nach Gonwonlane gekommen bin.« Er schloß: »Nun?«
    Ihr Ausdruck war jetzt ruhig und entspannt. Der Schatten eines Lächelns glitt über ihre Augen und verschwand wieder. Aber Holroyd entging nicht ihre feine Belustigung. Aufpassen, warnte er sich. Der Charakter dieser Frau war unzweifelhaft komplizierter, als man aus ihrem bisherigen Benehmen schließen konnte. Der Moment verging, und noch immer hatte sie nicht geantwortet. Sie

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