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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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daß die Gemächer, die sich von diesem engen Korridor aus durch Gucklöcher überblicken ließen, von Dienstboten weiblichen Geschlechts bewohnt wurden. Er ging ein Stockwerk hinunter und stieß auf entsprechende Behausungen für männliches Dienstpersonal. Geräuschlos arbeitete er sich weiter die enge Treppe hinunter. Gewöhnliche Zos nahmen das achte Stockwerk ein; gewöhnliche Fezos bewohnten das siebente, wie auf den Anhängeschildern zu lesen stand. Die schwarzen Roben, die er – durch Gucklöcher spähend – über Stühle und Bettenden hängen sah, identifizierten sie: Priester! Priesterinnen! Der vierte Stock bildete die Wohnung der Tempelprinzessin Giya und ihres Vaters, des Tempelprinzen.
    Ehrgeizige Giya, dachte Holroyd ärgerlich, verschlagene, verräterische, machthungrige und schlaue Giya! Zähneknirschend spähte er durchs Guckloch. Es dauerte einen Moment, bis er das Gesamtbild erfaßt hatte. Er blickte in einen geräumigen, mit schweren Teppichen ausgelegten Wohnraum. Am jenseitigen Ende stand die Tür zu einem Schlafzimmer offen, und erst dahinter begann es interessant zu werden.
    Er konnte den Rand eines Bettes und einen langen, schmalen, polierten Tisch mit einem verschnörkelten Spiegel darauf erkennen. Auf einem Stuhl neben dem Tisch, der Tür ihre Seite zuwendend, saß die Tempelprinzessin. Ihre Lippen bewegten sich. Holroyd drückte ein Ohr gegen das Guckloch. Seltsame Worte wurden vernehmbar; sie bildeten eine unverständliche, doch melodische Monotonie von Lauten. Nach mehreren Minuten vergeblichen Lauschens richtete sich Holroyd auf. Zu wem sie auch immer sprechen mochte, seine Suche nach einem Durchgang zu den Skreerställen und sein geplanter Flug in das noch immer unbekannte Universum des östlichen Gonwonlane gingen mit Sicherheit vor.
    Die Zeit verlor ihre Bedeutung, als er durch die Gänge eilte, ohne einen Ausweg zu finden. Es mußte zwei Stunden später gewesen sein, als er sich erneut auf dem vierten Stockwerk wiederfand – und die Tempelprinzessin sprach noch immer. Von offener Neugier gepackt, tastete sich Holroyd den Seitengang entlang, der in Richtung ihres Schlafzimmers führte. Dann blieb er stehen und starrte überrascht zu ihr hinein. Sie war allein. Ihre Lippen bewegten sich, formten Worte, und ihre Stimme kam laut und klar, als er sein Ohr an das winzige Guckloch drückte:
    »... Lasse seine Minuten zu Tagen werden, seine Stunden zu Jahren, seine Tage zu Jahrhunderten. Lasse ihn endlose Zeit erleben, während ... seine Stunden ... Jahre ...« Immer und immer wieder wurden die Worte intoniert, und zunächst hielt Holroyd sie für eine Art Gebet – einen von jenen endlos wiederholten, sinnlosen Sprüchen, die dazu geschaffen sind, den Verstand in ein Muster zu zwingen.
    Dann verwarf er die Überlegung. Es überlief ihn plötzlich ein Schauder des Entsetzens, als er die weitreichende und tödliche Bedeutung dessen erkannte, was dort vorging. Was sagte sie? Was sagte sie? »Lasse seine Tage zu Jahrhunderten werden.« Und genau das waren sie auch gewesen ... für Ptath!
    Zu spät erkannte Holroyd, daß er durch seine persönliche Verstandeslähmung einen Augenblick lang die Kontrolle über seinen Körper verloren und an einen anderen Verstand abgegeben hatte, der keine Ängste und Zweifel kannte. Als er gewahr wurde, wie seine Hände den Mechanismus des Geheimeingangs zum Schlafzimmer betätigten, war es bereits geschehen. Es gab kein Zurück mehr. Er trat durch die Öffnung in der Wand und mußte dabei ein Geräusch erzeugt haben, denn die Frau schoß in die Höhe und wirbelte mit einer tigerhaft schnellen und unmenschlich kraftvollen Bewegung herum.
    Komisch, ihr Aussehen, dachte Holroyd. Er hatte ihren Körper durch das Guckloch nicht weiter beachtet. Schwer zu sagen, wo die Transformation stattgefunden hatte. Es mußte auf der Straße geschehen sein; die Gedanken der Tempelprinzessin und ihr Erkennen des Gottes Ptath hatten wie ein klingendes Signal gewirkt, das über achttausenddreihundert Kanbs zur fernen Stadt Ptath gedrungen war und augenblicklich die Göttin hergebracht hatte, um sich in der Prinzessin Körper niederzulassen. Wie es gemacht worden war, stand auf einem anderen Blatt und konnte jetzt unmöglich enträtselt werden.
    Es spielte keine Rolle. Er hatte Tar verraten und mit ihm das Geheimnis der Schleichgänge. Seine Wut gegen die unbändige Kraft, die seinen Verstand und seine Kenntnisse mit derartiger Mißachtung jeglicher Gefahr und Konsequenz

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