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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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betrachtete ihn prüfend; der gespannte Ausdruck in ihren Augen war merkwürdig. Es schien, als ob sie seine Reaktion auf etwas, das sie beabsichtigte, im voraus abzuschätzen versuchte. Abrupt bewegte sie sich und ging zu dem Piedestal hinüber, auf dem sich der Gebetsstab erhob. Sie winkte Holroyd zu sich, und in ihrer Stimme klang ein Befehlston durch, als sie sagte:
    »Nimm meine Hand, und ich werde dir zeigen, wie die Bauern beten. Es ist sehr wichtig für dich, darüber Bescheid zu wissen, denn von der Gesamtheit von Milliarden solcher Stäbe wird die Götterkraft erzeugt.«
    Holroyd schüttelte den Kopf. Er hatte nicht die Absicht, eine überstürzte Entscheidung zu fällen. Er dachte nicht daran, noch einen weiteren Schritt zu tun, der die Zusammenarbeit mit irgend jemand anderem erforderte. Erklärungen und Versicherungen konnte er keinen Glauben mehr schenken. Er war bisher blindlings vorangestürmt, ohne zu wissen, woran er war. Das war jetzt vorbei. Vor allem benötigte er ein paar Tage der Ruhe, um sich zurechtzufinden und seine zukünftigen Handlungen zu planen. Er wurde gewahr, daß L'Onee den Grund für sein Zögern erkannt haben mußte. Sie kam zu ihm zurückgeeilt.
    »Sei kein Narr«, sagte sie ernst. »Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Jegliches Zaudern könnte fatal sein.«
    Darauf gab es keine Antwort. Ohne Zweifel existierten Gefahren. Es spielte keine Rolle. Es war ganz einfach nicht seine Art, sich blindlings ins Unbekannte zu stürzen. Sein Schweigen mußte wie ein Zögern gewirkt haben. Das Mädchen trat mit einer ungeduldigen Bewegung auf ihn zu, ergriff seine Hand und wollte ihn mit sich ziehen.
    »Komm«, sagte sie drängend. »Ganz gleich, was du vorhast – du mußt dies kennenlernen.«
    Ihre Stärke war überraschend, aber Holroyd befreite seine Hand mit unerschütterlicher Ruhe. »Ich glaube«, sagte er, »ich werde der Stadt Ptath einen Besuch abstatten, bevor ich irgend etwas anderes tun werde.«
    Er wandte sich um und ging, ohne ein weiteres Wort und ohne auf ihre Antwort zu warten, in die Diele und aus dem Haus. Zweimal blickte er zurück, solange das kleine Gebäude noch sichtbar war. Schweigend, wie ein Haus des Bösen stand es im Schein der frühen Morgensonne und verschwand aus seiner Sicht, als er ins dichte Unterholz eindrang.

 
7.
     
    Der Dschungel war feucht und schwül, und Holroyd brauchte etwa eine Stunde angestrengten Marsches nach Westen, um ihn hinter sich zu bringen. Er blieb jäh stehen. Er war auf einer Hügelkrone ins Freie getreten, und vor ihm erstreckte sich eine lange Kette weiterer Erhebungen, die einen möglichen Ausblick auf die Stadt Ptath versperrten. Im Norden lag ein dunkler, glitzernder See. Aber all das bemerkte er kaum.
    Es war das Tal vor ihm, das seine Aufmerksamkeit erregte. Das Tal war ein militärisches Heerlager. Es wimmelte von Männern und Tieren und Bauwerken ... und Frauen. Die Anwesenheit der Frauen verdutzte ihn. Einen Moment später wich die Verwunderung der Erkenntnis. Aber natürlich! Dies war ein permanentes Heerlager, mit Einrichtungen für verheiratete Soldaten.
    Manöver schienen im Gange zu sein, oder war es eine Art Training? Er beobachtete das unbekannte Muster der Truppenübung eine Weile. Die ganzen Vorgänge hatten etwas ungemein Saloppes an sich. Die mit Grimbs berittene Kavallerie galoppierte lässig umher; die Reiter waren mit langen, hölzernen Lanzen ausgerüstet und schienen es an der Tagesordnung zu finden, aus der Reihe auszubrechen, sobald eine Gruppe Frauen auftauchte, um sich mit ihnen für kurze Zeit zu unterhalten und dann wieder davonzugaloppieren. Für einen Soldaten wie Holroyd sah es aus der Ferne schimpflich disziplinlos aus, obgleich es sicherlich eine Erklärung dafür gab.
    Soldaten und militärische Quartiere füllten das Tal in beiden Richtungen an, soweit Holroyd zu blicken vermochte. Es blieb ihm nichts übrig, als das Tal zu überqueren. Wenn er es vermied, Ptaths arrogante, herrschsüchtige Taktiken auszuüben, sollte es ihm gelingen, sich durch das Gewimmel zur anderen Seite hinüberzustehlen, ohne überhaupt bemerkt zu werden. Er schätzte die Entfernung auf fünf Meilen – anderthalb Stunden.
    Er hatte ungefähr ein Drittel des Weges hinter sich und schob sich gerade eilig und unauffällig an einer Gruppe von Männern und Frauen vorbei, als das Donnern schwerer Pfoten erklang. Eine lange Kette von Grimbs dröhnte knapp drei Meter von ihm entfernt vorüber. Die meisten Reiter blickten ihn

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