TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
sondern hatte sich noch auf diesen Schutthügel retten können, von wo aus er die Angreifer abwehren und die Verwundeten und Toten den scharfen Zähnen der eigenen Artgenossen überlassen konnte. Er selber mußte entkommen sein.
Fors fuhr mit dem Fuß noch einmal durch das Gestrüpp, um ganz sicherzugehen. Und da rollte ihm etwas Rundes, Braunes vor die Füße. Er hob es auf und hielt eine kleine, blank polierte Trommel aus dunklem Holz in der Hand, deren ledernes Fell so straff gespannt war, daß es fast wie Metall wirkte. Die Signaltrommel! Unwillkürlich schlug er auf das glatte Fell und zuckte bei dem dröhnenden Ton, den die Berührung hervorrief, erschreckt zusammen.
Als er weiterritt, nahm er die Trommel mit. Warum, wußte er selber nicht, aber dieses bei seinem Volk gänzlich unbekannte Signalinstrument faszinierte ihn.
Nach einer halben Stunde lagen die Ruinen weit hinter ihm. Er war froh, wieder im offenen Land zu sein. Er ritt gemächlich und hielt Ausschau nach irgendwelchen Zeichen, die die Anwesenheit des Jägers verrieten. Er war überzeugt, daß der Mann, genau wie er, nach Norden strebte. Und ohne die Trommel konnte er keine Signale mehr geben.
Die nächsten zwei Tage verliefen ruhig. Hierher war anscheinend noch kein Präriebewohner gekommen, denn das Land war ein Paradies für Jäger. Lura genoß die Gelegenheit und versorgte Fors überreichlich mit Nahrung.
Zwei weitere Ortschaften umgingen sie, da die düsteren, modrigen Ruinen sie abschreckten. Da sich sein Bein wesentlich gebessert hatte, ging Fors jeden Tag ein Stückchen zu Fuß, um die Muskeln zu trainieren.
Am Morgen des vierten Tages stießen sie auf windgeformte Dünen und sahen den großen, sagenhaften See. Weit und endlos dehnte sich die blaue Wasserfläche; sie mußte fast ebenso groß sein wie das ferne Meer. Überall lag gebleichtes Treibholz am Strand, und Lura untersuchte begeistert die vielen toten Fische. Anscheinend hatte es hier ein schweres Unwetter gegeben.
Das also war der See! Und irgendwo an seinem Ufer mußte die Stadt liegen, die sein Vater gesucht hatte. Fors hockte sich in den Windschatten einer Düne und studierte die Karte. Die letzte Stadt hatte er westlich umgangen; also mußte er sich diesmal nach Osten halten. Er konnte am Ufer entlanggehen ...
Doch der Sand erschwerte das Vorwärtskommen; das Pferd sank zu tief ein. Also gab er es auf und lenkte das Tier weiter landein auf festeren Boden. Nach wenigen Metern schon war er auf einer Straße! Und da die Straße am Wasser entlangführte, ritt er auf ihr weiter, bis wieder die altvertrauten Schutthügel auftauchten. Doch diesmal waren es die Ruinen einer weit größeren Stadt, denn vor ihm in der Ferne ragten, von der Morgensonne beschienen, riesige Türme in den Himmel. Dies war eine von den Metropolen, eine der großen Turmstädte! Und es war keine »blaue« Stadt, sonst hätte er in der Nacht zuvor schon das Zeichen am Himmel gesehen.
Seine Stadt! Langdon hatte recht gehabt. Sie war ein unberührtes Vorratslager, das nur darauf wartete, von den Bergbewohnern geplündert zu werden. Fors rief sich die Vorschriften ins Gedächtnis zurück. Bibliotheken mußte er suchen. Und Geschäfte, speziell solche, die Eisenwaren, Papier und Ähnliches führten. Lebensmittel durfte man nicht anrühren, auch wenn die Behälter intakt waren. Experimente dieser Art hatten schon oft zu Vergiftungen geführt. Krankenhausartikel waren am wertvollsten, doch die mußten von einem Fachmann ausgewählt werden. Unbekannte Drogen bargen Gefahr.
Am besten nahm er von allem, was er fand, ein paar Proben mit – Bücher, Schreibwaren, Landkarten. Und mit der Stute konnte er eine hübsche Menge transportieren.
Hier hatte es auch gebrannt. Er ritt weite Strecken durch Asche. Doch die Türme schienen nicht allzu zerstört.
Die Straße, der sie folgten, verengte sich zu einer schmalen Schlucht zwischen hoch aufragenden Häuserruinen, deren obere Stockwerke eingestürzt waren und nun als Trümmerhaufen stellenweise die Straße gänzlich blockierten. Hier standen unzählige dieser Maschinen herum, in denen die Alten die Straßen befahren hatten. Und hier gab es Skelette – eine ganze Nation von Toten. Die Bevölkerung dieser Stadt mußte an einer Seuche gestorben sein, oder an Gas, oder an der Strahlungskrankheit. Doch Sonne, Wind und Tiere hatten mit der Fäulnis des Todes aufgeräumt und nur noch sein Gerüst übriggelassen, das niemand mehr Schaden zufügen konnte.
Noch versuchte
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