TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
Abstand noch mehr zu vergrößern.«
Im Schutz der vielen Wracks auf den Gleisen wanderten sie südwärts, bis das Flußtal eine Biegung machte und von ihrer festgelegten Route abwich. Nun klommen sie den Abhang hinauf und marschierten weiter, durch die baumüberwachsenen Ruinen des Stadtrandes.
Die Sonne stand hoch; glühend brannte sie auf Kopf und Schultern. Die Brise, die vom See her landeinwärts wehte, trug Fischgeruch herüber. Arskane schnupperte.
»Regen«, erklärte er dann. »Etwas Besseres könnte uns nicht passieren. Er wird unsere Spuren verwischen.«
Aber die Tierwesen würden doch die Verfolgung nicht über die Grenzen der Stadt hinaus fortsetzen – oder? Die Fährte, die der Jäger bei dem Reh hinterlassen hatte, bewies, daß sie sich jetzt doch weiter vorwagten. Und Fors' Vater war von einem ganzen Rudel getötet worden und nicht in einer Stadt, sondern am Rande des Waldgebietes. Man durfte sich nicht in Sicherheit wiegen, nur weil man nun aus den Ruinen heraus war.
»Wenigstens haben wir nichts zu tragen«, bemerkte Arskane etwas später, als sie Rast machten und den dicklichen Saft tranken, mit dem Fors am Morgen die Feldflaschen gefüllt hatte.
Traurig dachte Fors an die Stute und die Beute, die sie verloren hatten. Nicht viel war ihm geblieben, um seine Geschichte zu beweisen – nur die beiden Ringe an seiner Hand und die Dinge in seiner Sterntasche. Aber die Karte hatte er noch, und sein Reisetagebuch; diese beiden Dinge konnte er dem Rat vorlegen bei der großen Abrechnung mit dem Bergdorf, nach der er sich so sehnte.
Arskane hatte sogar noch weniger als Fors. Als einzige Waffe war ihm der Morgenstern aus dem Museum geblieben; außer diesem besaß er nur noch sein Messer. In der Tasche trug er Feuerstein und Stahl, zwei Angelhaken und eine Leine.
»Wenn ich nur die Trommel hätte«, klagte er. »Dann könnten wir uns mit meinen Leuten in Verbindung setzen. Ohne Signale wird es schwer sein, sie zu finden.«
»Komm doch mit mir – ins Bergdorf!« sagte Fors impulsiv.
»Kamerad, als du mir deine Geschichte erzähltest, hast du da nicht gesagt, daß du entflohen bist? Meinst du, der Empfang, den man dir bereitet, wird herzlicher, wenn du einen Fremden mitbringst? Noch lebt der Haß in unserer Welt. Laß mich dir von meinem Volk erzählen. Die fliegenden Männer, die meinen Stamm gründeten, waren mit dunkler Haut geboren und hatten darum in ihrem Leben von hellhäutigen Menschen viel erdulden müssen. Wir sind ein friedliebendes Volk, aber wir mußten viele Kränkungen hinnehmen, und die Bitterkeit, die sie hervorriefen, steckt noch in uns.
Als wir nach Norden zogen, wollten wir Freundschaft schließen mit den Prärieleuten. Dreimal haben wir Boten zu ihnen geschickt. Und jedesmal wurden wir mit Pfeilschüssen begrüßt. Und so haben wir nun unsere Herzen hart gemacht und stehen für uns selber ein, wenn es sein muß. Kannst du mir garantieren, daß die Bergbewohner uns ihre Freundeshand bieten, wenn wir sie aufsuchen?«
Fors stieg das Blut in die Wangen. Er fürchtete, die Antwort auf diese Frage zu kennen. Fremde waren Feinde – das war die uralte Regel. Aber warum mußte das so sein? Dieses Land war groß und reich, und Menschen gab es wenige. Es war genug für alle da. Und in den alten Zeiten hatten die Menschen Schiffe gebaut, die Meere befahren und noch mehr große Länder entdeckt.
Er sprach seine Gedanken aus, und Arskane stimmte ihm aus ganzem Herzen zu.
»Du denkst gute Gedanken, Kamerad. Warum sollte Mißtrauen herrschen zwischen uns, nur weil unsere Haut von verschiedener Farbe ist, und wir verschiedene Sprachen sprechen? Mein Volk lebt vom Ackerbau; wir pflanzen und säen, züchten Schafe, die uns die Wolle liefern, aus denen wir unsere Mäntel und Decken weben. Aus Ton stellen wir Töpfe und Krüge her und brennen sie steinhart. Wir regen unsere Hände und haben Freude daran. Die Präriebewohner dagegen sind Jäger; sie zähmen wilde Pferde und züchten ihr Vieh. Sie ziehen umher und sehen ferne Stätten. Und dein Volk?«
Fors kniff die Augen vor der Sonne zusammen. »Mein Volk? Wir sind nur ein kleiner Stamm aus wenigen Klans, und im Winter müssen wir oft darben, denn die Berge sind ein karges Land. Doch vor allem lieben wir das Wissen; wir plündern die Ruinen und versuchen die Dinge zu verstehen und wieder zu erlernen, durch die die Alten groß geworden sind. Unsere Medizinmänner bekämpfen die Krankheiten des Körpers, unsere Lehrer und Sternmänner die
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