TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
...«
Arskane zögerte, Fors jedoch kam ihm zuvor.
»Ich bin kein Speermann und jetzt auch kein Bogenschütze mehr. Aber ich trage ein Schwert am Gürtel und kann es wohl handhaben. Gehen wir?«
Arskane hatte ihn beim Wort genommen, und der Trab, den er vorlegte, ging doch ein wenig über Fors' Kräfte. »Wie weit?« keuchte er wenige Minuten später.
»Das kann ich nur schätzen. Die Trommel ist für die Wüste gedacht. Hier trägt ihr Klang vielleicht weiter.«
Noch zweimal an diesem Tag hörten sie über die fernen Hügel den dumpfen Ruf. Er werde so lange wiederholt, sagte Arskane, bis die Kundschafter alle zurück seien.
Am nächsten Tag durchquerten sie Landstriche, die Fors noch nie auf einer Karte verzeichnet gesehen hatte, am dritten jedoch kamen sie an einen Fluß, den Fors für denjenigen hielt, den er bereits einmal überquert hatte. Einen großen Teil des Tages verbrachten sie damit, ein Floß zu bauen. Die Strömung trug sie meilenweit von ihrer Route ab, bis sie es schafften, das andere Ufer zu erreichen.
Bei Sonnenuntergang hörten sie wieder die Trommel, diesmal so nahe, daß es wie Donner klang. Arskane war erleichtert, bewies dies doch, daß sie die richtige Richtung gewählt hatten. Doch während er lauschte, fuhr die Hand an den Griff seines Messers.
»Gefahr!« Er las die Worte aus dem Trommelrhythmus. »Gefahr – Tod – geht um – Gefahr – Tod – in – der – Nacht ...«
»Ist das die Bedeutung?«
Arskane nickte. »Die Trommelsprache. Aber noch nie habe ich diese Worte gehört. Ich sage dir, Bruder, dies ist keine gewöhnliche Gefahr. Horch!«
Doch Fors hatte den anderen Klang auch schon gehört. Das leise Tap-tap war die Antwort, weiter fort, als das Klan-Signal, aber deutlich.
Und dann übersetzte Arskane ihm die Botschaft. »Hier Uran – ich komme ... Das ist Uran mit dem schnellen Arm, der Führer der Kundschafter. Er ist nach Westen gegangen. Und ...«
Noch einmal unterbrach ihn ein Trommeln, wieder sehr leise.
»Balakan kommt, Balakan kommt. Und jetzt ...« Arskane befeuchtete seine Lippen »... fehlt nur noch Noraton. Und ich, der ich nicht antworten kann.«
Doch solange sie auch warteten, es kam keine Antwort mehr. Statt dessen wurde nach einer Weile das Klan-Signal wiederholt, und dann immer wieder, die ganze Nacht hindurch.
Nur bei Morgengrauen legten sie eine kurze Rast ein, um etwas zu essen. Jetzt schwieg die Trommel. Fors fand das Schweigen unheimlich. Arskanes Miene war finster, und er drängte vorwärts, als habe er seine Begleiter vergessen.
Wild jagte davon, weiße Kaninchenschwänze leuchteten auf und waren verschwunden. Und dann sah Fors noch etwas: Am Himmel segelten schwarze Vögel. Während er sie beobachtete, löste sich einer aus dem Schwarm und glitt zur Erde. Fors packte Arskanes Arm.
»Totenvögel!« Er zwang den Südländer, stehenzubleiben. Wo Totenvögel ihr Mahl hielten, drohte Gefahr.
12.
Sie fanden eine flache Mulde im Boden, und das, was dort auf der blutgetränkten, aufgewühlten Erde lag, bot keinen schönen Anblick. Arskane ließ sich neben dem Toten auf die Knie nieder, während Lura die häßlichen Vögel anfauchte, die mit empörtem Geschrei gegen die Störung ihres Festmahls protestierten.
»Tot. Ein Speer mitten durch die Brust!«
»Seit wann?«
»Wahrscheinlich seit heute morgen. Ist dir das hier bekannt?« Arskane hielt, nach ein paar grausigen Handgriffen, einen abgebrochenen Schaft mit verschmierter, blattförmiger Spitze empor.
»Das stammt von einem Präriebewohner. Es ist eine Lanze, nicht ein Speer. Aber wer ...«
Mit einem Grasbüschel säuberte Arskane das entstellte Gesicht des Toten.
»Noraton!« Er preßte den Namen zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch. Es war der andere Kundschafter, der, der den Trommelruf nicht beantwortet hatte.
Arskane wischte sich die Hände ab. Sein Gesicht war steinern.
»Wenn der Stamm Kundschafter ausschickt, müssen die einen Schwur ablegen. Sie müssen schwören, das Schwert nicht zu ziehen, wenn sie nicht angegriffen werden. Wir wünschen Frieden. Und Noraton war ein weiser Mann, kühl und überlegt. Er hat den Kampf sicher nicht herausgefordert ...«
»Euer Volk zieht nordwärts, um sich dort anzusiedeln«, überlegte Fors laut. »Die Prärieleute haben stolze Herzen und ein rasches Temperament. Vielleicht sehen sie in euch eine Gefahr für ihre Art zu leben ... Sie legen viel Wert auf Bräuche und Überlieferungen ...«
»So, sie pflegen also ihre
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