TTB 105: Das große Abenteuer des Mutanten
die Eidechsen, noch ehe er sie sah. Alle Hänge waren von ihnen bedeckt; eine rot-braune Woge schwemmte herab zu den Toten. Er leckte sich die aufgesprungenen Lippen. Sollte er sich bemerkbar machen? Konnte er sie dazu bewegen, das Messer zu nehmen und seine Fesseln zu zerschneiden?
Lange zögerte er. Dann wagte er es. Er stieß einen heiser krächzenden Laut aus. Mehr wollten seine ausgedörrte Kehle und der noch trockenere Mund nicht hergeben.
Als Antwort flogen alle Köpfe zu ihm herum, und kalte, harte Augen maßen ihn abschätzend. Abermals machte er einen Versuch. Jetzt steckten einige der Echsen die kammbewehrten Köpfe zusammen. Dann kamen sie auf ihn zu. Fors versuchte sich aufzurichten, doch heißes Entsetzen lähmte ihn.
In jeder vierfingrigen Pfote trugen die Tiere eine Waffe – einen mit Dornen besetzten Zweig!
11.
»Nicht! Ich – Freund! – Euer Freund ...«, stammelte Fors. Doch die Worte verhallten ohne Wirkung; die Eidechsen verstanden sie nicht. Der lautlose, drohende Vormarsch ging weiter.
Aufgehalten wurde er schließlich von etwas anderem, einem Zischlaut, der vom Abhang oberhalb der hilflosen Gefangenen kam. Und dieses Zischen schienen die Echsen zu verstehen. Fast mitten im Schritt hielten sie an. Ihre fadendünnen Zungen zuckten ein und aus, ihre dunkelroten, gezackten Kämme waren steif aufgestellt.
Steine rollten herab. Vergebens versuchte Fors den Kopf zu wenden, um zu erkennen, was da kam. Lura drehte und wand sich krampfhaft.
Eine der Eidechsen trat vor, den Dornenspeer wurfbereit in der Pfote. Die schuppige Kehle schwoll; ein Zischen kam heraus. Es wurde prompt beantwortet, und gleich danach hörte Fors vier Worte, die sein Herz schneller klopfen ließen.
»Kannst du dich bewegen?«
»Nein. Und paß auf! Auf dem Boden ... Kugeln mit vergifteten Dornen ...«
»Ich weiß.« Die Antwort war ganz ruhig. »Halt' still ...«
Zum drittenmal zischte Arskane. Die Eidechsen zogen sich zurück, nur der Anführer blieb stehen, wachsam und mißtrauisch. Dann war Arskane da und durchschnitt die Fesseln der beiden. Fors versuchte, sich auf seine abgestorbenen Arme zu stützen, doch sie versagten den Dienst.
»Unmöglich ... Kann nicht ...«
Doch Arskane rieb ihm die geschwollenen Knöchel. Der Schmerz der wiederkehrenden Zirkulation war fast zuviel für den Bergbewohner. Dann zog Arskane ihn auf die Füße und schob ihn auf den rückwärtigen Abhang zu.
»Da hinauf!«
Dieser Befehl klang so dringend, daß Fors ihm mit aller Energie sofort befolgte. Lura zog sich vor ihm hinauf. Er wagte nicht mehr, sich umzusehen, sondern konzentrierte alle Kraft darauf, sich in Sicherheit zu bringen.
Arskane half ihm, so gut es ging. Der Südländer hatte noch Zeit gefunden, Fors' Messer und Schwert zu retten.
Schweigend schleppten sie sich weiter, bis Fors richtiges Gras unter den Füßen spürte. Er warf sich zu Boden. Wasser benetzte seine ausgetrocknete Haut.
Er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, als er erwachte. Arskane versuchte, ihm etwas Brühe einzuflößen, und er schluckte gierig, bis sich seine Augen von selber schlossen und er wiederum in tiefen Schlaf fiel.
»Wie hast du uns gerettet?« fragte er Stunden später. Er lag bequem auf einer Lagerstatt aus Farnen und Blättern.
Arskane hockte auf der anderen Seite des Feuers und schnitzte an einem Schaft für seinen kurzen Jagdspeer.
»Das war nicht schwer, als die Tierwesen erst einmal tot waren.« Der Freund lächelte, und seine weißen Zähne blitzten in seinem dunklen Gesicht. »Ich sage dir ehrlich, Bruder, hätten jene noch geatmet, hätte dieses Abenteuer leicht anders ausgehen können.
Als ich hier im Wald erwachte und sah, daß du fort warst, dachte ich zuerst, du wärest auf Nahrungs- oder Wassersuche. Aber ich war trotzdem unruhig. Ich aß. Hier gibt es dicke, dumme Kaninchen, die sich leicht fangen lassen. Und da hinten ist der Bach. Das machte mich noch unruhiger, denn da Nahrung und Wasser so nahe waren, hättest du mich niemals alleingelassen, vor allem nicht so lange. Also verfolgte ich unsere Spuren zurück. Am Weg fand ich dann auch die Stelle, wo die Tierwesen im Hinterhalt gelegen und dir aufgelauert hatten. Und dann kam ich ans Tal der Eidechsen ...«
»Wie hast du eigentlich deren Angriff aufgehalten?«
Arskane untersuchte einen Haufen Steine, die er aus dem Bach geholt hatte, wog sie in den Händen und sortierte sie. Den glatten Speerschaft hatte er beiseite gelegt.
»Das Eidechsenvolk kenne
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