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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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heraus.
    »Hehehe!« Sein schrilles Gelächter wurde von den Wänden der Kapsel zurückgeworfen.
    Wade lehnte sich gegen das Schott. In dem hier herrschenden Halbdunkel war nur wenig zu erkennen. »Was haben Sie jetzt vor?« erkundigte er sich gelassen.
    Das Gebiß des anderen blitzte. »Sie werden mich mitnehmen«, kündigte Castlemould an. »Ich bleibe bei Ihnen.«
    »Hier ist nur Platz für einen.«
    »Dann bin eben ich der eine .«
    »Sie können die Kammer nicht bedienen.«
    »Zeigen Sie es mir!« befahl Castlemould.
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Wenn Sie es nicht tun, erschieße ich Sie.«
    Wade beherrschte sich nur mühsam. »Was wird aus mir, wenn ich Ihnen die Bedienung der Kammer erkläre?« fragte er.
    »Dann bleiben Sie hier, bis ich zurückkomme.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Das müssen Sie aber wohl oder übel, junger Mann«, meinte der Kommissar spöttisch. »Los, zeigen Sie mir, wie das komische Ding funktioniert!«
    Wade griff in seine Tasche. »Vorsichtig!« warnte Castlemould.
    »Darf ich nicht einmal die Bedienungsanweisung herausholen?«
    »Doch, aber keine schnellen Bewegungen. Die Bedienungsanleitung, was?«
    »Sie würden bestimmt kein Wort davon verstehen.« Wade holte etwas aus seiner Tasche.
    »Was haben Sie da in der Hand?« fragte Castlemould. »Das ist kein Papier.«
    »Ein Riegel Schokolade«, erklärte Wade genießerisch. »Ein dicker, süßer Riegel Vollmilchschokolade mit ganzen Nüssen.«
    »Geben Sie ihn her!«
    »Hier. Nehmen Sie ihn.«
    Der Kommissar griff hastig danach. So hastig, daß er stolperte, wobei der Lauf seiner Waffe zu Boden zeigte. Als der Alte stürzte, faßte Wade ihn am Kragen und am Hosenboden. Hochkommissar Castlemould flog in hohem Bogen aus dem Luk und krachte auf den Gehsteig.
    Überraschte Ausrufe. Die Polizisten waren entsetzt. Wade warf den Riegel Schokolade hinterher.
    »Schweinehund!« brüllte er dazu und wäre vor Lachen fast erstickt, als der Riegel von Castlemoulds kahlem Schädel abprallte.
    Dann knallte er das Luk zu und drehte das große Handrad, bis der Einstieg hermetisch versiegelt war. Er schnallte sich an, überprüfte seine Instrumente und legte dann einen Schalter um. Während dieser Zeit schmunzelte er noch immer vor sich hin, weil er sich überlegte, welche Ausreden der Kommissar wohl erfinden würde, um den Riegel Schokolade für sich selbst behalten zu können.
    Augenblicke später war die Kreuzung wieder leer und die Kugel verschwunden. Nur ein bläulicher Rauchschleier hing noch in der Luft, aber eine leichte Brise sorgte dafür, daß er nicht lange sichtbar war. Auch der beißende Gestank verflog rasch. Die herrschende Stille wurde nur durch ein klagendes Geräusch unterbrochen.
    Durch das weinerliche Gejammer eines hungrigen alten Mannes.
     
    *
     
    Die Kammer bebte in allen Fugen, als sie endlich wieder anhielt. Das Luk öffnete sich und zeigte Wade, der herausgeklettert kam. Seine Assistenten und zahlreiche Studenten strömten aus dem Kontrollraum und umringten ihn.
    »He!« sagte sein Freund. »Du hast es also geschafft, alter Junge. Meinen Glückwunsch!«
    »Oh, es war ganz einfach«, gab Wade zurück und winkte bescheiden ab, als die übrigen klatschten.
    »Das muß wirklich gefeiert werden!« meinte sein Freund. »Ich lade dich heute abend ein – zu dem größten Steak, das du je gesehen hast. He, was ist denn plötzlich in dich gefahren?«
    Professor Wade war puterrot geworden.

 
Liebes Tagebuch
     
    10. Juni 1964
    Liebes Tagebuch,
    ganz ehrlich gesagt habe ich dieses verdammte möblierte Loch, das meine Wirtin Zimmer zu nennen wagt, allmählich so satt, daß mir fast schlecht bei dem Gedanken daran ist.
    Das Fenster ist völlig verdreckt – selbst am Sonntagmorgen bilde ich mir meistens ein, daß es draußen regnet, obwohl gelegentlich sogar die Sonne scheint.
    Und die herrliche Aussicht! Unterwäsche, die tropfnaß auf der Leine hängt. Strümpfe, Hemden, blaue Arbeitsanzüge – eine bunte Mischung. Kein Wunder, daß man dabei trübsinnig wird und sich wünscht, man wäre schon tot. Ein richtiges Hundeleben.
    Und der übergeschnappte Trottel in dem Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite des Flures. Der Kerl vermiest mir das Leben noch mehr. Wo er nur das Geld für die Whiskymengen hernimmt, die er Tag für Tag säuft? Wahrscheinlich beraubt er alte Damen. Ständig besoffen – grölt unanständige Lieder und lauert mir in diesem finsteren Flur auf, der wie eine Kulisse zu einem Frankenstein-Film

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