TTB 107: Gefängnis im All
Stellen auf seinem Gesicht zu urteilen, war zu bewundern.
Der Flottenkapitän, soweit Warren sehen konnte, hatte aufgegeben. Peters tat ihm leid, und er schämte sich ein wenig, daß er ihm nicht den seinem Rang zukommenden Respekt erwiesen hatte – aber er war so damit beschäftigt gewesen, die beiden Parteien daran zu hindern, sich gegenseitig umzubringen, daß ihm keine Zeit für Höflichkeiten geblieben war. Außerdem tat ihm der Flottenkapitän auch leid, weil diesem eine unangenehme Überraschung bevorstand.
»Ich werde mit dem Leutnant gehen«, erklärte Warren.
Der Flottenkapitän biß hörbar die Zähne zusammen. »Wie Sie wollen«, sagte er steif und wandte sich dann an die übrigen von Warrens Gruppe. »Sie haben ebenfalls die Wahl. Ich hoffe, daß wenigstens einige von Ihnen ...«
»Meine Offiziere werden tun, was ich ihnen sage«, unterbrach Warren ruhig. Um den Schlag etwas abzuschwächen, fügte er hinzu: »Bis wir über beide Seiten dieser Frage völlig orientiert und imstande sind, eine endgültige Wahl zu treffen, werden wir zusammenbleiben und zunächst mit dem Leutnant gehen.«
Peters wandte sich ab, rief seinen Männern Befehle zu, sich zu zerstreuen und ging davon. Innerhalb von Sekunden hatte Kelso die Komiteemänner als Eskorte eingeteilt, und Warren fiel plötzlich auf, daß alle Mitglieder der Eskorte den Leutnant an Rang übertrafen, seinen höflichen Anordnungen jedoch augenblicklich und willig Folge leisteten. Als sie dann den Hügel zum Posten hinanstiegen – Kelso unterdrückte nur mühsam ein triumphierendes Lächeln –, kam Peters zurück.
»Ich bin äußerst gespannt auf die neuesten Kriegsnachrichten, Leutnant«, sagte Peters in betont neutralem Ton. »Ich nehme an, Sie haben nichts dagegen, wenn ich eine Weile zuhöre, was die Neuankömmlinge zu sagen haben?«
Gegen diese durchaus gerechtfertigte Bitte ließ sich nichts einwenden, und Warren überlegte, ob er nicht etwas zu hastig mit seiner Beurteilung von Peters' Charakter gewesen war. Im Augenblick erschien ihm der Flottenkapitän nicht als ein Mann, der leicht aufgab ...
Den ganzen Weg bis zum Posten ging Peters jedoch schweigend neben Warren her, der das Schweigen wahrnahm, um die Anlage näher zu betrachten. Die Befestigung des Postens war etwa sechs Meter hoch und bestand aus Baumstämmen, die tief in den Boden getrieben worden waren. An den Ecken wurde sie geschützt von vier massiven Bäumen, deren untere Zweige bis zur Höhe der Befestigung abgeschlagen waren. In den höhergelegenen starken Ästen schienen Verteidigungs- oder Beobachtungsplattformen angebracht zu sein, die durch ein System von Leitern mit der Plattform verbunden waren, die an der Innenseite der Befestigung entlanglief. Da die Position der Eckpfeiler eher von der Natur bestimmt war als von menschlicher Planung, war die Struktur nicht ganz viereckig, und die Wände, die sich zu den kleineren dazwischenliegenden Stützbäumen hinzuneigen schienen, waren alles andere als gerade. Der Eingang war einfach ein Teil des Holzwalles, der herabgelassen wurde wie eine Zugbrücke und sofort, nachdem sie hindurchgegangen waren, wieder hochgezogen wurde.
Auch innerhalb der Befestigung hatte man reichlichen Gebrauch von natürlich wachsenden Bäumen gemacht, welche die Hauptstützen verschiedener Gebäude bildeten oder unter denen kleinere Hütten gebaut waren, die bis in die oberen Zweige reichten. Soweit Warren sehen konnte, waren von allen Bäumen nur die unteren Äste entfernt worden, so daß alles innerhalb der Befestigung im Schatten lag. Er begann zu erkennen, daß der Komitee-Posten weitaus größer war, als er angenommen hatte, und daß es praktisch unmöglich war, ihn aus der Luft zu sehen – geschweige denn aus dem Weltraum.
Sie wurden in ein großes Holzgebäude geführt, dessen eine Wand von einem langen Tisch mit Bänken zu beiden Seiten eingenommen wurde, während die anderen drei Wände mit Regalen bedeckt waren, auf denen sich Hunderte von losen Aktenblättern befanden. Warren wunderte sich flüchtig, woher all das Papier kommen mochte, und setzte diese Frage zu den übrigen auf seine geistige Liste. Obgleich man von den Baumstämmen der Wände und der Decke die Rinde geschält hatte, war es zu dämmerig im Raum, um Einzelheiten erkennen zu können.
»Wenn die Sonne höher steigt, werden Sie besser sehen können«, erklärte Kelso, als er bemerkte, wie Warren sich umblickte. »Das Verhör kann warten bis nach dem Frühstück – es gibt
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