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TTB 107: Gefängnis im All

TTB 107: Gefängnis im All

Titel: TTB 107: Gefängnis im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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Warren erwartete, Sarkasmus in den Zügen des Commanders zu sehen, aber er täuschte sich. Einige Sekunden lang starrte er auf seinen Helm, unfähig zu sprechen.
    »Was werden Sie nun tun, Sir?« fragte Hutton ruhig.
    Warren räusperte sich. »Unsere interstellare Zivilisation fällt in sich zusammen – genau wie die Zivilisation der Bugs«, sagte er. »Ich habe ein großes Schiff in einigermaßen gutem Zustand. Ich habe mehr als tausend Männer an Bord, die mir persönlich ergeben sind, und ich habe einen Offizier, der mich hinsichtlich der politischen Aspekte jeglicher Situation beraten kann. Es sollte möglich sein, von dieser zerfallenen Zivilisation ein Stückchen für uns zu erlangen, es festzuhalten und darauf eine Ordnung zu errichten, welche die Tendenz des Rückfalls in die Barbarei – was in isolierten, vorher von der Mutterwelt abhängigen Kolonien eintritt – aufhalten oder vielleicht sogar zurückdrängen mag. Das ist es, was ich versuchen will, zu tun. Sie dagegen haben eine viel schwerere Aufgabe vor sich.
    Wenn Sie das nicht glauben«, fuhr er grimmig fort, »dann denken Sie einmal kurz darüber nach, was Sie eigentlich sind.«
    Warren blickte in die Gesichter vor ihm. Nun würde er ihnen den Grund sagen, warum einhundertundzweiundvierzig Kampfoffiziere gestorben waren – den wahren Grund.
    »Sie sind ein Planet von wissenschaftlich ausgebildeten, psychologisch stabilen und hochintelligenten menschlichen Wesen, und soweit dies möglich war, sind alle unbeständigen und ungesunden Einflüsse unter Ihnen beseitigt worden. Sie befinden sich damit in einer einzigartigen Lage, und ich erwarte sehr viel von Ihnen und Ihren Nachkommen. Einige von Ihnen mögen geglaubt haben, daß sie sich ihren Verpflichtungen und ihrem Diensteid entzogen, indem sie Zivilisten wurden, aber so ist es nicht. Sie haben unermeßlich stärkere und tiefere Verpflichtungen – die Verantwortung eines zivilisierten Menschen gegenüber dem Wilden.
    Ich kann Ihnen nicht in allen Einzelheiten sagen, was Sie tun sollen«, sprach Warren weiter. »Mein Rat ist jedoch, daß Sie, was die Technik betrifft, noch weitere zehn Jahre unterirdisch arbeiten, so daß Sie sicher sind, falls ein Bug-Schiff auftauchen sollte. Ich schätze allerdings, daß nie mehr eins kommen wird. Inzwischen werden Sie die Wissenschaft einer interstellaren Kultur am Leben erhalten und dafür sorgen, daß die Kinder mehr lernen als Holzschnitzen – eine Menge mehr! Gleichzeitig werden Sie versuchen, die Bug-Gefangenen im Berg zu lieben, zu achten und wie ihre eigenen Nächsten zu behandeln. Sie werden dafür sorgen, daß sie möglichst gesund, bequem und glücklich leben und sich fortpflanzen können. Dann werden Sie darauf achten, daß Ihre eigenen Kinder reichlich Gelegenheit haben, die Bug-Kinder zu sehen. Sie werden ihnen beibringen, diese Chlor-Atmer zu respektieren und mit ihnen zu verkehren. Natürlich wird es auch Schwierigkeiten geben, aber für ein Kind ist es nicht unmöglich, mit seinem Spielkameraden Freundschaft zu schließen. Sie haben ja auch einige ausgezeichnete Psychologen hier ...
    Irgendwann schließlich – in sechs oder sieben Generationen vielleicht – werden Sie wieder bereit sein, in den Weltraum hinauszugehen. Überall um Sie werden die Trümmer zweier vielversprechender interstellarer Zivilisationen sein, die sich begegneten, bevor sie für eine solche Begegnung reif waren. Ihre Aufgabe wird es sein, die Trümmer aufzuheben und wieder zusammenzusetzen.
    Mit einigem Glück«, fügte Warren hoffnungsvoll hinzu, »könnte eines der größten und zivilisiertesten Trümmerstücke mein Werk gewesen sein ...«
    Alle starrten ihn an – Fielding, Hutton, Hynds und die anderen –, als stünde etwas ungeheuer Fremdes und Furchterregendes vor ihnen. Warren erkannte nun, daß sein Eingeständnis der Lügen und des Doppelspiels von untergeordneter Bedeutung war und daß er ihnen etwas viel Wichtigeres zum Nachdenken gegeben hatte. Die Tatsache, daß sie das andere für wichtiger hielten, und der Ausdruck auf ihren Gesichtern, wie sie durch ihn hindurch in den Weltraum und die Zukunft blickten, sagte Warren, was er wissen wollte. Die Aufgabe würde erfüllt werden. Warren war zufrieden.
    »Nun«, sagte er endlich und nahm seinen Helm auf, um zu gehen. »Ich glaube, nun ist es soweit ...«
    Einige Sekunden später stürzte Kelso in den Raum, da der Marschall bereits länger als die vorgesehene Stunde fortgeblieben war, und Kelso gemeint hatte, die

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