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TTB 107: Gefängnis im All

TTB 107: Gefängnis im All

Titel: TTB 107: Gefängnis im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen vor ihnen standen.
    Weder Warren noch, die übrigen hatten sie kommen sehen. Sie trugen den gleichen Kilt und Harnisch wie der Leutnant und Waffen, die Armbrüsten glichen. Nach dem ersten überraschten Blick wurde Warrens Aufmerksamkeit von einem untersetzten muskulösen Mann gefesselt, der vor einiger Zeit furchtbare Verbrennungen an den Schultern, am Kopf und am linken Arm erlitten haben mußte. Die Verletzungen hatten offensichtlich auch tiefe psychologische Nachwirkungen gehabt, denn die Augen, die aus dem schrecklich entstellten Gesicht glühten, waren furchterregender als das Gesicht selbst, und dieser Mann hielt seine Armbrust schußbereit.
    Die fünf zuletzt Eingetroffenen sagten nichts. Anscheinend hatten sie genug gehört, um die Lage zu begreifen.
    Bis zu der Ankunft der Zivilisten hatte Warren gedacht, daß er ebenfalls begriffen hatte, was hier vor sich ging. Auf der einen Seite standen die Zivilisten-Offiziere, die ihre hoffnungslose Lage akzeptierten und entschlossen waren, das Beste daraus zu machen. Auf der anderen Seite stand das Komitee, das seinen Namen offensichtlich vom Flucht-Komitee ableitete, das in jedem Lager bestand, und dessen Mitglieder die Hoffnung auf Flucht nicht aufgegeben hatten. Es war normal, daß bis zu einem gewissen Grad Streit zwischen ihnen war. Die Komitee-Anhänger würden eifersüchtig und ärgerlich auf ihre glücklich dahinlebenden Gefährten sein, während die sogenannten Zivilisten sich ebenso über die anderen ärgern würden, weil ihr Kollektivgewissen ständig durch die Gegenwart und Aktivität des Komitees empfindlich getroffen wurde.
    Aber dies hier war weit mehr als bloße Abneigung. Kelso und der grauhaarige Zivilist starrten sich so haßerfüllt an, als ob sie jeden Augenblick mit den bloßen Fäusten aufeinander losgehen wollten.
    Die acht mit Speeren bewaffneten Zivilisten verteilten sich, so daß sie vor den Komitee-Männern standen, deren Waffen nun erhoben waren und auf die Zivilisten zielten. Die Lage hatte sich plötzlich so zugespitzt, daß jede Sekunde der Kampf entbrennen konnte, und Warren, der sich seiner Position im Mittelpunkt aller Dinge nur allzu bewußt war, fiel nichts, aber auch gar nichts ein, was er hätte tun oder sagen können, um den drohenden Konflikt zu verhindern.

 
3
     
    »Ich finde es nett, wenn erwachsene Männer um einen kämpfen«, sagte Ruth Fielding plötzlich. »Das schmeichelt einem Mädchen ungemein.«
    Es war eine völlig alberne Bemerkung, aber es war Major Fielding damit gelungen, in eine äußerst ernste Situation eine lächerliche Note zu bringen.
    Sowohl Kelso als auch der graubärtige Zivilist wandten sich nach ihr um, und selbst der Komitee-Mann mit dem entstellten Gesicht verzog sein narbiges Gesicht zu einem Lächeln, obgleich der Ausdruck seiner Augen Warren immer noch beunruhigte.
    Warren ärgerte sich plötzlich über sich selbst. Er hatte geistig geschlafen, und Fielding hatte die Lage auf ihre Weise entschärft und damit sein Selbstbewußtsein empfindlich getroffen.
    »Ich bezweifle ernsthaft, Major Fielding, daß man um Sie allein kämpfen wollte«, sagte er kühl, »und es ist nicht nett, wenn Offiziere untereinander kämpfen, gleichgültig aus welchem Grund.«
    »Was ich nun gern wissen würde, meine Herren«, fuhr er schneidend fort, »warum sind wir es wert, daß man um uns kämpft? Haben wir selbst überhaupt eine Wahl in dieser Angelegenheit? Sind wir irgendwie Eigentum, vielleicht Arbeitssklaven?«
    »Oh, nein, Sir ...!« begann Kelso.
    »Aber gewiß nicht!« protestierte der Zivilist. »Der Gedanke ist einfach lächerlich! Sie brauchen nicht zu arbeiten, bis Sie uns selbst um Arbeit bitten, glauben Sie mir. Und selbst dann wird die Arbeit leichter und sehr viel nützlicher sein als die sinnlosen Aufgaben, die Ihnen das Komitee geben würde ...«
    Er machte eine kurze Pause, um Kelso anzufahren. »Seien Sie ruhig, Leutnant«, als dieser versuchte, ihn zu unterbrechen, und sprach dann weiter: »Zum Beispiel, einige Stunden nach Ihrer Ankunft im Posten dort oben werden Sie mit dem beginnen, was unter ›Informieren‹ bekannt ist. Sie werden verstehen, daß jeder hier, Komitee-Männer und sogenannte Zivilisten, gleich wißbegierig sind betreffs der Entwicklung des Krieges und der letzten Nachrichten von zu Hause, und Sie würden also erwarten, daß man sie nach allen Neuigkeiten unserer verschiedenen Heimatplaneten ausfragt. Aber das Informieren schließt viel

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