Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

TTB 108: Die Pest kam von den Sternen

Titel: TTB 108: Die Pest kam von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
Vom Netzwerk:
begann, eher das Aussehen eines Polizisten oder Preisboxers. Und doch war er Arzt, und ein guter Arzt obendrein. Wenige Wochen noch, gegen Ende Juni, dann würde er seine Tätigkeit als Assistenzarzt einstellen und eine eigene Praxis eröffnen. Sein Lebensweg war klar vorgezeichnet, es würde keine Pannen geben.
    Killer Dominguez schien das vollkommene Gegenteil Sams zu sein. Er war hager, mittelgroß, drahtig und ein wenig nervös. Seine knochigen Hände lagen fest um das Steuerrad, seine Muskeln waren gespannt, unablässig bewegten sich seine Kinnbacken und schoben den Kaugummi von einer Seite des Mundes in die andere. Er hatte sich ein dickes Kissen untergelegt, um über das Instrumentenbrett hinwegsehen zu können, und seine zu klein geratenen Füße schienen kaum Gas- und Bremshebel zu erreichen. Aber er war der beste Fahrer des Hospitals, in dessen Dienste er getreten war, nachdem er sechzehn Jahre lang Erfahrungen als Taxifahrer gewonnen hatte. Die Straßen der Stadt waren seine Welt, und er fühlte sich nur dann am richtigen Platz, wenn er einige Tonnen Stahl durch den brausenden Verkehr steuern konnte.
    Die Räder kreischten, als sie in die 7. Avenue einbogen und auf die Menschenmenge zusteuerten, die sich an einer Ecke gebildet hatte. Ein Polizist in blauer Uniform winkte sie an den Straßenrand.
    »Ein Unfall, Doktor«, sagte er, als Sam mit dem schweren Metallbehälter aus dem Wagen stieg. »Der Mann bediente einen der alten Straßenaufzüge. Irgendwie geriet er mit seinem Bein zwischen Fahrstuhl und Schacht. Das Bein wurde ihm fast abgerissen, bevor der Lift zum Halten kam. Ich stand drüben an der Ecke und hörte ihn schreien.«
    Sam warf dem Polizisten einen schnellen Blick zu, bevor sich die Menge vor ihm teilte. Der Uniformierte war jung und ein wenig nervös, aber er schien seinen Dienst ernstzunehmen. Dann standen sie vor dem Fahrstuhl, und Sam ließ seinen Blick über die Szene schweifen, bevor er den grauen Kasten öffnete. Der Lift war einen knappen halben Meter unter dem Straßenniveau zum Halten gekommen. Auf seinem Boden lag ein massiger grauhaariger Mann von etwa sechzig Jahren. Das linke Bein hatte er angezogen, es lag in einer großen Blutlache. Das rechte Bein war zwischen der Metallkante des Lifts und dem Schacht eingeklemmt. Die Augen des Mannes waren geschlossen, seine Haut war weiß und wächsern.
    »Wer kann diesen Fahrstuhl bedienen?« fragte Sam und musterte die Gesichter, die ihn umgaben. Die Menschenmenge teilte sich, um einen jungen Burschen durchzulassen.
    »Ich, Doc, ich kenne mich aus mit dem Ding. Kleinigkeit. Ein Druck auf den roten Knopf, und es geht abwärts. Der schwarze Knopf ist für die Fahrt nach oben.«
    »Wissen Sie nur, wie der Lift funktioniert, oder haben Sie ihn wirklich bedient?« fragte Sam, während er das feinfühlige Kontrollinstrument gegen die Innenseite des Handgelenkes des Verunglückten preßte.
    »Natürlich habe ich ihn bedient – oft genug«, sagte der junge Bursche leicht gekränkt. »Ich habe Kisten befördert und mußte mehr als einmal ...«
    »Großartig. Übernehmen Sie die Kontrolle und lassen Sie den Lift einen Fuß sinken, wenn ich es Ihnen sage. Wenn ich ›Aufwärts‹ rufe, bringen Sie ihn wieder auf Straßenniveau.«
    Die Zeiger des Kontrollinstrumentes gaben sofort genaue Werte. Körpertemperatur unter normal, Blutdruck und Puls zu niedrig und zu langsam für einen Mann vom Alter des Verunglückten. Er hatte einen schweren Schock erlitten und wahrscheinlich eine Menge Blut verloren. Sam sah, daß das rechte Hosenbein zerrissen war, und er klappte die Fetzen weit auf. Das Bein des Mannes war oberhalb des Knies fast völlig abgetrennt worden. Ein schwarzer Ledergürtel, der tief in das Fleisch einschnitt, lag um den Stumpf. Sam blickte zu dem Polizisten auf.
    »Haben Sie das gemacht?«
    »Ja. Ich sagte Ihnen ja, daß ich in der Nähe war, als es geschah. Nach unserer Dienstvorschrift dürfen wir Verunglückte nur im äußersten Notfall berühren. Ich hielt das für einen solchen Fall. Ich wußte, daß die Blutung zum Stehen gebracht werden mußte. Ich nahm seinen Gürtel und schnürte das Bein ab. Dabei verlor er das Bewußtsein.«
    »Sie haben richtig gehandelt. Er kann sich bei Ihnen bedanken, daß Sie ihm das Leben gerettet haben. Drängen Sie nun die Menschen zurück und sagen Sie meinem Fahrer Bescheid, daß er mit der Trage kommt.«
    Sams Hände ruhten nicht, während er sprach. Er entnahm dem Kasten den elektrisch betriebenen

Weitere Kostenlose Bücher